Jetzt auch noch Ghana und Sambia. Die Ukraine, eigentlich reich an wichtigen Rohstoffen wie Eisenerz, Kohle und Erdgas, einst Kornkammer und Zentrum des Maschinenbaus der Sowjetunion, kann ihren Menschen nicht einmal mehr einen Mindestlohn über dem Niveau von Ghana und Sambia zahlen, den Armutsstaaten Afrikas. Selbst in Bangladesch bekommen Arbeiter mit umgerechnet 46,6 US-Dollar derzeit statistisch mehr als die Einwohner des zweitgrößten Landes in Europa.
Laut einem Fernsehsender erhält ein Arbeiter in der Ukraine nur noch umgerechnet 42,9 US-Dollar (1.218 Hrywnja) im Monat. Es ist nur eine weitere Demütigung.
In der Ukraine spielt sich, abseits der Dramatik des Krieges, eine stille Tragödie ab. Die Wirtschaftsmisere und der Einbruch der Landeswährung Hrywnja lassen weite Teile der Bevölkerung langsam verarmen. Sie können sich kein Brot mehr leisten, haben kein Geld mehr für die tägliche Fahrt mit der Tram. Die Armut frisst sich in die Mittelschicht.
Griechenland, Portugal – und jetzt die Ukraine
Eine Übersetzerin an der Universität, berichtet eine Mitarbeiterin in der Regierungspressestelle, verdiene netto gerade einmal 1.900 Hrywnja, was etwa 51 Euro entspricht. Noch weniger bekomme ihre Großmutter an Rente, 1.200 Hrywnja. Davon würden allein 900 Hrywnja nur für Gas, Strom und Wasser fällig. Macht noch umgerechnet 8 Euro fürs Essen. "Wenn sie keine Enkel und Kinder hätte, die ihr helfen, wüsste ich nicht, wie sie leben sollte." Wer bislang an eine Armut dachte, die immer weitere Teile der Gesellschaft vereinnahmt, dem kam Griechenland oder Portugal in den Sinn, wo sich arme Alte umbrachten, weil sie Strom und Essen nicht mehr bezahlen konnten. Die Ukraine rückt nun auch auf diese Liste. Es geht dabei noch nicht einmal um die Gebiete, in denen Krieg herrscht. Auch im Westen des Landes treffen Geldnot und Perspektivlosigkeit immer mehr Familien. 40 Prozent gaben kürzlich in einer Umfrage an, sie fühlten sich arm.
Zu Sowjetzeiten galt die Ukraine als eine der wohlhabendsten Regionen. Heute ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf nur halb so groß wie das des ärmsten EU-Staates und beträgt kaum ein Viertel des BIP in Russland. Im Durchschnitt verdient ein Ukrainer 3.900 Dollar im Jahr. Der Westen, allen voran der Internationale Währungsfonds, versucht das Land mit Milliardenhilfen zu stabilisieren.
Andreas Umland lebt schon viele Jahre in Kiew, er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Euro-Atlantische Studien in Kiew. Insgesamt habe sich die soziale Lage sehr zum Schlechten entwickelt, sagt der Politologe. Er nimmt die Signale für diesen Abstieg in der Kiewer Innenstadt wahr, wo fast alle Geschäfte ihre Waren nur noch mit Sonderrabatten losschlagen können. Das Heruntersetzen der Preise ist auch in Berlin und Warschau zu beobachten, doch in Kiew geschieht es im großen Stil. Nach ein paar Wochen klappt auch das nicht mehr, dann müssen manche der Ladenzeilen schließen.
Im vergangenen Jahr hat sich der Wert der Währung halbiert
Die Landeswährung ist weich wie Knete. 2014 hat sich ihr Wert glatt halbiert. Allein an den vergangenen beiden Handelstagen hat die Hrywnja etwa 13 Prozent ihres Wertes verloren. Das führt dazu, dass dem normalen Ukrainer das Geld gefühlt durch die Hände rinnt. Die U-Bahn-Fahrt in Kiew kostete zu Jahresbeginn noch 2 Hrywnja, nun sind es 4. Auch der Preis für eine Straßenbahnfahrt hat sich auf 3 Hrywnja verdoppelt. Eine große Bäckerei hat die Brotpreise um mehr als ein Zehntel hochgesetzt. "Es trifft die, die sowieso nichts haben", sagt Politologe Umland. In Kiew verkaufen sie jetzt sogenanntes Sozialbrot, das, aus Weizen und Roggen gebacken, günstig abgegeben wird und besonders den Armen helfen soll. "Das schmeckt, als ob man Mehl isst", sagt eine, die es schon mal probiert hat. Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko hat angekündigt, dass bis Ende des Jahres 200 Geschäfte eröffnet werden sollen, die ausschließlich Sozialbrot verkaufen.
