ZEIT ONLINE: Herr Giloy, laut dem Amateurfußballportal Fupa hat kein Fußballer in Deutschland in dieser Saison so viele Tore geschossen wie Sie. Wussten Sie das?
Dominik Giloy: Ja, in der Winterpause hatte Fupa schon mal angerufen wegen eines Interviews, schon da stand ich mit 50 Toren auf Platz eins. Seitdem habe ich hin und wieder mal auf die Rangliste geguckt, in den letzten Wochen der Saison dann nach jedem Spiel.
ZEIT ONLINE: 93 Tore in 29 Spielen Tore. Wie machen Sie das?
Giloy: Das ist eine längere Geschichte. Mein Heimatverein, der SC Bad Sobernheim, ging 2008 insolvent. In meinem Städtchen gab es danach lange gar keinen Fußball. Erst vor Kurzem wurde wieder ein Verein gegründet, der in dieser Saison ganz unten anfangen musste, also in der C-Klasse. Und weil viele Spieler dazu- oder auch wieder zurückkamen, die schon die ein oder andere Liga höher gespielt haben, haben wir eben relativ viele Tore geschossen.
ZEIT ONLINE: Der Verein war also zu gut für die Liga, in der er spielt.
Giloy: Ein wenig, ja. Wir haben nur einmal verloren und einmal unentschieden gespielt, sonst alles gewonnen. Dabei haben wir 229 Tore gemacht.
ZEIT ONLINE: Trotzdem muss man erst mal 93 Tore schießen. Sind Sie ein klassischer Mittelstürmer?
Giloy: In meiner Jugend war ich eher ein Flügelflitzer. Das ging dann immer mehr Richtung Stürmer, je älter ich wurde. Seit dieser Saison war ich die alleinige Spitze, das Spiel war also schon ein wenig auf mich zugeschnitten.
ZEIT ONLINE: Macht Toreschießen Ihnen noch Spaß?
Giloy: Sehr viel sogar. Ich bin immer unzufrieden, wenn ich mal keines schieße.
ZEIT ONLINE: Ihre Spezialität? Rechts, links, Kopf?
Giloy: Oh Gott, ich bin überhaupt nicht kopfballstark, noch nie gewesen. Einige Tore mache ich auch mit links, aber am besten klappt's mit rechts.
ZEIT ONLINE: Ein paar Tipps für uns alle, die gerne mal häufiger treffen würden?
Giloy: Ach, ich weiß auch nicht. Es macht halt die Mannschaft, ich schieße die Tore ja nicht alleine.
ZEIT ONLINE: Aber wie sieht ein typisches Tor von Ihnen aus?
Giloy: Hm, vielleicht in den Fuß kommen, Doppelpass, steil. Am liebsten werde ich in den Lauf geschickt. Ich bin ziemlich schnell, auf 50 Metern hänge ich gerne mal einen ab. Und dann allein vor dem Torwart stehen, das ist mein Ding.
ZEIT ONLINE: Viele werden genau dann nervös. Was machen Sie? Haben Sie eine Spezialität?
Giloy: Ich lupfe gerne.
ZEIT ONLINE: Das kann aber auch peinlich werden, wenn es schiefgeht.
Giloy: Auf jeden Fall. Aber da muss man drüberstehen. Ich bin sowieso kein Typ für hundertprozentige Chancen. Es gab viele klare Dinger, die ich nicht gemacht habe. Ich mag es etwas komplizierter.
ZEIT ONLINE: Wie bewahren Sie die Ruhe vor dem Tor?
Giloy: Man muss sich im Klaren sein, dass es weitergeht, wenn es mal nicht klappt. Klingt platt, ist aber so. Bei unserer Mannschaft weiß ich immer genau, dass bald die nächste Chance kommt. Das beruhigt.
"Ich gehe auch immer zum Schiri"
ZEIT ONLINE: Ihr schönstes Tor dieses Jahr?
Giloy: Das allererste, das war nämlich auch das erste Tor der Vereinsgeschichte. Und weil in dem Ort so lange kein Fußball mehr gespielt wurde, waren gleich 200 Zuschauer da.
ZEIT ONLINE: Für welches Tor schämen Sie sich?
