Kaum eine andere Art der Lebensmittelerzeugung boomt so sehr wie Aquakulturen. Gerade asiatische Länder wie China, Indien und Indonesien setzen auf die Fischfarmen. Zwar haben sich die Wachstumsraten inzwischen halbiert – aber die Prognosen sind eindeutig: Schon in acht Jahren wird mehr Fisch für den Teller aus Aquakulturen stammen als aus dem freien Meer. Die Daten aus der gemeinsamen Prognose der Industrieländerorganisation OECD und der UN-Welternährungsorganisation FAO hat das Portal Statista für ZEIT ONLINE aufbereitet.
Die Entwicklung hat allerdings Folgen. Sicher: Jeder Fisch, der gezüchtet wurde, wird nicht aus freien Beständen entnommen. Aber die FAO macht in ihrem Ausblick auch auf die Ökobilanz der Aquakultur aufmerksam und erklärt, warum das Wachstum von Aquakultur beschränkt sei – denn immer öfter kollidieren die Fischfarmen in Küstennähe oder in Flüssen mit anderen Interessen: Da ist etwa die Tourismuswirtschaft, die um saubere Küsten bangt. Oder Städte, die sich um die Wasserqualität sorgen. Also kann es sein, dass die Fischfarmen verbannt werden – und sie sich an logistisch schlechteren Standorten nicht mehr lohnen. Und dazukommen natürlich die Kosten für Fischmehl. Ein Lachs von einem Kilo Lebendgewicht hat etwa ein Kilogramm Futter gefressen, davon etwa ein Drittel Fischmehl. Und um diese Menge Fischmehl herzustellen, braucht es etwa 1,2 – 1,5 Kilogramm Fisch.
Und was kann man als Fischliebhaber nun tun? Zumindest vielleicht auf gezüchteten Fisch mit einem Siegel zurückgreifen. Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es etwa den Aquaculture Stewardship Council. Dessen Siegel garantiert zumindest die Einhaltung von Mindeststandards. Garnelenfarmen etwa, die sich für den Schutz der Mangrovenwälder und der Artenvielfalt einsetzen und etwa nur geringe Antibiotika einsetzen.
Kommentare
Was tun als Verbraucher ?
Esst mehr Fisch ! Er ist gesund und beugt Herzerkrankung vor. Man sollte mindestens einmal pro Woche Fisch essen, raten Ernährungswissenschaftler.
Die Meere sind total überfischt ! Esst keinen Fisch mehr aus dem Fischfang, sonst gehen die Bestände zu Grunde.
Aquakulturen sind ökologisch schädlich ! Esst keinen Zuchtfisch mehr, steht hier im Artikel.
Kann mit mal einer erzählen, wie man gleichzeitig mehr und weniger Fisch essen kann ?
Sio ist das eben, wenn man nicht
in Zusammenhängen denkt und jeder nur bis zur Grenze seines Fachgebietes und Interesses.
Zur Gesundheit tun es auch Nüsse, Leinsamen und vieles andere.
http://www.krautundrueben.de…
Aquakultur - Alternativen?
Die Aquakultur ist die analoge Entwicklung zu anderen Bereichen der Landwirtschaft. Da es keine Alternative dazu gibt, außer weniger Fisch zu essen, müssen entsprechende Standards geschaffen und durchgesetzt werden.
Milchmädchenrechnung
Wenn man, wie im Artikel steht (falls das stimmt, was dort steht) für 1 Kilo Zuchtfisch 1,5 Kilo Futterfisch in Form von Fischmehl braucht: wo ist da der Nutzen der Fischfarm? Die Folgerung wäre doch, dass man ohne Fischfarm 50% mehr Fische hätte.
Jedenfalls ist die Natur nicht zu überlisten. Es gab sogar schon mal Versuche - teilweise wird das wohl in Südostasien immer noch gemacht - die Fische mit fischfremden Produkten zu füttern. Funktionierte sogar. Nur die Fische schmeckten nicht mehr nach Fisch.
Kein industrieller Fischfang mehr
mit riesigen Schleppnetzen! Der industrielle Raubbau an den Meeren muß geächtet und verboten werden, die Meere müssen zum Weltkulturerbe erklärt werden und Fischfang dürfte künftig nur wieder als traditioneller Beruf mit kleinen bis mittleren Booten betrieben werden. Das würde Meeres-Fisch zwar sehr verteuern, damit muß unsere zur Bevölkerungsexplosion neigende Spezies dann aber eben leben. Außerdem würde es wieder einen traditionellen Beruf beleben und viele Arbeitsplätze schaffen. Der Konsument könnte dann guten Gewissens wieder Meeresfisch essen - seltener zwar, aber was solls - und muß nicht aus schlechtem Gewissen muffigen Fisch aus Antibiotika-Farmen kaufen, um die Weltmeere zu retten. Ich esse generell gar keinen Fisch aus Aqua-Zucht, da er mir schlicht nicht schmeckt. Lachs aus Aquazucht kann Sockeye Wildlachs das Wasser niemals reichen. Da liegen Welten dazwischen, ohne dass man ein Feinschmecker ist. Und nach einer Reportage über die Art der Haltung ist mir ehrlich gesagt auch der Appetit vergangen ist.