Die deutsche Wirtschaft ist im Sommer wieder leicht gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im dritten Quartal 2014 im Vergleich zum Vorquartal um 0,1 Prozent. Das teilte das Statistische Bundesamt mit.
Damit ist Deutschland knapp einer Rezession entgangen: Im Frühjahr war die Wirtschaftsleistung nach korrigierten Zahlen geringfügig um 0,1 Prozent geschrumpft, auch weil weltweite Krisen Unternehmer verunsicherten. Wäre die Wirtschaft erneut zurückgegangen, hätte das als Rezession gegolten: Davon sprechen Experten bei zwei Minus-Quartalen in Folge.
"Deutschland ist daran vorbeigeschrammt", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Wir stecken aber weiter in einer Konjunkturdelle." Im laufenden vierten Quartal werde sich die Wirtschaft ähnlich schwach entwickeln. Darauf deuteten weniger Industrieaufträge und eine schlechtere Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen hin. "Von einer Wachstumslokomotive kann nicht mehr die Rede sein", sagte auch Analyst Holger Sandte von der Bank Nordea.
Unternehmen investieren weniger
Für das leichte Wachstum sorgten die Verbraucher. "Positive Impulse kamen nach vorläufigen Berechnungen vor allem von den privaten Haushalten, die ihre Konsumausgaben kräftig erhöhten", hieß es vom Statistischen Bundesamt. Insgesamt habe sich die deutsche Wirtschaft in einem schwierigen weltwirtschaftlichen Umfeld als stabil erwiesen. Der Außenhandel schob endlich wieder die Konjunktur an: Die Exporte stiegen stärker als die Importe.
Dagegen schrumpften die Investitionen, vor allem, weil Unternehmen erheblich weniger Geld in Anlagen wie Maschinen oder Fahrzeuge steckten. "Am meisten beunruhigt die Investitionsschwäche, denn heute unterlassene Investitionen schlagen sich morgen in verringerter Produktivität nieder", sagte Nordea-Ökonom Sandte. Viele Unternehmen halten sich angesichts der zahlreichen geopolitischen Risiken mit größeren Ausgaben zurück.
Im Vergleich zum dritten Quartal 2013 legte das Bruttoinlandsprodukt um 1,2 Prozent zu. Auch für das Gesamtjahr 2014 dürfte es zu einem Wachstum von rund 1,2 Prozent reichen, sagen die meisten Experten voraus. Für das kommende Jahr gehen die Prognosen aber auseinander: Während die Bundesregierung eine leichte Beschleunigung auf 1,3 Prozent erwartet, gehen die Wirtschaftsweisen von einem Rückgang auf 1,0 Prozent aus.
Die Wirtschaft in Frankreich wuchs im dritten Quartal überraschend stark – besser als in Deutschland: Das französische BIP legte von Juli bis September um 0,3 Prozent zum Vorquartal zu, wie das französische Statistikamt Insee mitteilte. Für Frankreich ist es das erste Plus in diesem Jahr. Zu Jahresbeginn hatte es eine Stagnation gegeben, im Frühjahr ein Minus von 0,1 Prozent.
In Italien herrscht dagegen erneut Rezession: Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte um 0,1 Prozent. Bereits im Frühjahr war die Wirtschaftsleistung des Landes um 0,2 Prozent zurückgegangen. Die italienische Wirtschaft kommt seit Jahren nicht aus ihrem Tief. Die Regierung erwartet, dass das BIP 2014 um 0,3 Prozent schrumpfen wird.
Kommentare
Jetzt haben wir uns ein paar Jährchen
in der wohligen Gewissheit gesonnt Spitzenreiter zu sein und nun das böse Erwachen. Es ist alles kein Selbstläufer man muss auch etwas dafür tun, dass es gut läuft. Stattdessen haben wir von der GroKo bislang nur Klientelpolitik gesehen (was der FDP übrigends zum Verhängnis wurde) und mit der schwarzen Null wird ein Schein von Solidität gewahrt wohlwissend dass die Kosten noch auf uns zukommen werden.
Wir brauchem endlich mal wieder Politiker mit Visionen, die nicht nur im 4 Jahresrythmus denken sondern sich dem Land verpflichtet fühlen.
