Janka Kreye ist ratlos: Wie soll sie zukünftig noch Geld
verdienen? Sie ist freiberufliche Hebamme, und ihre Versicherung will ihr die Berufshaftpflichtversicherungen
kündigen. Kreye ist bei der Nürnberger Versicherung, genau wie ihre 13
Kollegen im Geburtshaus Charlottenburg in Berlin – und ohne
Haftpflichtversicherung dürfen sie ihren Beruf nicht ausüben.
Für sie und ihre Kollegen gehe es ums Überleben, sagt Kreye, und warnt: Deutschlands ältestes Geburtshaus stehe vor dem Aus. Dabei sei die Nachfrage von schwangeren Frauen enorm. Im Moment sei das Geburtshaus bis August ausgebucht.
Die 47-Jährige hat das Geburtshaus einst mit anderen
Hebammen gegründet. Rund 340 Kinder kommen hier jedes Jahr zur Welt. Ihnen und
ihren Müttern beizustehen, ist mehr als ein Vollzeitjob. Kreyer ist für die
Schwangeren ständig erreichbar. Sie arbeitet jedes Wochenende – schließlich
hält sich ein Kind, das auf die Welt kommen will, nicht an Terminkalender.
Mindestens zwei Mal die Woche ist die Hebamme auch nachts im Einsatz.
Eine freiberufliche Hebamme wie Kreye verdient im Schnitt rund
1.800 Euro netto im Monat. Das entspricht einem Netto-Stundenlohn von gerade
einmal 8,50 Euro. Als Jobeinsteigerin musste Kreyer noch umgerechnet etwa 350
Euro im Jahr für die Haftpflichtversicherung zahlen. In diesem Jahr wird der
Betrag bei knapp 5.100 Euro liegen. "Das sind Beträge, die man sich nicht mehr
leisten kann", sagt sie.
Jetzt haben mehrere Versicherungen angekündigt, künftig gar
keine beruflichen Haftpflichtversicherungen für Hebammen anzubieten. Jüngstes
Beispiel ist die Nürnberger Versicherung, die vergangene Woche ankündigte, ab 2015 keine Verträge mehr anzubieten. Nun machen die Hebammen mobil. Sie
sind gut organisiert und haben eine starke Lobby. Sie warnen: Ein ganzer
Berufsstand stehe vor dem Aus. Es gebe kaum noch Versicherungen, die Policen
für Hebammen anböten.
Das wollen die Geburtshelferinnen auch dem
Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) erklären. Der Ausstieg der Nürnberger
Versicherung hat den Bedarf nach einem Krisengespräch noch größer gemacht.
Am Dienstag hatte der Minister nun ins Ministerium geladen. Gröhe weiß um die Brisanz des Themas: Hebammen sind hoch angesehen. Kaum ein Elternpaar, dass nicht eine gute Hebamme wertzuschätzen weiß. Zwar betrifft das aktuelle Problem nur geschätzt rund 3.500 freiberufliche Hebammen, denn der Großteil der Hebammen ist angestellt im Krankenhaus oder betreut gar keine Geburten. Doch die Unterstützung für die Hebammen ist immens.
Die hohen Versicherungsprämien waren schon 2010 ein Thema in
der Öffentlichkeit. Damals unterzeichneten rund 200.000 Menschen eine E-Petition, um die Hebammen zu unterstützen. Sie erreichten unter anderem, dass die
Krankenkassen den Hebammen die höheren Vergütungen bezahlen müssen. Doch das reiche
in der Praxis nicht aus, sagen die Geburtshelferinnen.
Kommentare
Keiner ist bereit, zu bezahlen...
und geleistet werden soll trotzdem. Das geht hallt nicht gut. Und die Hebammen sind doch nur der Anfang.
Kinder sind nun mal ein Luxus
und diesen Luxus kann sich Deutschland einfach nicht mehr leisten. Es ist doch unterm Strich viel billiger, sich für den Niedriglohnsektor einfach Volljährige Ausländer ins Land zu holen. Die sind schon grob ausgebildet, da fallen keine Kosten für Kindergarten und Schulbesuch an.
Kinder kriegen ist einfach unsozial geworden, die Menschen sollen aufhören mit ihrem Kinderwunsch der Gesellschaft zur Last zu fallen. Wir brauchen nur ganz wenige Kinder, bevorzugt von Leuten die so reich sind dass solche Beträge keine Rolle mehr spielen, damit diese zu Unternehmenslenkern, Anwälten und dergleichen hochgezogen werden. Konsumenten auf Mindestlohnbasis kriegen wir ja überall her.
Also schaffen wir mit solchen Änderungen einfach das Kinderkriegen für Einwohner ab. Dann noch ein Haufen Urteile gegen Kinderlärm, Schließung von Tagesstätten und Schulen, und dann werden die potentiellen Gefährder, äh Eltern, sich schon einreden dass man hier eh kein Kind in die Welt setzen sollte.
