Es klingt abstrus: Ausgerechnet der Boom der Erneuerbaren hat
in Deutschland dafür gesorgt, dass die CO2-Emissionen steigen. In Deutschland
konnte man diese paradoxe Entwicklung seit
2009 bestaunen. Windmüller und Solarwirte bauten fleißig ihre Anlagen. Und
zugleich liefen die Kohlekraftwerke auf Hochtouren – und sorgten so für
steigenden CO2-Ausstoß.
Damit könnte es nun vorbei sein. Der Berliner Thinktank Agora Energie bestätigt eine erste Einschätzung des Bundesumweltministeriums, dass die Energiewende langsam wirkt. Erstmals waren die erneuerbaren Energien im vergangenen Jahr die wichtigste Quelle im deutschen Strommix. Strom aus Wind, Wasser, Biogas und Solaranlagen kam auf einen Anteil von 27,3 Prozent am Stromverbrauch. Ökostrom verdrängte damit erstmals die Kohle von Platz 1. Gut an dieser Entwicklung ist: Vor allem die klimaschädlichen Steinkohlekraftwerke wurden aus dem Netz gedrängt. Schlecht daran ist: Auch Gaskraftwerke kommen immer seltener zum Zuge, dabei werden sie wegen ihrer Flexibilität dringend als Reservekraftwerke für die Energiewende gebraucht.
Eine Folge des Öko-Booms sind fallende Strompreise an der Börse in Leipzig. Eine Megawattstunde Strom wird mittlerweile für nur noch 33 Euro gehandelt, im Sommer 2008 lag der Preis noch bei mehr als 80 Euro. Der Verfall führt dazu, dass gerade unsere europäischen Nachbarn im großen Stil günstigen, deutschen Strom importieren. Deutschland war im vergangenen Jahr Stromexportmeister in Europa.
Wirtschaftswachstum und Stromverbrauch entkoppeln
Laut
klassischer Ökonomie müssten sinkende
Strompreise zwangsläufig zu einer steigenden Nachfrage führen. Doch dem ist
nicht so: Parallel zu den sinkenden Strompreisen ging in Deutschland der
Stromverbrauch nach Angaben von Agora Energiewende um 3,8 Prozent zurück. Und
das, obwohl die deutsche Wirtschaft nach ersten Prognosen im vergangenen Jahr
um etwa 1,4 Prozent gewachsen ist. "Die Entkoppelung vom Wirtschaftswachstum
und Stromverbrauch scheint zu gelingen", schreiben die Energieexperten in ihrer
Studie.
Vom "Glühbirneneffekt"
spricht man inzwischen auch im Bundesumweltministerium. Die Umstellung auf
energiesparende LED-Beleuchtung und andere stromsparende Geräte zeige ihre
ersten Erfolge. Selbst das Energiesparziel der
Bundesregierung, den Stromverbrauch im Jahr 2020 um zehn Prozent gegenüber 2008
zu mindern, ist nicht mehr komplett unwahrscheinlich.
Dass
die Stromnachfrage nicht steigt, kann allerdings noch einen weiteren Grund
haben: Die Privathaushalte bekommen — im Unterschied zu Großabnehmern in der
Industrie – kaum etwas von den sinkenden Großhandelspreisen zu spüren. Die
sinkenden Börsenpreise werden nicht an sie weitergeben. Das Strompreisportal
verivox kam in einer Analyse zum Jahreswechsel zum Schluss, dass sich der
Strompreis für Endkunden in diesem Jahr nur "geringfügig" um 0,4 Prozent vergünstige. Ein Haushalt werde so im Schnitt fünf Euro sparen.
Kommentare
unfassbar
dass die zeit sprachrohr der ökos ist, war ja schon bekannt. aber einen jubelartikel angesichts von 350000 haushalten ohne strom zu schreiben ist schon mehr als zynismus!!!
Meinen sie diese 350000 Haushalte?
http://radio-kreta.de/350...
Die müssen doch, laut Frau Merkel weiter sparen. Das nennt sich Reform und dient dazu, dass sie nachher um so heller leuchten.