Giloy: Im letzten Spiel gab es einen Elfmeter, der ist gerade so reingegangen. Ein bisschen waren noch Latte und Torwart im Spiel.
ZEIT ONLINE: Die meisten in einem Spiel?
Giloy: Am letzten Spieltag beim 12:0 gegen die zweite Mannschaft der TuS Gutenberg habe ich neun gemacht.
ZEIT ONLINE: Zählt man da überhaupt noch mit?
Giloy: Also ich immer. Ich gehe auch immer zum Schiri und sage: Hier, das war jetzt das sechste. Nicht, dass der sich verrechnet.
ZEIT ONLINE: Was sagen die Gegenspieler?
Giloy: Mein letzter Gegenspieler sagte mir, dass er froh sei, mich nicht mehr wiedersehen zu müssen, weil wir ja nun aufsteigen.
ZEIT ONLINE: Gibt es auch eine Torprämie bei Ihnen?
Giloy: Nein. Ich muss auch nicht pro Tor eine Runde geben, das würde teuer werden. Aber bei dem Spiel mit neun Toren habe ich mal 'ne Kiste in die Kabine gestellt.
ZEIT ONLINE: Was machen Sie im normalen Leben?
Giloy: Ich bin Soldat bei der Bundeswehr, gehe gerne ins Fitnessstudio und ab und zu mal Tennis spielen.
ZEIT ONLINE: Hat schon ein Proficlub angeklopft?
Giloy: Nein, bisher noch nicht.
Kommentare
Scheint einer für Jogi zu sein ...
Ein Kumpel von mir schießt auf dem Bolzplatz bei jedem Kick auch immer mindestens 3 Tor. Ich kann ein Interview vermitteln falls gewünscht.
Also wirklich. So ein Quatsch-Artikel. Zumal bei Fupa noch nicht einmal alle Ligen Deutschlands statistisch erfasst werden. Irgendwo kann einer oder eine 100 Tore geschossen haben und keiner würde es erfahren.
Ein schöner Artikel und am besten gefiel mir diese Frage:
"Macht Toreschießen Ihnen noch Spaß?"
Mir gefielen sogar die erfrischend ehrlichen Antworten, vor allem diese:
ZEIT ONLINE: Zählt man da überhaupt noch mit?
Giloy: Also ich immer. Ich gehe auch immer zum Schiri und sage: Hier, das war jetzt das sechste. Nicht, dass der sich verrechnet.
Weil es beim anderen Artikel untergegangen ist, hier eine Wiederholung:
Liebes ZEIT-Team, wollt ihr die Sport-Sparte nicht lieber in "Erst-, zweit- und drittklassiger Fußball und ein bisschen Schach" umbenennen? Eure Fußballartikel sind von guter Qualität, das sage ich ohne Spott, aber ihr habt außer Fußball wirklich gar nix zu bieten. Nur mal eine Auswahl an berichtenswerten Ereignissen der letzten Wochen (wirklich alle andere Zeitungen haben berichtet):
- Nadal gewinnt zum 10. Mal die French Open
- eine 20-jährige Lettin gewinnt in einem spannenden Match als erste Spielerin der Open Era Zeit als ungesetzte Spielerin die French Open
- Flensburg Handewitt verspielt im direkten Duell gegen die Rhein-Neckar Löwen die Meisterschaft
- Alexander Zverev ist der jüngste Sieger eines ATP 1000er Turniers seit Djokovic vor 10 Jahren, größte Tennishoffnung seit Ewigkeiten
Man könnte es ewig fortsetzen... Während der French Open habt ihr genau einen einzigen Artikel (vor dem Turnier) herausgegeben, über Dominic Thiem. Für eine Zeitschrift, die vor jeder Olympiade und ansonsten auch alle paar Monate über die Kommerzialisierung und Alleinherrschaft des Fußballs jammert, ist das ein wenig unpassend. Andere Sportarten finden hier vor allem dann Erwähnung, wenn sie politischen Charakter haben (Rassismus und LeBron James oder irgendwelche Nichtschwimmer-Geschichten). Fußball hingegen ist überrepräsentiert: Wie kann man einem Spiel gegen San Marino gleich zwei Artikel widmen?
Herr Spiller, hier nur als Erinnerung ein alter Artikel: http://www.zeit.de/sport/...