Und da kommen sie wieder...
...die Ausschweifungen in den Bereich der gnadenlosen Übertreibung/Themaverfehlung, weil ja ein Lieblingsthema gestreift wird. Es gibt viele Punkte, wo man der heutigen Gesellschaft familienfeindlichkeit unterstellen könnte...aber Hebammen? Kinder sind schlicht nicht das, was hier zum Luxus gemacht wird, ebensowenig eine Betreuung vor der Geburt. Lediglich die Geburt zu Hause/im Geburtshaus mit Hebamme steht auf dem Spiel...und wieso? Weil es doch, mal ganz ehrlich, medizinisch schwerlich verantwortbar ist. Was macht man bei Komplikationen? Die Hebamme ist nicht als Arzt ausgebildet und manche Sonderwünsche könnten besondere Schwierigkeiten verursachen. Warum sollte man also seine Geburt gefährden, indem man das Krankenhaus meidet? Ich verstehe ja solche Sonderfälle wie Sylt noch, aber dass man nicht kapiert, dass das Risiko vielleicht sogar teuer zu versichern sein SOLLTE...naja, das verstehe ich nicht ganz. Kurz gesagt: Hebammen SIND ein MASSIVER Luxus, wenn man nicht gerade alle Verantwortung für ihre Fehler selbst tragen möchte...zusammen mit dem Leid, das man trägt, wenn es Komplikationen gibt. Alle Risiken eingerechnet sind Hebammen Luxusdienstleister für reiche Leute. Die haben aber wahrscheinlich einfach eine Hebamme und dazu einen Arzt, den sie sich für die Geburt einfliegen lassen können. Mich würde nebenbei interessieren, wie viel die 100 Fälle gerechnet auf die Hebammentätigkeit in Deutschland sind...und worum es bei diesen Fällen geht!
Alles Gute
Ich wünsche den Hebammen alles Gute.
Ich persönlich würde zwar nur in einer Klinik entbinden, finde es aber Gut, dass es die Wahlfreiheit gibt.
Es ist nicht nur ein alter, sondern ein sehr edler Beruf. Es ist schade, dass er in Deutschland nicht ein ähnliches Ansehen und eine ähnliche Vergütung genießt wie der Arztberuf.
Hebammen im Krankenhaus
In Deutschland darf eine Hebamme eine normale Geburt ohne Arzt begleiten, aber ein Arzt nie ohne Hebamme! Also werden auch im Krankehaus Hebammen gebraucht.
Natürlich kann man eine Geburt versichern
"Die Hebamme Janka Kreye aber klingt ziemlich hilflos. "Eine Geburt kann man eben nicht versichern""
Natürlich geht das. Man muss eben nur die entsprechende Prämie zahlen. Es kann ja wohl keiner Versicherung vorgeworfen werden, dass sie keine verlustbringende Police anbieten will. Ich vermute mal, dass sich einzelne Versicherungen zurückziehen, weil einfach nicht genügend Nachfrage herrscht.
ok, so wie sich der Artikel liest können sich die freiberuflichen Hebammen die Versicherung einfach nicht leisten. Aber dann ist der schwarze Peter nicht der Versicherungswirtschaft zuzuschieben sondern den Krankenkassen (ok, auch Versicherungen, aber anders) oder der Gesellschaft insgesamt.
Man muss sie einfach anständig bezahlen. Möglichkeiten dazu gäbe es viele. Erhöhung der Zahlungen der Krankenkassen, Zuzahlung der Anspruchsnehmer der Dienstleistung, Aufbau von Fördervereinen, etc.
Wenn das alles nicht durchsetzbar ist, sollte man sich vielleicht damit abfinden, dass es gesellschaftlich nicht gewollt (bzw nicht hoch genug geschätzt) ist.
Wie bei allen Leistungen im Gesundheitswesen
weiss man auch hier nicht genau wer was wann bezahlt. Ich kann Ihnen nur zustimmen. Wenn etwas nicht bezahlt wird dann wird es womöglich nicht gewünscht. Wenn alle Menschen privat Krankenversichert wären würden viele auch nicht wegen jedem Pickel zum Arzt gehen.
Wenn man die Kosten verschleiern kann, dann wird eine Leistung genutzt. Müsste man eine Hebamme selber zahlen, dann würde möglicherweise niemand diese Leistung in Anspruch nehmen, es gibt ja schliesslich öffentliche Krankenhäuser.
Das liegt am deutschen Gesundheitssystem und Patienten werden und wurden noch nie mit Zahlen konfrontiert. In anderen Ländern ist es gang und gäbe, dass man sich ganz privat eine Hebamme leistet, einfach weil man es schätzt und weil man gewohnt ist für seine Gesundheit zu zahlen.