Die elfte Partie sah eine Spanische Eröffnung zwischen Herausforderer Sergej
Karjakin und Weltmeister Magnus Carlsen. Karjakin mit Weiß holte aus der
Eröffnung außer einem leichten Druck nichts heraus.
Carlsen komplizierte das Mittelspiel und hatte zeitweise einen Bauern weniger, dafür einen mächtigen Freibauern. Das Spiel endete unentschieden im 34. Zug nach drei Stunden und zwanzig Minuten. Nun hängt bei einem Stand von 5,5:5,5 alles an der letzten Partie, die am Montag gespielt wird. Sollte auch sie remis enden, gibt es ein Stechen. Am Sonntagmorgen bringen wir einen ausführlichen Bericht unseres Reporters Ulrich Stock und die Videoanalyse von Großmeister Jan Gustafsson.
Kommentare
Und wieder war Carlsen der aktivere Spieler.
,,Von Anbeginn nach dem Modus „Tie-Break mit verkürzter Bedenkzeit“ zu spielen. Aus jeder Partie sollte ein Sieger hervorgehen. Das erhöht die Dramatik im Ganzen."
Naja, wenn Sie diese Art von Dramatik suchen, dafür gibt es die Blitz-WM. Das Herabsetzen der Zeit würde immer auf Kosten der Spieltiefe gehen. Und schließlich wollen wir ja, dass die Spieler am Brett genug Zeit zu haben, um einige Varianten durchzurechnen und so taktisch ausgefeilte Manöver aufs Brett bringen, statt unter Zeitdruck vermutlich gute Züge zu spielen. So kann eine Situation ihre ganz eigene Dramatik entfalten, wenn ein Manöver nach sechs, sieben, acht Zügen offenbart, dass einer der Kontrahenten besser gerechnet hat als sein Gegenüber und sich nun erst der Fehler des Gegners offenbart. Um diese Dramatik zu begreifen, braucht es für uns Normalsterbliche freilich die Expertise von Großmeistern, in den letzten Jahren etwa in Form des hochklassigen Peter Swidlers.
,,Besser wäre, das Reglement erlaubt mehr Transparenz. Der Zuschauer will das Knistern zwischen den Spielern spüren, ja, anfassen können, mittendrin sein wollen."
An welcher Stelle verhindert das Reglement denn Transparenz?
Völlige Zustimmung meinerseits.
Die Sache mit dem Tiebreak ist in meinen Augen ein wenig fragwürdig, aber natürlich der schnelllebigen Zeit geschuldet.
Ich muß allerdings sagen, daß diese WM wirklich etwas zäh ist, was aber auch am Stil der beiden liegt. Carlsen der geniale Minimalist, und Karjakin der Abwehr- und Konterspezialist.
Ein Match Aronian-Nakamura sähe da ganz anders aus... :)
Und was Svidler als Kommentator angeht haben Sie recht: Unerreicht!
A propos Blitz und Svidler :)
Es war 2012 Gelfand-Anand als er kommentierte und das sensationell gut. Dabei erzählte er dass er einmal in der Metro in Moskau unterwegs war und am Rand ein armer Blitzspieler saß. Er dachte: "spiele ich mal eine Partie mit dem Mann auf der Straße um 50 Euro oder so ... er hatte aber kein Geld dabei.. .und dann tatsächlich. er verlor die Partie!" Das war ihm so peinlich :) und er musste nochmal vorbei einen anderen Tag um ihn zu bezahlen. Merke: In Russland sitzen Großmeister oft auf der Straße :)
Sowas sind die Geschichten, die es braucht. Dann ist das Spiel gar nicht so wichtig, denn besonders spannend, war keiner der Kämpfe - außer der Tiebreak 2012, indem schon einige sehr gute Schnellschachpartien gespielt wurden und ich glaube auch kaum, dass es für den "normalen" Zuschauer in diesen schnellen Partien an Taktikmotiven mangelt. Wem es da mangelt - der gehört eh schon zu den guten Meistern.
Bin gespannt - beide müssen im Schnellschach ihre wahre Form zeigen. In langen Partien sind einstudierte Remis-Varianten auch in schlechter Form eher möglich, denke ich wohl.
Die Schachgemeinde wartet auf den ausführlichen Bericht...:)