Während seine Kommilitonen das Studentenleben mit Hochprozentigem begießen, bleibt Alex nüchtern. Aus Überzeugung trinkt der Student lieber Tee.
Wenn Alex abends mit Freunden in der Kneipe sitzt, bestellt er kein Bier, sondern ein Glas Wasser. Manchmal auch einen Tee. "Ich habe das Konzept Alkohol nie verstanden", sagt der 25-jährige Student aus Lüneburg .
Alex studiert Kulturwissenschaften im Master. Seit er Student ist, hat er nicht einen Tropfen Alkohol getrunken. "So richtig habe ich Alkohol nicht probiert. Ein paar Alkopops mit 15. Und ich habe dann recht schnell entschieden, dass ich es doof finde."
Dass ein Student keinen Alkohol trinkt, ist in Deutschland eher die Ausnahme: Weniger als 10 Prozent halten es wie Alex. Für den Großteil dagegen gehört es dazu, das Studentenleben mit Hochprozentigem zu begießen – auch unter der Woche. Studien zufolge trinkt knapp die Hälfte aller männlichen Studenten regelmäßig Alkohol. Bei den Frauen ist es ein Fünftel.
Abschreckende Beispiele kennt Alex genug
Auch an der Universität Lüneburg ist das nicht anders. Doch Alex bleibt nüchtern. Auch Überredungsversuche nützen nichts. Warum? "Ein Kernpunkt ist aus meiner Sicht, wie sehr Alkohol die Persönlichkeit verändern kann. Manche Leute sind betrunken gut zu ertragen, andere weniger."
Abschreckende Beispiele kennt der Student genug. "Da pöbelte eine Kommilitonin auf meinem Geburtstag plötzlich die Gäste an und beschimpfte meine Freunde." Am nächsten Morgen verzichtete er auf eine Predigt: "Ich bin sicher nicht wie ein militanter Vegetarier, der alle davon abbringen will, Fleisch zu essen, weil dadurch so viele kleine Tiere sterben."
Ob jemand Alkohol trinkt oder nicht, macht sich für Alex nicht nur psychisch, sondern auch ganz praktisch bemerkbar: Während die einen durch die aufputschende Wirkung an einem Partyabend immer mehr in Stimmung kommen, wird er langsam schläfrig. "Manchmal schlafe ich nachmittags vor, bin aber auf der Party trotzdem total müde." Dann ist er als erster wieder zu Hause.
Manche mögen das langweilig finden, studientechnisch hat es Vorteile. Viele von Alex' Mitstudenten vernachlässigen wegen durchzechter Nächte die Uni. Alex muss sich am Morgen nach einer Party dagegen nicht zur Vorlesung schleppen. Außerdem spart er eine Menge Geld: "Für zwei Schwarztee und ein Wasser bezahlt man gut fünf Euro. Das ist schon ein günstiger Abend." Das Geld investiere er lieber in Konzertkarten.
Kommentare
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich und respektvoll. Danke, die Redaktion/ls
Nicht der aussagestärkste Protagonist
Alkoholverzicht ist jetzt nicht so unüblich: Straight Edger, Muslime... Da hätte es wohl interessante Protagonisten geben. Alex' Motivation hier ist doch eher unklar. Oder unklar von Frau Diem eingefangen.
Wieso "Motivation"??
Wenn man nichts trinkt, trinkt man eben nichts, punkt. Da muss man doch nicht nach einer "Motivation" fragen.
Es gibt eben Leute, die sehen überhaupt keine Veranlassung, ihr Denkvermögen mit Nervengift herunterzuregeln, und es gibt wohl auch genügend Beispiele für Alkoholiker, die das Suchtpotential unterschätzt haben.
Man fragt ja im allgemeinen auch keine Alkoholkonsumenten nach ihrer "Motivation" Alkohol zu trinken, oder.
Ist wohl eher normal, nichts zu trinken, als umgekehrt.
Er muss kein Bier bestellen...
mittlerweile wirkt man nicht als Weichei, wenn man nicht trinkt. Zb weil muss noch Auto fahren.
Frage ist nicht, trinkst du viel sondern kann man mit dir Party machen oder Spaß haben.
Fraglich
Ich empfinde es nicht so, in Amerika & Canada ist die Situation, wie geschrieben, dass man respektiert wird, etc.
In Deutschland mitnichten, egal ob man Chauffeur für die Trinker spielt oder nicht. Es wandelt sich so langsam, aber trotzdem wird immer wieder versucht einen zu überreden, statt zu sagen, okay ich respektiere das, und lass uns jetzt Party machen. Ich kenne Nichttrinker, die besser gelaunt sind, als Trinker... Zwar sinkt die Hemmschwelle mit Alkohol, aber das geht auch ohne.
Studientische Solidarität!
Ich habe mir vorgenommen in Zukunft echt ohne Alkohol zu studieren. Mein Bachelorstudium war flüssig genug, das hat die Sache sehr anstrenged gemacht. Mittendrin habe ich mal ne zeitlang keinen Alkohol getrunken - es war furchtbar. Man wird echt ständig blöd angeschaut, ich kann Alex' Erzählungen nur bestätigen.
Irgendwann hat mein bester Freund dann auch aufgehört Alkohol zutrinken, und zwar aus familiären Gründen: er ist Russe, und als mal wieder eine Familienfeier mit dem Vodka ausgeufert ist, hat er diesen Entschluss gefasst. In den folgenden Monaten haben wir dann gemeinsam Strategien entwickelt, um die Anti-Abstinenz-Diskussionen abzukürzen..
Am besten hat die Antwort: "Ich trinke zur Zeit keinen Alkohol gezogen"
und wenn dann weiter gefragt wird ganz einfach die Notlüge: "ich hab in letzter Zeit etwas über die Stränge geschlagen, ist nur verübergehend"
..das versteht jeder Saufstudi und die meisten finden das sogar gut! (nach weiterem Kennenlernen sollte man dann schnell reinen Tisch machen, und die Suffis verstehen es wieder: den Gruppendruck kennt jeder)