Wäre ja super...
wenn von den fallenden Strompreisen auch beim privaten Verraucher etwas ankommen würde... oder hat jemand Angst vor dem Deflationsgespenst?
Ich finde es echt merkwürdig, daß ich viele Dinge lese, die sich in meiner persönlichen Realität nicht nachvollziehen lassen.
EEG-Umlage
Die privaten Verbraucher bezahlen ja nicht nur den Börsenpreis für Strom, sondern auch die EEG-Umlage. Für sie wird es folglich teurer. Auch die hohen Netzausbaukosten werden hauptsächlich an die Privatverbraucher weitergegeben.
Großverbraucher bezahlen hingegen im wesentlichen nur den Börsenpreis. Selbst Aluminium-Werke - so ziemlich die größten Stromverbraucher, die es gibt - können in Deutschland wieder rentabel betrieben werden. An den drei Tagen mit dem geringsten Ökostromanteil und hohem Strombedarf schalten sie halt ab (und verkaufen den nicht verbrauchten Strom für gutes Geld an der Börse), sonst laufen sie durch.
Die absurde Situation ist nun, dass EEG-Umlage plus Börsenstrompreis eigentlich nur ein bis zwei Cent höher sind, als vor fünf Jahren der Börsenstrompreis alleine. Trotzdem sind die privaten Stromkosten seitdem um über 7 Cent gestiegen (jeweils pro Kilowattstunde). Grund hierfür ist die zunehmend Umlage der Netzkosten ebenfalls auf die kleinen und mittelgroßen Verbaucher (z.B. Büros). Großkonzerne zahlen heute viel weniger für Strom als noch vor 5 Jahren.
Hier gegenzusteuern wäre Aufgabe der SPD. Die CDU/CSU findet das derzeitige Szenario natürlich perfekt für den "Standort Deutschland".
20 Milliarden für 2 Milliarden Strom
In Ihrer schönen Erzählung fehlt leider das zarte Detail, daß die Deutschen für den Strom, der an der Börse für 2 Milliarden Euro verkauft wurde, 20 Milliarden an Herstellungskosten gezahlt haben. Da freuen sich die Nachbarländer natürlich, wenn sie den Strom, den die Deutschen superteuer produziert haben, billigst kaufen können.
http://www.faz.net/aktuel...
Details
es kommt hier nur auf die gute ökologische Gesinnung an, nicht auf so schnöde Details wie Kosten.
Denkende Menschen mit ein wenig Allgemeinwissen
und gesunden Menschenverstand empfinden körperliche schmerzen beim Lesen von solchen Öko-Siegesfanfaren.
Genau das Gegenteil
"" Denkende Menschen mit ein wenig Allgemeinwissen
und gesunden Menschenverstand empfinden körperliche schmerzen beim Lesen von solchen Öko-Siegesfanfaren.""
Denkende Menschen wissen das erstens die vermiedenen Umweltkosten (suche nach Studie vom Frauenhöferinstitut) schon über 10 Milliarden Euro als Rückfluss bezeichnen und zweitens die Energiefressenden Unternehmen auf Kosten der EEG Umlage mit ~ 5Milliarden gepampert werden. (suche EEG Umlage Rabatt)
Dazu kommt noch drittens der Verkaufzwang an der Börse, der langfristige Verträge verhindert und deshalb den Preis um ~1,5 Cent je KWh mindert und auch noch mit mehr als 5 Milliarden zu Buche schlägt. (siehe Ausgleichsmechanismusverordnung)
Viertens darf man nicht vergessen, dass alle anderen Energien auch enorme staatliche Zuschüsse kassieren, wie Herr Öttinger vor knapp 1,5 Jahren aus Versehen hat verlauten lassen. (siehe Oettinger schönt Subventionsbericht)
Im Endeffekt kosten die Erneuerbaren den Staat "nix. nada, gar nichts" während alle anderen Energieträger hohe Kosten verursachen. Das die Politik hier andere Maßstäbe setzt und den Willen der Bevölkerung zu fortschrittlichen Energien ad absrdum führt, ist etwas total anderes. Hier zeigt sich nur das die Politik in der Lage ist, Trends steuerlich abzuschöpfen!