Die Nationalbank schätzt, dass die Gaspreise demnächst um 280 Prozent steigen werden. Das sind Zuwächse, die ein Normalverdiener kaum noch auffangen kann. Viele heizen wieder mit Holz, weil viele Kohlebergwerke im Osten durch den Krieg nicht mehr arbeiten können und dadurch die Preise durch die Decke gehen.
In Kiew zeigt sich bereits, wie eine Gesellschaft reagiert, wenn sie keine Perspektive mehr sieht. Die Jungen, die Agilen und Mobilen glauben nicht mehr an ihr Land – und hauen ab. "Die Visaabteilungen der westlichen Botschaften sind überlaufen", berichtet Umland. "Die Menschen versuchen rauszukommen, weil sie sich nicht über Wasser halten können."
Kommentare
Kanonen statt Butter
War Herr Poroschenko nicht gerade beim Einkaufen am Golf? Rüstungsgüter, wohlgemerkt. Man muß eben Prioritäten setzen.
Was soll das?
Die äußere Sicherheit der Ukraine ist Grundvoraussetzung für künftigen Wohlstand. Dass die Ukraine während der letzten Jahrzehnte - im Vertrauen auf russische Zusagen! - so wenig in den Verteidigungssektor investierte, rächt sich heute bitter.
Rüstungsgüter für 110 Mio eingekauft
und das mit unserem Geld wohlgemerkt
Deswegen haben die Panzer ja auch ...
... deutsche Überführungskennzeichen ;-)
Glauben Sie im Ernst an Ihre These? Als es der Ukraine
noch verhältnismäßig gut ging - mit russischem Geld versteht sich - haben sich doch die Oligarchen neben Poroschenko, Jazenju, Timoschenko etc - ach ja und die Klitschkos nicht zu vergessen - doch auf den Rücken der "einfachen Bevölkerung" schon die Taschen übervoll gesteckt.
Und Sie glauben im Ernst, dies würde bei mehr Geld im Staatssäckel der Ukraine plötzlich besser werden?
gegenseitig
"im Vertrauen auf russische Zusagen!"
das vertrauen beruhte einmal auf gegenseitigkeit. auch rußland vertraute der ukraine, bis wildgewordene spekulanten das land leerräumen wollten.
@4 "rächt sich heute bitter."
"Die äußere Sicherheit der Ukraine ist Grundvoraussetzung für künftigen Wohlstand. Dass die Ukraine während der letzten Jahrzehnte - im Vertrauen auf russische Zusagen! - so wenig in den Verteidigungssektor investierte, rächt sich heute bitter."
Das ist doch, mit Verlaub, großer Blödsinn.
Wenn sich heute etwas bitter rächt, dann ist das Tatsache, dass die Ukraine in der Zeit ihrer Unabhängigkeit nicht breiten Wohlstand, sondern nur ein beispiellos korruptes Kleptrokratensystem generiert hat, in dem Wenige fast alles und die Vielen kaum etwas besitzen.
Nicht äußere Sicherheit durch teure Rüstung, sondern strukturelle Veränderungen im Inneren, sind wesentliche Voraussetzung für zukünftigen, breiten Wohlstand.
die Waffen sind doch so gut wie geschenkt!
wenn die Ukraine sich 1 Mörser kauft & bezahlt, werden die USA, über den Golf, 10 weitere Mörser gratis dazu liefern, da keiner die Waffenlieferungen kontrollieren kann.
In der Ostukraine könnte das Ganze nach einem ähnlichen Muster funktionieren: ca. 200 gepanzerte Fahrzeuge sind bei Debalzewo von den Rebellen erbeutet worden, Russland könnte theoretisch also noch einige Fahrzeuge und Ersatzteile dazuliefern.
