Frage: Herr Abraham, wie gut sind deutsche Lebensmittel?
Jürgen Abraham: Deutsche Lebensmittel sind hervorragend und erfreuen sich großer Beliebtheit. Das zeigt auch unser Exporterfolg. Wir produzieren im Jahr Waren im Wert von 150 Milliarden Euro, davon geht fast ein Drittel ins Ausland. Das ist ein Zeichen für die hohe Qualität und Wertschätzung, die Lebensmittel made in Germany haben.
Frage: In Deutschland ist die Wertschätzung nicht ganz so hoch. Viele Verbraucher trauen der Lebensmittelindustrie nicht über den Weg.
Abraham: Die kritische Berichterstattung in den Medien und die manchmal dramatisierten Darstellungen von Lebensmittelskandalen haben im Bewusstsein der Konsumenten Spuren hinterlassen. Die Fakten sprechen jedoch eine andere Sprache: Lebensmittel waren in Deutschland noch nie so sicher, so hochwertig und günstig wie heute. Allerdings hat die Lebensmittelindustrie keine hohe Vertrauensstellung in Umfragen bei Verbrauchern, diese orientieren sich eher an der Stiftung Warentest und den Verbraucherschutzorganisationen. Daher muss die Branche stärker über ihre tägliche Arbeit und die Qualität ihrer Produkte informieren und sollte die Kommunikation nicht allein den Kritikern überlassen.
Frage: Wie sollen Verbraucher der Industrie vertrauen, wenn diese mit ihrer Werbung und ihren hübsch aufgemachten Verpackungen ständig falsche Erwartungen schürt?
Abraham: Die Ernährungsindustrie arbeitet auf der Basis der geltenden Gesetze. Im Marketing muss mit Emotionen und Bildern gearbeitet werden, um die Produkte im Wettbewerb zu profilieren. Das verstehen aufgeklärte Konsumenten auch. Der Lebensmitteleinkauf befriedigt mehr als Hungergefühle, es geht um sozialen Status, Nachhaltigkeit und vieles mehr. Das heißt nicht, dass jede Marketingaussage akzeptiert werden muss, natürlich darf keine Irreführung des Verbrauchers stattfinden. Dazu gibt es Gesetze, mit denen entsprechende Auswüchse auch bekämpft werden. Nicht akzeptabel ist es jedoch, wenn das subjektive Meinungsbild einzelner Verbraucherschützer zum neuen Standard erhoben wird, für den es keine rechtliche Grundlage gibt.
Frage: Nicht nur Verbraucherschützer, auch immer mehr Verbraucher verstehen nicht, warum eine Kalbswiener nur 15 Prozent Kalbfleisch enthalten muss.
Abraham: Die im Lebensmittelbuch niedergelegte allgemeine Verkehrsauffassung hat sich über Jahre und Jahrzehnte gebildet; sie kann selbstverständlich Wandlungen unterworfen sein. Diese werden dann von der Lebensmittelbuchkommission in Fortentwicklung der Leitsätze berücksichtigt. In der Lebensmittelbuchkommission sind zu gleichen Teilen Verbraucherorganisationen, die Wissenschaft, die Lebensmittelüberwachung und die Wirtschaft vertreten. Das was jetzt beklagt wird, haben alle vier Gruppen, also auch die Verbraucherschützer, als das, was man von einem Lebensmittel erwarten darf, gemeinsam beschlossen. Die Leitsätze werden derzeit einer Überarbeitung unterzogen, an der wir mitwirken.
Frage: Agrarministerin Ilse Aigner plant gesetzliche Regeln für die regionale Herkunft von Lebensmitteln. Zu Recht?
Abraham: Die regionale Herkunft ist eine große Chance insbesondere für kleine und mittlere Lebensmittelhersteller. Sie können mit regionalen Spezialitäten und ihrer regionalen Herkunft erfolgreich sein. Ich bin aber dagegen, Regionalsiegel gesetzlich verpflichtend einzuführen. Damit würde man die Wettbewerbschance kleinerer Firmen wieder zunichte machen.
Frage: Wissen Sie, woher die Schweine für Ihre Schinken kommen?
Kommentare
...Das verstehen aufgeklärte Konsumenten auch....
Lebensmittel verstehen
21.01. in Berlin
Bauernhöfe statt Agrarindustrie
www.wir-haben-es-satt.de
Ich Kaufe nur was mir Schmeckt.
Das kann Billig aber auch Teuer sein. Das kann Gesund sein, aber auch aus ungesunder Herstellung sein.
Sollte ich mir mal die erlaubten Zutatenlisten (Allergene) für die ganzen Lebensmittel durchlesen und auch noch Begreifen können, gemäß ihrer teilweisen Gefährlichkeit für die Gesundheit? Oder die ganzen "Gesunden" Vitaminanreicherungen in Lebensmitteln, samt Impfstoffrückständen (Resistenzen) im Fleisch?
