Der schwer angeschlagene TV-Hersteller Loewe will mit einem Antrag auf Gläubigerschutz sein Überleben sichern. Der Vorstand kündigte an, beim Amtsgericht Coburg einen Antrag auf Einleitung eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung für die Loewe AG und ihre Tochtergesellschaft Loewe Opta GmbH zu stellen. "Während der auf drei Monate befristeten Phase des 'Schutzschirms' ist Loewe vor Vollstreckungen und Zwangsmaßnahmen der Gläubiger geschützt und bleibt voll handlungsfähig", teilte das Unternehmen mit. Der Geschäftsbetrieb im nordbayerischen Kronach werde uneingeschränkt fortgeführt.
Deutschland hatte das Schutzschirmverfahren als besondere Form des Insolvenzverfahrens im vergangenen Jahr eingeführt, um angeschlagenen Unternehmen die Angst vor dem Insolvenzrichter zu nehmen. Voraussetzung ist, dass eine Zahlungsunfähigkeit lediglich droht, aber noch nicht eingetreten ist. Die Geschäfte werden dabei vom bisherigen Management geführt, das sich zudem den vom Gericht zu ernennenden Sachwalter selbst aussuchen kann.
Loewe leidet seit Jahren unter Verlusten und sinkendem Umsatz. Vor allem koreanische Konkurrenten wie Samsung oder LG setzen der Firma zu. Die Modelle aus Asien kosten oft nur einen Bruchteil der Loewe-Geräte, die häufig mit mehr als 2.000 Euro zu Buche schlagen.
Schwieriges Marktumfeld
Der Vorstand um Matthias Harsch will sich mit dem Antrag nun die Zeit verschaffen, um Loewe schneller
zu restrukturieren und die neue Unternehmensstrategie
umzusetzen. Harsch zufolge will sich das fränkische Unternehmen gemeinsam mit strategischen Partnern
und Investoren neu ausrichten. "Die Kernfrage ist: Wie positionieren wir den Fernseher im Markt", hieß es seitens Harsch bereits Anfang Juli.
Der TV-Hersteller hatte da bereits angekündigt, seinen Aktionären Ende des Monats Details zu den Verhandlungen mit potenziellen Rettern aus dem Fernen Osten zu nennen. Ein Investor soll Harsch zufolge einerseits Panels für die Flachbildschirme liefern, andererseits auch frisches Kapital mitbringen. Großaktionär von Loewe ist der selbst krisengeschüttelte japanische Elektronikkonzern Sharp .
Loewe bittet seine Anteilseigner am 31. Juli zur Hauptversammlung nach Berlin , um ihnen unter anderem offiziell zu beichten, dass das Traditionsunternehmen die Hälfte seines Eigenkapitals verbraucht hat. Üblicherweise trafen sich die Aktionäre in der Vergangenheit in München .
Kommentare
Schade drum...
Loewe/Radiofrequenz ist so alt wie der Deutsche Rundfunk
Es wäre schade, wenn dieser Klassiker vom Markt verschwinden würde oder am Ende "verramscht" würde, wie andere Hifi-Traditionsmarken (z.B. UHER)
Loewe ist nicht nur Tradition...
...denn das schützt vor dem Untergang nicht, ich denk an Grundig, Telefunken und andere in der Branche.
Aber was ist denn mit Loewe los, die waren zwar immer teuer, aber immer vorneweg.
Demnach sind sie inzwischen in Fernost überholt worden.
Vielleicht hat man bei Loewe die kreative Forschungsabteilung kurzsichtig zusammengestrichen?
Männer und Frauen, die die Hälfte ihrer Arbeitszeit scheinbar unproduktiv Löcher in die Luft glotzen, quatschen und irgendwie sinnlos spielend herumklicken und plötzliche "Heureka!" rufen, die IDEE für was kreatives Neues.
Wonach dann die sehr harte Entwicklungsarbeit beginnt mit dem geduldigen Bohren dicker Bretter unter Zeitdruck.
Ich weiß nicht, wie in Fernost Innovation läuft, bin aber sicher, dass das viele lockere Gesprächsrunden mit Potential sind.
Nix mit 1. 2. 3. und so machen wir mal, das kauft die Welt....
Vorbild für das sog. Schutzschirmverfahren ...
ist übrigens das sog. Chapter 11 des US-Konkursrechts. In D kannte man klassischerweise immer nur die fremkontrollierte Zerschlagung und Liquidation im Gläubigerinteresse. Erst seit Inkrafttreten der Insolvenzordnung hat sich das geändert, war aber immer noch sehr gläubigerorientiert. Erst mit dem neuen Schutzschirmverfahren gibt es jetzt ein recht flexibles Instrument zur Fortführung. Es bleibt so hoffen, dass es bei Loewe seriös eingesetzt und nicht nur zur klamheimlichen Insolvenzverschleppung genutzt wird und sich dieses Verfahren hier an einem recht prominenten Fall bewähren kann. Es wäre zu wünschen, wenn der Gedanke der Sanierung und Fortführung in D mehr an Bedeutung gewinnen würde und das Insolvenzrecht nicht immer so destruktiv wirken müssen. Das könnte Arbeitsplätze und Know-How in D sichern.
CHILLY
Warum ich mir kein Loewe-Gerät gekauft habe
Ich hatte das tatsächlich ernsthaft erwogen. Es dann aber seingelassen, weil ich die Extrakosten für Zusatzoptionen unverschämt hoch und das ganze viel zu kompliziert und intransparent fand.
Wenn ich einen Fernseher für 1800 Euro kaufe, dann erwarte ich einfach, daß der die wichtigsten Extrafunktionen kann, wie Sendungen aufnehmen oder Divx-Filme abspielen. Ist bei den Loewe-Geräten aber nicht unbedingt der Fall. Und wenn es geht, dann muß man z. B. zum Speichern eine zusätzliche Festplatte kaufen. Aber da geht dann nicht jede, sondern es muß eine von Loewe selbst verkaufte sein, für mehrere 100 Euro für 300 GB.
Irgendwann hatte ich keine Lust mehr, mich durch die Tabellen zu kämpfen und Preise zu addieren und habe jetzt einen Toshiba, hergestellt in Polen, der zu meiner vollen Zufriedenheit funktioniert.