Aber hier fehlt seit einem Jahr ein Beweis, das auch nur irgendeine Waffe nachweislich aus Russland kommt.
Bei den US- Rüstungsgütern mit "Umschlageort Golf" kann man von vorne rein nichts nachweisen, da weder die Bestellung noch Menge bekannt sind.
@Standpunkt. »Äußere Sicherheit«,
…die Sie hier als »Voraussetzung für Wohlstand« nennen, gibt es in der Rumpf-Ukraine doch. Also sollte Wohlstand dort doch kein Problem sein. Oder waren Kiew und Lemberg schon Ziele der ostukrainischen Freiheitskämpfer?
Was möchten Sie uns also mit Ihrem Beitrag mitteilen?
Widerspruch in sich
"»Äußere Sicherheit«, …die Sie hier als »Voraussetzung für Wohlstand« nennen, gibt es in der Rumpf-Ukraine doch"
Glückwunsch, dass Sie sich innerhalb eines Satzes selbst widersprechen. "Äussere Sicherheit" und "Rumpfukraine", das soll ja wohl ein Scherz sein. Äussere Sicherheit beginnt an den international, auch von Russland einst, anerkannten Staatsgrenzen. Also mit Krim und Donbass.
Das eine widerspricht nicht dem anderen.
Das "Kleptokratensystem" war (und ist wohl auch heute noch) ein großes Hindernis für den wirtschaftlichen Wohlstand des Landes.
Aber selbst wenn von heute auf morgen ALLE Korruption beseitigt wäre und sich die Ukraine zu einem Hort der Rechtsstaatlichkeit verwandelte, würde dies wenig bis gar nichts nützen, solange man einen Krieg am Hals hat - bzw. die ständige Gefahr eines solchen.
Dieses Problem muss zuerst gelöst werden.
...selbst wenn all das einträfe, der Krieg heute vorbei wäre,
"Aber selbst wenn von heute auf morgen ALLE Korruption beseitigt wäre und sich die Ukraine zu einem Hort der Rechtsstaatlichkeit verwandelte, würde dies wenig bis gar nichts nützen, solange man einen Krieg am Hals hat - bzw. die ständige Gefahr eines solchen."
die Separatisten alle nach Russland übersiedeln würden, Putin sich in ein Kloster zurückzöge, die Rechtsradikalen nach Hause gingen, hätte man eben immer noch auf Sicht von 10 - 15 Jahren keinen Markt! Es sind Utopien, die den Ukrainern in die Köpfe gesetzt wurden.
Das sind noch Zahlen vor dem Krieg:
http://www.google.de/publicd…
Die im Text genannten sind viel niedriger als die der Grafik. Polen bekommt aktuell p. a. ca. 12 Mrd aus der EU bei vergleichbarer Einwohnerzahl. Wenn Sie auch nur irgendeine Annäherung erreichen wollten, müsste man 40 - 50 Mrd. pro Jahr(!!!) in das Land pumpen, wovon dann eben auch nichts versickern dürfte.
Probleme
"Dieses Problem [des des Bürgerkrieges] muss zuerst gelöst werden."
Stimmt. Deswegen frage ich mich auch schon die ganze Zeit, warum Kiew nicht endlich mal damit anfängt, Minsk II umzusetzen. Das Problem ist nämlich schon gelöst.
Nur hat Kiew anscheinend an dieser Lösung kein Interesse: Wie schon mehrfach hier im Forum bemerkt wurde, ist der Bürgerkrieg nämlich eine sehr angenehme Ausrede für die amtierende Regierung, damit man keine Reformen anzugehen braucht.
Ihre Auseinandersetzung mit Standpunkt
ist sinnlos. Er verfasst täglich ein Dutzend Kommentare, die alle US freundlich und russlandfeindlich sind, Er schreibt immer so, also ignorieren.
@ 51 "Dieses Problem muss zuerst gelöst werden."
"Das "Kleptokratensystem" war (und ist wohl auch heute noch) ein großes Hindernis für den wirtschaftlichen Wohlstand des Landes.
Aber selbst wenn von heute auf morgen ALLE Korruption beseitigt wäre und sich die Ukraine zu einem Hort der Rechtsstaatlichkeit verwandelte, würde dies wenig bis gar nichts nützen, solange man einen Krieg am Hals hat - bzw. die ständige Gefahr eines solchen.