Da kann beim Essen nur die Gesundheit der Menschen auf der Strecke bleiben! Oder sehe ich das zu Naiv?
viel zu naiv
Ihre Sicht ist unglaublich naiv. "Was schmeckt" wird im Kindesalter festgelegt. Wenn ich meinen Kindern nur den 5-minuten-Fraß aus der Mikrowelle vor die Nase setze, dann werden die auf diesen Industriegeschmack programmiert. Genauso bei den ganzen anderen Fertigprodukten. Ich bin erschrocken, als ich mal, nur zum Spass, einen Fruchtjoghurt ohne Aromazusätze gesucht habe: von 10 Herstellern gab es nur einen, der seie Kunden nicht verarscht hat.
Ich gehe beim Nahrungseinkauf einfach nach folgender Maxime vor: alles was Geschmacksverstärker (neuerdings als Hefeextrakt getarnt) oder Aromazusätze enthält kommt mir nicht ins Haus, geschweige denn in den Mund. Damit fährt man ziemlich gut, man muss halt wieder selber kochen ;)
Im Umkehrschluss...
...ist aber nicht alles, was teuer ist, auch gut.
Ich würde das Fach Hauswirtschaft in der Schule einführen. Richtig einkaufen ist der erste Schritt zur gesunden Ernährung. Und das geht mit saisonalen und regionalen Produkten sehr gut, die dann in aller Regel auch günstig sind.
Nur, die Menschen können Waren nicht mehr richtig beurteilen und häufig sich kein vernünftiges Essen kochen. Und das will die Nahrungsmittelindustrie auch gar nicht ändern, weil sie dann den mündigen Verbraucher bekommt.
Frechheit siegt(?)
"Und das will die Nahrungsmittelindustrie auch gar nicht ändern, weil sie dann den mündigen Verbraucher bekommt."
In der Tat hat die geballte Lobby der LM-Industrie ja erst unlängst erreicht, dass Brüssel die Lebensmittelampel gekippt hat. Anstelle dieser verbraucherfreundlichen Neuerung darf sich unsere Topministerin Frau Aigner jetzt aber einer neuen Website zur Aufklärung rühmen. Wenn man dann noch solche heuchlerischen Interviews lesen muss kann mna fast nur weiis vor Wut werden.
Zu diesem Thema empfehlensert: "Die Essensfälscher" vom foodwatch-Gründer Thilo Bode. Das Buch ist zwar sehr polemisch geschrieben, enthält aber etliche Fakten zu Schummelprodukten wie Actimel, "natürlichen" Säften, Fruchtjoghurt und eben auch Schwarzwälder Schinken.
Wer das Buch gelesen hat, der kann sich über die Chupze von Herrn Abraham nicht mehr wundern.
Vergleichen hilft
Auch wenn es viele weder gerne hören wollen, noch in ihrer subjektiven Wahrnehmung wahr haben wollen. Deutschland hat im europäischen Vergleich die mit am günstigsten Lebensmittelpreise. Und das wahrscheinlich nicht nur im europäischen Vergleich, auch im Vergleich zu vielen westlichen Industrienationen. Wer gerne reist, der wird es am eigenen Leib gespürt haben. Ein holländicher Freund von mir, der hier lebt, geht zweimal die Woche essen. Nicht, weil er so wahnsinnig viel verdient, sondern weil er es im Vergleich zu Holland günstig findet, hier essen zu gehen.
Ohne jetzt pauschal über die Deutschen herziehen zu wollen, aber wenn ich mir manchmal ansehe, was sich so in den Einkaufskörben befindet, frage ich mich manchmal wirklich, wie wenig wert vielen Menschen Nahrung zu sein scheint. Und das betrifft nicht etwa die, die es sich nicht leisten können, sondern auch die, die sich gutes Essen durchaus leisten könnten. Der Beweis steht oft auf dem Parkplatz. Wie sagte hier mal einer so schön. In Frankreich stehen rostige Citroens vor den Feinkostläden, in Deutschland Porsches auf den Aldi-Parkplätzen.
Dabei kann man durchaus vergleichsweise günstig auf Wochenmärkten einkaufen. Ein Kg Äpfel kosten im Supermarkt pasuchal z.B. 1,99 Euro, egal welchse Sorte. Auf dem Markt sortenabhängig zwischen 1,20 und 1,80. Und auf dem Markt einkaufen macht obendrein auch noch Spaß. Mir jedenfalls.
alles Käse ?!
Französicher Käse aus der Normandie habe ich bei Aldi-Süd entdeckt, der die Hälfte des Preises in einem Supermache in
Paris kostet ! Ergo die Marge der Supermärkte ist in Frankreich
viel grösser zuungusten der französischen Konsumenten !
Auch andere Molkereiprodukte wie Jogurt, etc. sind in F bedeutend teurer als in D !