Gerätehersteller bauen keine gezielten Schwachstellen in ihre Produkte ein, damit diese vorzeitig kaputt gehen. Wie die Zeitschrift Test berichtet, lieferten die Testergebnisse der Stiftung Warentest aus den vergangenen Jahren dafür bislang keine Hinweise.
Gleichwohl planen die Unternehmen, wie lange eine elektrische Zahnbürste oder ein Staubsauger halten soll. In gewisser Weise gebe es damit einen geplanten Verschleiß, heißt es in dem Bericht. Dabei gelte häufig die Regel: Je teurer, desto langlebiger.
Seit Langem hält sich unter Verbrauchern der Verdacht, dass Hersteller die Lebensdauer ihrer Geräte gezielt verkürzen . Den Unternehmen wird mitunter vorgeworfen, Geräte so zu konstruieren, dass sie kurz nach Ablauf der Gewährleistungsfrist kaputt gehen.
Mit Tricks zu mehr Umsatz
Die Auswertung von Dauertests der Stiftung Warentest aus den vergangenen zehn Jahren zeigt laut Test -Bericht aber, dass Haushaltsgeräte heute nicht häufiger kaputt gehen als früher. Dennoch gebe es Tricks, mit denen die Hersteller ihren Umsatz ankurbeln. Dazu gehören hohe Reparaturkosten, fest eingebaute Akkus, fehlende Ersatzteile, Drucker, die fälschlich leere Patronen anzeigen oder Produkte, die sich nicht reparieren lassen.
Bei ihren Geräten planen die Hersteller demnach schon bei der Produktion,
wie lange es halten soll
. Auf ein solches Haltbarkeitsdatum werden Kunden allerdings nicht hingewiesen. Laut Stiftung Warentest sind im Allgemeinen billige Geräte oft schneller Schrott als teure. Bei Waschmaschinen unter 550 Euro, Akkubohrern unter 50 Euro oder Staubsaugern unter 80 Euro sei die Gefahr groß, dass die Freude am neuen Gerät nicht lange währt.
Eine Garantie ist der Preis allerdings nicht. Die Tester listen auch kostspielige Fehlkäufe auf, wie eine Espressomaschine für 985 Euro oder eine Küchenmaschine für 340 Euro, die sich als wenig robust und wenig ausdauernd erwiesen.
Bereits eine im Frühjahr im Auftrag der Bundestagsfraktion der
Grünen
vorgelegte Studie hatte gezeigt, dass die Wirtschaft bei der Konstruktion und Herstellung ihrer Produkte einen frühen Verschleiß häufig schon mit einplant. Dies wird auch als "geplante Obsoleszenz" bezeichnet.
Kommentare
Auslegungssache
Die Vorstellung, in den Entwicklungsabteilungen der Hersteller würden genaue "Ablaufdaten" kurz nach Gewährleistungs- bzw. Garantieende in die Geräte hineinkonstruiert, das würde auch ich eher dem Bereich der Verschwörungstheorien zuordnen.
Die Aussage von Stiftung Warentest lässt m.E. aber schon recht deutlich auf den ohnehin nahe liegenden Verdacht schließen, dass häufig eben umgekehrt derselbe Erffekt erzielt wird: Man verbaut keine Teile, deren errechnete Lebensdauer über dem gesetzlichen bzw. garantierten Minimum liegt, wenn es nicht unbedingt nötig scheint.
Jetzt darf sich jeder selbst fragen, ob es so viel besser ist, wenn sich ein Hersteller zwar nicht sagt: "Mein Produkt soll genau einen Monat nach Ende der Garantie kaputt gehen" - sondern eben: "Aufgrund der verbauten Teile wird die Lebensdauer meines Produkts kaum wesentlich höher als die Garantiezeit sein".
M.E. hält sich der Unterschied für den Verbraucherund auch das moralische Urteil hierüber doch in überschaubaren Grenzen.
"Aufgrund der verbauten Teile wird die Lebensdauer...
...meines Produkts kaum wesentlich höher als die Garantiezeit sein."
