Zwischen 50 und 60 Cent kostet zurzeit der
Liter Milch im Discounter. Es ist ein Preis, der Milchbauern zurzeit
große Sorgen macht. Erhielten sie als Produzenten von den Molkereien vor einem Jahr
Jahren noch mehr als 45 Cent für ein Kilogramm Milch (die Branche rechnet hier
in Kilogramm statt in Litern), so waren es Ende vergangenen Jahres nur noch
24,7 Cent, wie unsere Infografik zeigt, die Statista für ZEIT ONLINE erstellt hat. Die Bauern sagen, dass sie mindestens 40 Cent benötigen, um kostendeckend zu arbeiten.
Die Gründe für den Einbruch sind schnell erzählt: Nach
Jahrzehnten der Regulierung fällt Ende März in der EU die Milchquote, mit der Brüssel
die produzierten Mengen steuerte und damit auch den Preis indirekt festlegte. Zahlreiche
Bauern haben, angelockt von hohen Preisen, investiert und gehofft, von dem Boom zu
profitieren.
Doch nun ist zu viel Milch auf dem Markt, das lässt den Preis
zurückgehen. Zudem ist die Nachfrage recht verhalten, gerade China konsumiert längst
nicht mehr so viel Milch aus Europa wie erwartet. Hinzu kommt der russische
Markt: Moskau will mit einem Importstopp auf Milch, Fleisch und andere Produkte den Westen in der Ukraine-Krise treffen.
Und nun? In der Branche ist Streit ausgebrochen. Die kleinen Milchbauern, die ihre Ware regional anbieten, werfen großen Molkereien vor, den Markt zu dominieren und mit ihren großen Mengen, die sie vor allem exportieren wollen, die Preise kaputt zu machen. Erst Anfang der Woche schütteten Vertreter der kleineren Betriebe dem Verband der Milchindustrie eine Ladung Milchpulver vor die Tür. Es ähnelt dem Bild vor vier Jahren, als Bauern Milch in Gullis schütteten. Jetzt hoffen die Milchbauern auf Unterstützung durch die Politik, damit sie ihre Produktionskosten decken können.
Im Ernstfall könne das auch eine Mengensteuerung sein, sagt ein Vertreter des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter. Allerdings wollen die Milchbauern nicht zurück zu einer dauerhaften Quote wie früher, sondern Not-Intervention, wenn der Preis zeitweise unter ein bestimmtes Niveau fällt. Auf der weltgrößten Agrarmesse Grüne Woche in Berlin, die am Freitag beginnt, wird die Einkommenssituation der Milchbauern sicherlich ein Topthema sein.
Kommentare
Ist Milch
alternativlos?
Sollen halt ein paar Bauern pleitegehen. Wenn niemand die Milch braucht, ists ja kein Verlust (auf der Nachfrageseite.)
Alternativen
Vor ca. 9 Monaten habe ich angefangen, mich versuchsweise ohne Tierprodukte zu ernähren. Also auch ohne Milch(produkte).
Das ist bis heute eine Lernkurve geblieben. Aber meist erfolgreich. Was ich so regelmäßig kaufe:
- Soja(/Reis)"milch": 95..99 Cent/l - ok für Kaffee
- Soja"joghurt" (mit Joghurtkulturen): 1.49 €/500g - ok für Müsli
- Sojapudding: 1.99 €/500g (4 Becher)
- fermentierter Soja (bai fu ru) - guter Brotaufstrich, ähnlich scharfem Käse
- Würzhefeflocken - ähnlich Parmesan, ok für Spaghetti
Probiert:
- "Wilmersburger" (tierproduktfreies Käseimitat, ok, aber teuer)
Neu:
- vegane Mayonnaise (lecker z.B. mit Algenkaviar)
- "wie Frischkäse" (auch aus Soja, lecker mit Zwiebelwürfeln, Kresse usw.)
Also von mir aus könnten Milchbauern auch auf Bio-Soja-Anbau umsatteln... (oder Lupinen - ich lese davon, habe aber noch keine Produkte im Handel gesehen).
Es reicht irgendwann auch mal
Ganz ehrlich wer jetzt noch rumheult in der Branche hat doch den Schuss nicht gehoert.
Großbetriebe die "angelockt von hohen Preisen" investierten, haben offensichtlich keinerlei Plan von der Marktsituation und Kleinbetriebe mit dem einzigen Vertriebsweg "Großmolkerei" ebenfalls nicht.
Seit 20 Jahren haben wir diese Diskussion. Kommt mal klar.
Wenn es sich für die Bauern nicht mehr rechnet, Milch zu
verkaufen, dann müssen sie das akzeptieren und sollen sich eben einen anderen Beruf suchen anstatt herumzuheulen. Andere Leute sind dazu auch gezwungen wenn es für ihren Lieblingsberuf keinen Markt mehr gibt.
Das Märchen vom "Armen Bauern"
Die Landwirte beklagen ihre ökonomische Situation immer wieder.
FAKT IST: Die Landwirte haben in der deutschen Politik eine enorm starke Lobby. Wenn eine Gruppe von Landwirten einen Traktor quer auf die Straße stellt und dies von der Dorfpresse als „Demo“ dokumentieren lässt, ist ein Besuch des für den Wahlkreis zuständigen Bundestagsabgeordneten so gut wie sicher.
FAKT IST: Andere Arbeitnehmer/Arbeitslose in Deutschland wären froh, wenn man ihren Arbeitsplatz derart massiv subventionieren würde. Trotzdem wird von konservativen Landwirten und ihren Vertretern immer wieder gerne gegen Sozialstaatlichkeit polemisiert. Staatliche Förderungen für Windkraft-, Solar- und Biogasanlagen werden aber gerne in Anspruch genommen.
FAKT IST: In Deutschland arbeiten gerade einmal 1,5% der Beschäftigten in der Land- bzw. Forstwirtschaft und in der Fischerei. Die Hälfte des EU-Haushalts wird übrigens für Agrarsubventionen aufgewendet (60 Mrd. Euro).
FAKT IST: Im Jahre 2003 oder 2004 wurde im Rahmen einer Studie das Wahlverhalten von Landwirten analysiert (Quelle liegt mir nicht mehr vor, vielleicht hilft die Internetrecherche). Dabei wurde festgestellt, dass ungefähr 60% der Landwirte zu den CDU-Wählern zählen. Ist diese Partei als Vertreter der Verarmten und wirtschaftlich Geknechteten bekannt?
FAKT IST: Auch arbeitslose Akademiker (unterschiedlichster Fächer) haben -- in Bildung -- investiert und landen in der Arbeitslosigkeit. Subventionen? Fehlanzeige!
Ganz meine Meinung
Probieren wir es halt einfach mal mit Klasse statt Masse