Der Uni Greifswald fehlen Millionen Euro, ein Erotikkalender soll die Rettung sein. Was als spaßige Idee begann, wird zum künstlerischen Protest vor maroden Gebäuden.
Er ist jung und seine Uni braucht das Geld. Und zwar mehr als zwölf Millionen Euro. Jura-Student Marc Benedict will sich für einen Erotikkalender ausziehen. So möchte er die Hochschule in Greifswald retten. 77 Stellen sollen dort gekürzt werden, die Studenten befürchten, dass ganze
Institute geschlossen werden. Viele Gebäude sind außerdem baufällig.
Der herkömmliche Protest mit Megafon und Transparenten reicht nicht mehr. Die wenigsten schauen noch vom Handy auf, wenn vor der Mensa mal wieder der Bildungsstreik ausgerufen wird.
Deshalb nun der Erotikkalender, zwölf Monate, zwölf Models, alles Studenten der Uni Greifswald. Das klingt nach Spaß und das war es erst mal auch, denn der Vorschlag stammt von der Satirepartei DIE PARTEI. "Wir brauchen einen neuen Umgang mit der Haushaltslage, deshalb hatten wir den Kalender schon im Wahlprogramm", sagt Parteimitglied Björn Wieland.
Der Präsident wird als Modell Dezember nominiert
Doch auch andere Mitglieder des Studierendenparlaments fanden Gefallen an der Idee, mit einer Stimme Mehrheit wurde der Antrag angenommen. Das Gremium diskutierte hitzig, die Gegner beklagten Effekthascherei und Sexismus. An anderen Unis sei der Versuch bereits missglückt, dort wurden die Fotos aber auch nicht zu Protestzwecken eingesetzt.
Laut Live-Ticker dauerte die Debatte lediglich 19 Minuten. In dieser Zeit wurde der Präsident des Parlaments als Modell für den Monat Dezember nominiert, da ein Mitglied ihn "schon immer in Weihnachtsmütze sehen wollte". Der Präsident nahm an. Die Sozialisten waren dagegen. Nächster Punkt auf der Tagesordnung: Solidarität mit Berliner Flüchtlingen.
Für die Planung und Produktion gründete sich gleich nach der Sitzung eine AG, auf die der AStA sein wachsames Auge werfen soll. Die Regeln: nicht billig, nicht sexistisch, nicht teuer. Die Models, Fotografen und Designer sollen alle aus den eigenen Reihen kommen.
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"Die Nacktheit steht nicht im Vordergrund, sondern die Motivation"- 1
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Kommentare
Ein so reiches Land
und so viele marode Kinder- u. Jugendeinrichtungen, Schulen und Universitäten. Vielleicht sollten die Studenten mal ein paar Kalendee Frau v.d. Leyen schicken. Nur eine Drohne weniger könnte Wunder an der Uni bewirken. Oder aber, weg aus Deutschland, auf nach Finnland, Schweden ...da weiß man noch, das Bildung eine Investition fùr die Zukunft ist ..auch in Österreich.
Immer diese doofen Drohnen
Dieses Argument ist mittlerweile so ausgelutscht. "Wenn wir statt für Militär das Geld lieber für xyz ausgeben würden, dann fliesst in unserem Land wieder Milch und Honig."
Mir fallen da spontan einige Bahnhofs und Flughafenprojekte ein, nur eine Baustelle davon weniger "könnte Wunder an der Uni bewirken."
keine neue Idee ....
das haben schon etliche Unis und andere Organisationen gemacht. Als Fotograf finde ich das gut, als Ökonom aber bedenklich. Sex sells, das Werk soll aber nicht sexistisch sein ... hm ... kommen die Kosten rein, wird genug Aufmerksamkeit erregt ?
Vielleicht könnte die Uni mal neue Wege beschreiten. Wie wäre es mit akademischen Kursen für (Jung)Senioren in der vorlesungsfreien Zeit ? Kompakte Wissensvermittlung mit Uni Zertifikat. Das könnte doch ein Markt sein. Forschung und Lehre dürfen Kommerz nicht ausschliessen.
Markt und so
Ja, oder einfach die Noten verkaufen, wie wäre es damit? Wer kurz vor dem Durchfallen ist, darf ein paar Tausend spenden und besteht dann doch noch mit einer 2,0.
Sex sells
so what?
Gähn...
Wie wäre es mal mit den WM-News?...
Die Motivation zählt
Ich hoffe, die Studenten sehen dies, genauso wie die diversen Journalisten, genauso bei den diversen Prostituierten usw. Die Motivation zählt.
Davon abgesehen wirkt ein solcher "Protest" genauso wie eine kurzfristige Femen-Tussi, die sich "fuck Putin" auf die Brüste schreibst, allerdingst gibt es wenigstens Geld für den Kalender.