Wieso sollte ein Hersteller auch anders denken? Haltbarkeit, Reparierbarkeit und Qualität werden vom Kunden nicht honoriert. Was zählt, ist der Preis, und bei Lifestyle-Produkten zunehmend die reine Optik.
Wieso sollte ein Hersteller ein Handy auf eine Haltbarkeit von 10 Jahren hin konstruieren, wenn 90% der Kunden darauf keinen Wert legen, weil sie sich nach 2 Jahren sowieso das nächste Handy holen?
Wieso sollte ein Hersteller bei der Planung für einen Fernseher auf Reparierbarkeit achten und für die nächsten 10 Jahre Eratzteile vorrätig halten, wenn der Kunde dann zum No Name-Gerät aus dem Supermarkt greift, weil das viel billiger ist (gerade erst kam bei mir im Radio die Werbung "42 FullHD LED für nur 299€!")?
Ein iPhone hat einen fest eingebauten Akku und ein Aluminium-Gehäuse, das nach einer Woche normaler Benutzung verkratzt ist, wenn man nicht vom ersten Tag an eine zusätzliche Hülle verwendet. Es wird gekauft, und nicht zu knapp.
Bei Consumer-Elektronik ist "Klavierlackoptik" inzwischen Standard. Klavierlackoptik bedeutet: billiges Plastik, auf dem man jedes Staubkorn, jeden Fingerabdruck und jeden Kratzer sofort sieht. Trotzdem gehen diese Geräte besser weg als solche mit matten Oberflächen.
Die Industrie produziert, was die Kunden wollen. Und die Kunden wollen vor allem: BILLIG!
Schmeiß weg, kauf neu!
"Für die Industrie lohnt sich Reparieren heute kaum noch. Im gnadenlosen Preiskampf nehmen viele Konzerne sogar in Kauf, dass ihre Produkte gerade mal die Mindeststandards erfüllen."
http://www.swr.de/betriff...
http://www.youtube.com/wa...
Hatte die Sendung letztes Jahr gesehen und kann dem auch teilweise aus eigener Erfahrung zustimmen.
Geplante Obsoleszenz
Das ist ein sehr interessantes Thema und hier ist noch eine gute Doku, die vor garnich so langer Zeit auf Arte kam:
http://vimeo.com/20190064
geplant ist also nicht gezielt, zumindest nicht so ganz
Das ist die Rechtfertigungslogik eines auf Konsum und Wegwerfware gegründeten Wirtschaftssystems.
Aber wer sagt, dass man da so richtig voll mitspielen muss?
Kommt vor...
Wirtschaftlicher Totalschaden kurz nach Ende der Garantiezeit: ein Siemens ME45 und ein Nokia 6500 Classic (beide mit einwandfreien Akkus), ein AEG Waschtrockner und ein Canon EF 50/1.4 und die meisten aller beruflich benutzten Laptops der letzten 20 Jahre.
Vergleicht man deutsche Stundensätze, Reparaturpauschalen, Fahrt- und Portokosten mit Fertigungskosten in Fernost und selbst in deutschen Roboterfabriken, so ist ein wirtschaftlicher Totalschaden bei vielen Geräten eigentlich der Normalfall. Erst recht bei Geräten mit schnellen Produktzyklen. Wer lässt ein Altgerät zum halben Neupreis des Nachfolgers mit doppelter Leistung reparieren?
Gewisse Geräte werden wegen der schicken Optik und Haptik gekauft, die durch Schrauben oder Batteriefachdeckel empfindlich beeinträchtigt würde.
Geklipte, verklebte und somit nicht mehr zerstörungsfrei zu öffnende Geräte sparen in der Fertigung nur Sekunden an Arbeitszeit und Pfennige an Material. Die sich allerdings bis zum Endverbraucher durch Gemeinkostenzuschläge und Handelsmargen vervielfachen. Dann ist eben Umsatzwachstum und Rendite beim nächsten Quartalsbericht wichtiger als der zwei Jahre später vergraulte Kunde. Die Konkurrenz macht es genauso und von denen weglaufende Kunden kommen zu mir.