Entfernt. Wir wünschen uns eine sachliche Diskussion. Danke, die Redaktion/sg
Ja mein Gott
Selbst, wenn es soweit wäre, dann schreibt man halt die Definition für eine Rezession um und wir können wieder feiern. Oder handelt es sich hier um ein Naturgesetz?
Ein System, dass davon abhängt, dass dauerhaft konsumiert wird..
...kann irgendwann nur kollabieren. Ist doch klar, dass das nicht funktionieren kann, oder dass die Konsequenz irgendwann heißt, dass all unsere Sachen immer schneller kaputt gehen (müssen), damit sich das Rad weiter dreht.
Fortschritt kann ich das dann aber nicht nennen.
Obsolezenz
So ist es.
Seit etwa zehn Jahren merke ich das auch persönlich, dass die Dinge nicht mehr halten.
Weiceh Sohlen werden bei Schuhen für unter 30 Euro eingesetzt, die dann schnell abgerieben werden und man muss neue kaufen.
Dass es auch für den selben Preis anders geht, beweist ein paar Treter, den ich noch von 1996 habe, allerdings habe ich den 5 Jahre lang in der Ecke stehen lassen, doch die neu gekauften (Günstig-)Schuhe halten nur 2 Jahre maximal.-
Dann diese Uninnigkeiten von Quecksilbergefäßen, die man Energiesparlampen schimpft. Die Glühlampen koten 50 cent, da kann keinen Gewinn machen.
Ich vermute auch, dass es so was wie ein Kartell gibt, wo sich alle absprechen, kommt wir machen das und das, damit die Dinge schneller kaputt gehen. Würde sich nur eine Firma das erlauben, könnten dies gar nicht durchziehen.
Das gesamte System erinnert nicht nur an George Orwell, es ist nur eine andere Variante, als 1984.
Und da sind so viele Experten, Ökonomen die sich VOLKS-Wirtschaftler nennen, die das alles nicht begreifen?
Und dann das Finanzsystem, hat doch auch ein MHD, genannt Zins. Einen Zinskritiker mal im TV einladen? Geht nicht? Wäre das zu heikel?
Es ist also tiefes Mittelalter. Moderne Kirchen des Status Quo überall zu finden. Gläubige, überall. Hilflose auch. Narren, die nicht so deutlich mitlaufen, sind eben nur Narren, unbeachtet, marginalisiert, und nicht zuletzt als Populisten geschimpft.
0,1 %
Wow. Ganz knapp vorbei.
Was für eine Zahlenspielerei. Ich würd noch mehr lachen wenn diese Ersteller von Zahlen namentlich Ökonomen es noch genauer machten: 0.0001%.
ABER da sagen die dann selber, unsere Methoden können gar nicht so genau sein.
Was wäre hier los, hätten wir nicht glücklicherweise jene Industrien uns an Land gezogen, die viel Export machen?
Man soll bitte nie vergessen, dass nicht jedes Land einen starken Export machen kann, weil diese Industrien sprich ANGEBOT kann es nicht unendlich geben. Wir haben einen starken Standort gehabt und tüchtige Erfinder, und konnten es uns aufbauen, bevor es andere uns wegnahmen indem sie schneller waren (seit 1900).
Ohne diesen Vorteil der Zeit (seit 1900) könnten wir jetzt ebenso marodieren wie Frankreich, Italien oder Spanien.
Auch England hält sich gut. Und wenn man sich ein bisschen in der Geschichte anguckt, wird bei INDUSTRIELLER REVOLUTION häufig England und Deutschland als Schlüßelstandorte genannt. Was diese These die ich nannte unterstützt.
Ich weiss aber nicht, was ich damit sagen will. Mir gehts nur auf den Nerv, die paar Konzerne die den Wachstum machen, führen die Zahlen an, während es allen anderen , Handwerkern, Mittelstand, nicht gerade rosig geht. GESCHWEIGE denn uns Bürgern. Rente in Zukunft ist viel zu niedrig für die Alterskrankheiten durch Arbeit und die verlorene Lebenszeit. Dass wir uns noch von solchen Zahlen blenden lassen ist bemerkenswert. Aber sollten die Leute auch sonst tun.