Dieses Problem muss zuerst gelöst werden."
Die ständige Gefahr eines Krieges hatten wir 1945-1990 auch ständig am Hals, wurde uns jedenfalls so erzählt. Trotzdem hat ein deutsches Wirtschaftswunder und ein prosperierendes Europa stattgefunden.
Wie viel Krieg man am Hals hat, bestimmt die Ukraine weitestgehend selbst, ebenso, ob das Land noch eine Zukunft als ungeteilte Republik haben kann, die mit jeder Granate in Richtung Osten schwindet.
Nichts am bisherigen Verlauf des Konfliktes, deutet auf russisches Interesse an einer Eroberung der Ukraine, die problemlos möglich wäre.
Schon lange vor dem Konflikt war aber klar, dass RUS keine NATO an seiner Westgrenze und schon gar nicht auf der Krim akzeptieren würde und die Ukraine nicht ohne Veränderungen, die Vorteile der gleichzeitigen Mitgliedschaft in zwei Freihandelszonen würde genießen können.
Eine Lösung erzwingen kann die UKR nicht.
Neutralität und Föderalismus könnten eine Lösung sein, sofern man sie denn anbieten würde.
Im Moment will Kiev alles und bekommt nichts und droht die Einheit des Landes endgültig zu verspielen.
Man muss schon ziemlich rückständig sein,
um zu meinen den Wohlstand mit Waffen erreichen zu können, aber diese These ist ziemlich verbreitet bei den Putschisten Fans...
Erfolg mit Waffen.
Diese "These" ist v.a. bei dem Herrn im Kreml zu finden, der noch immer der Auffassung ist, im 21. Jahrhundert seine geopolitischen Ziele in Europa mit militärischer Gewalt erreichen zu können. Aber - so muss man erschrocken feststellen - es scheint sogar zu funktionieren (Krim, Ostukraine)!
Zumindest kurzfristig.
Wissen Sie, natürlich lässt sich Wohlstand mit Waffen alleine nicht erreichen.
NUR: Selbst wenn von heute auf morgen ALLE Korruption beseitigt wäre und sich die Ukraine zu einem Hort der Rechtsstaatlichkeit verwandelte, würde dies wenig bis gar nichts nützen, solange man einen Krieg am Hals hat - bzw. die ständige Gefahr eines solchen.
Dieses Problem muss zuerst gelöst werden. Daher auch meine obige Feststellung, die Sie als "rückständig" bezeichnen, tatsächlich aber schlicht der Wahrheit entspricht:
KEINE Chance auf Wohlstand ohne äußere Sicherheit. Und dafür ist das Militär zuständig.
Ach Standpunkt ...
<< Die äußere Sicherheit der Ukraine ist Grundvoraussetzung für künftigen Wohlstand. Dass die Ukraine während der letzten Jahrzehnte - im Vertrauen auf russische Zusagen! - so wenig in den Verteidigungssektor investierte, rächt sich heute bitter. <<
So eine us-produzierte Javelin-Panzerabwehrrakete kostet, nach Wiki 68.000$, mit den Provisionen für Saakaschwilli bzw. über Zwischenhändler am Golf und Porto eher so 100.000$, mit dem korruptionsbedingten "Schwund" (2014 ~25% vom ukr. Militätbudget!) dann 133.000$.
Wie viele Jahrhunderte muss da so ein ukrainisches Mütterchen stricken, damit Poroshenko EINE Rakete davon abbezahlen kann?
Denn die Oligarchen haben kein Interesse, freiwillig IHREN Staatsapparat zu finanzieren. Ich erinnere an Kolomoiskji, dessen erste Handlung in der Ostukraine-Krise war, der Armee überteuerten Treibstoff und Ausrüstung zu verkaufen...
Sie haben es immer noch nicht kapiert...
Es sind die Menschen und nicht die Waffen, die aktuelle Situation in Krim und Südost Ukraine komplizierter machen als Sie denken. Wenn die Leute die Oligarchen in Kiew satt haben, dann können auch die Waffen sie nicht mehr umstimmen. Für den Wohlstand muss man Arbeiten und nicht die ausländische Kredite für Waffen ausgeben...
Es rächt sich bitter
für die einfachen Menschen in der Ukraine ,daß Menschen wie Westerwelle, Brok, McCain und andere Hoffnungen und Erwartunge geweckt haben, von denen man schon damals wusste,dass sie nicht erfüllen konnte.
Poroshenko und Jazenjuk haben den Krieg verloren. Das regierungsamtliche Washington schweigt.
Erinnert dieser Ablauf nicht ein wenig an den Krieg in Georgien? Man lässt einen Versuchsballon hoch und wenn er platzt ist man nicht mehr zuständig.
Tja, Herr Standpunkt ...
Tja, Herr Standpunkt, da können Sie sich die Finger wuselig tippen, vor dem von Nuland & Co orchestrierten Sturz eines demokratisch gewählten Präsidenten gab es territoriale Integrität, gesicherte Grenzen und erst noch die Krim zum Nulltarif. Nach dem Maidan und 0,1 % Aufständischen, die das Ende der Amtsperiode nicht abwarten konnten, ging's dann so richtig los...
die wollten
nicht nur, die haben schon damit begonnen. Eine der Ersten Maßnahmen der neuen Regierung in Kiew war der Verkauf von nationalen Reichtümern an die Konzerne der USA.
Wohlstand durch den Maidan
Geld fließt ja reichlich genug in die Ukraine. Der Maidan hat definitiv Wohlstand gebracht, allerdings nur für die Oligarchen die ihn unterstützt haben. Die sind jetzt entweder in der Regierung oder wurden zur Belohnung als Gouverneure in manchen Regionen eingesetzt. Wieso gibt es eigentlich überhaupt von Kiew eingesetzte Gouverneure statt gewählte Vertreter in der "Demokratiebewegung" in Kiew?
Da werden überall Millionenbeträge in die eigenen Taschen geschaufelt und die arme Bevölkerung hungert. Rüstungsausgaben tragen dazu bei, allerdings sind ja zwischen 20 und 25 % des letztjährigen Wehretats verschwunden. Also auch da kommt nur ein Teil an und wenn die desolate Armee dann Niederlagen einsteckt, muss man irgendwelche Erklärungen erfinden.
Die neuen Herren in Kiew führen das Land in einen Abgrund und wenn wir nicht aufpassen, werden wir mitgerissen.
Allerdings ist das wohl nicht der springenden Punkt!
Die derzeitige "Regierung" ist an der aktuellen Situation nicht gänzlich unbeteiligt. Wir reden immer davon, dass Russland die Separatisten unterstützt, dass die Krim annektiert wurde etc. Übersehen wird dabei indes, dass das nicht die Ursachen der Krise, sondern weitere Folgen/Reaktionen waren. Die Ursachen wurden früher gesetzt. Und wenn man unseren amerikanischen "Partnern" glaubt, hätte eine bessere Bewaffnung lediglich die "Kosten für Putin erhöht". Im Übrigen wird die westliche Rhetorik selbst jetzt, zu einem Zeitpunkt, in dem die ukrainische Armee sehr geschwächt ist, immer aggressiver. Man muss den Tatsachen ins Auge sehen: der Krieg wird (jedenfalls auch) vom Westen vorangetrieben.
Seltsame Löhne
"Eine Übersetzerin an der Universität, berichtet eine Mitarbeiterin in der Regierungspressestelle, verdiene netto gerade einmal 1.900 Hrywnja, was etwa 51 Euro entspricht."
und
"Im Durchschnitt verdient ein Ukrainer gerade einmal 3.900 Dollar im Jahr."
läßt vermuten, dass eine Übersetzerin weit unter Durchschnitt verdient oder dass der Euro heute komplett unter die Räder gekommen ist. Gleich mal die Kurse checken.
Aber der Satz:
"Zu Sowjetzeiten galt die Ukraine als eine der wohlhabendsten Regionen. Heute ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf nur halb so groß wie das des ärmsten EU-Staates und beträgt kaum ein Viertel des BIP in Russland. "
zeigt doch, dass die Ukraine in russischen Händen vielleicht besser aufgehoben wäre, als der EU zur Last zu fallen. Wenn da nur die US-Interessen nicht wären...
Lieder ist der Autor nicht genau genug
"Laut einem Fernsehsender erhält ein Arbeiter in der Ukraine nur noch umgerechnet 42,9 US-Dollar (1218 Hrywnja) im Monat"
1218 Hrywna ist der Mindestlohn und nicht was der "Arbeiter" verdient
"Im Durchschnitt verdient ein Ukrainer gerade einmal 3.900 Dollar im Jahr."
Der Durschschnittsverdinst der Ukrainer betrur 2014 41641 Hriwna/pro jahr
http://index.minfin.com.ua/i…
(Oberste Zeile der Tabelle steht für gesamtukrainsichen Durchschnitt in Monaten, weiter unten wird nach Verwaltungsbezrken aufgeschlüsselt)
bei einem Kurs von Anfang 2014 (8 Hriwna/USD) waren es 5205 Dollar/Jahr
bei dem heutigen Kurs (ca. 34 Hriwna/USD) sind es 1224 Dollar/Jahr
Wenn der Autor also schreibt dass der Durschschnittslohn bei 3900 Dollar/Jahr liegt dann rechnet mit einem Kurs: 41641/3900= 10,68 Hriwna/Dollar
Bei der Übersezerin dagegen geht die rechnung so: 1900/51= 37 hriwna/ Euro/1,13 USD/Euro= 32,74 Hriwna/Dollar
Bei der Umrechnung des Mindestlohns wiederum kommt dieser Kurs raus.(1218/42,9= 28,39 Hriwna/USD)
Sie haben Recht. Es ist verwirrend. Der Autor hätte bei allen Werten den gleichen Umrechnungskurs nehmen sollen. In den Ländern in denen die Währung solche Sprünge macht es ist wichtig immer die gleiche Umrechnungsbasis zu nehmen sonst kann man die umgerechnete Werte nicht vergleichen.
Wozu das alles?
Ist schon ziemlich sinnlos diese Großmachtpolitik und dieser lächerliche Kampf um "Einflusssphären". Da ist keine Seite besser.
Immerhin ruft dieser Konflikt drei alte Weisheiten wach:
1. Menschen zählen nichts, wenn es um die Durchsetzung von Macht geht.
2. Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst.
3. In Kriegszeiten wird von den parteiisch Beteiligten bevorzugt auf den Topos des "Sozialen" zurückgegriffen um Affekte zu steuern, aber nicht um konkret Gutes zu leisten.
»Told you so«
Hach, was waren sie vor einem Jahr, vor 12—15 Monaten so euphorisch: Unsere westlichen Freunde! Wir werden bald in Wohlstand leben!
Und was haben sie heute? Die wirtschaftliche Lage — und im Endeffekt zählt es zuerst, ob man was zu essen hat und ob es in der Küche warm ist, sofern man noch eine hat! — geht eigentlich vor allem drumherum. Soll heißen: Erst, wenn Grundbedürfnisse gedeckt sind, kann man über »Demokratie« und Demokratie reden, über Rechtsstaatlichkeit, über ein Freihandelsabkommen.
Jetzt haben sie ihr EU-Assoziierungsabkommen und ihre glorreiche »Revolutionsregierung«, die im Kern aus alten Banditen besteht, die sie eigentlich loswerden wollten. Trotzdem schlafwandelt Marina Weisband nach wie vor durch die Talkshows und faselt was von »russischer Aggression«, während die wahren Probleme geschickt ausgeblendet werden. Aber das ahnten die »Putinversteher« schon vor einem Jahr und schrieben es auch hier. Wollte niemand wahrhaben, war »bezahlte Russenpropaganda aus St. Petersburg«.
Die einfachen Leute, so wie die Babuschka auf dem Foto, können einem leid tun.
@jaba.
>>Hach, was waren sie vor einem Jahr, vor 12—15 Monaten so euphorisch: Unsere westlichen Freunde! Wir werden bald in Wohlstand leben!
Und was haben sie heute?<<
Was sie heute haben? Einen von Russland aufgezwungenen Krieg, der ausgerechnet die industrie-starken Gebiete im Osten besonders in Mitleidenschaft zieht.
In der Logik Putin-Russlands kann und darf es nicht sein, dass die Ukraine zum Modellfall für eine erfolgreiche Westbindung wird. Dafür tut der Kreml alles, ja er ist sogar dafür bereit, einen großen Krieg zu riskieren..