Yanis Varoufakis, bis vor Kurzem Finanzminister Griechenlands, erhebt in einem eigenen Beitrag für die Wochenzeitung DIE ZEIT schwere Vorwürfe gegen den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble. In einem ausführlichen persönlichen Rückblick auf das letzte halbe Jahr bemängelt Varoufakis Schäubles Vorgehen in der Schuldenkrise und kritisiert Einrichtungen wie die Eurogruppe oder die Europäische Zentralbank. Schäuble habe zusammen mit anderen Politikern der Eurogruppe die soziale Krise eines Mitgliedstaates "kontrolliert verschärft", um seinen Plan von einer Neugestaltung der Eurozone durchzusetzen. "Wahlen können nichts ändern", mit diesen Worten sei er selbst, so Varoufakis, bei seinem ersten Auftreten in der Eurogruppe begrüßt worden.
Ein von Schäuble forcierter Grexit hätte den Startschuss für die Neugestaltung Europas geben sollen, schreibt Varoufakis. Griechenland sollte aus der Eurozone gedrängt werden, um "Mitgliedstaaten zu disziplinieren, die sich seinem ganz speziellen Plan zum Umbau der Eurozone widersetzten". Das sei eine "rituelle Aufopferung eines Mitgliedstaates". "Eine kontrollierte Eskalation der jahrelangen griechischen Leiden, die durch geschlossene Banken verschärft" würden, wäre der Vorbote der neuen Eurozone. Der von Schäuble geplante Umbau, so Varoufakis, ziele unter anderem darauf, einen "Haushaltsoberaufseher" für die Eurostaaten zu bestimmen, der über ein Vetorecht gegen nationale Haushalte verfügt.
Dies verstoße "gegen Grundprinzipien der westlichen liberalen
Demokratie", so Varoufakis weiter. "Die Konsequenz, mit der Dr. Schäuble
für eine politische Union eintritt, die den Grundprinzipien einer
demokratischen Föderation widerspricht, ist beeindruckend." Varoufakis
fordert die Leser auf, selbst zu entscheiden, ob Schäubles Vorhaben im
Einklang stehe "mit Ihrem Traum von einem demokratischen Europa".
Die mangelhaften Grundlagen der Eurozone seien zuerst in Griechenland offenbar geworden, bevor sich die Krise in anderen Ländern ausbreitete, schreibt Varoufakis. Fünf Jahre später stehe Griechenland erneut im Rampenlicht, weil "der einzige aus der Riege der Eurogründer verbliebene Staatsmann, Dr. Schäuble, einen Plan hat, um die europäische Währungsunion zu sanieren. Zu diesem Plan gehört es, Griechenland fallen zu lassen, weil die griechische Regierung angeblich keine 'glaubwürdigen' Reformen anzubieten hat".
Kommentare
Unter deutscher Knute
Als ich und meine Frau nach der Wiedervereinigung bei französischen Bekannten eingeladen waren, sagte der Vater der Gastgeberin, ein alter Resistance-Verteran, "Jetzt geht alles wieder von vorne los." Er meinte das erneute Erstarken eines deutschen Herrschaftsgebaren, das Europa mehrmals ins Unglück stürzte. Ich gab damals zur Antwort, dass ich die Deutschen für zu geläutert halte, als dass sie sich wieder als menschenfressende Monster gebärden könnten.
Inzwischen bin ich mir da gar nicht mehr so sicher. Die Art und Weise wie Frankreichs kluge Vorschläge zur Ankurbelung der griechischen Wirtschaft in der Eurogruppen-Sitzung abgebügelt wurden, wie arrogant und eiskalt Finanzminister Schäuble mit Rückendeckung der Kanzlerin agiert sowie der Grad der öffentlichen Zustimmung zu all dem, gibt mir sehr zu denken. Wir werden gerade Zeugen, wie unter deutscher Regie fundamentale europäische Ideale ausgehebelt und durch eine gnadenlose neoliberale Austeritätspolitik der Märkte substituiert werden.
Nur Wenigen ist die historische Dimension des Geschehens bewusst. Das weltweite Vertrauen in Deutschland wurde durch diesen 'Coup d'Etat' bereits nachhaltig beschädigt, wie man an den Reaktionen des Auslands ablesen kann.
In meinen Augen wurde Europa am Montag erwürgt - noch bevor man das TTIP mit allen zur Verfügung stehenden Tricks durchpauken wird.
http://www.spiegel.de/wir...
Nennen Sie mir doch mal 2-3 Vorschläge der Franzosen
damit wir hier wissen über was Sie reden.
Wenn den Linken ihre Phantastereien um die Ohren fliegen und die Realität sie einholt dann ist meist eine Verschwörung schuld. Logisch
Gekürzt: Bitte verzichten Sie auf schmähende Betitelungen. Die Redaktion/dj
Von welcher Realität sprechen Sie eigentlich?
Das einzige, was in Ihrem Kommentar sichtbar wird, ist nichts weiter als Bashing. Damit gliedern Sie sich selbst ins Reich der Phantasien.
Aber hier mal was von Ökonomie:
https://www.youtube.com/w...
Die einzige Phantasie bleibt wohl die, dass das Sparen einer schwäbischen Hausfrau nichts mit Ökonomie zu tun hat.
Griechenland fallenlassen...
Natürlich würde Schäuble gern Griechenland 'fallen' lassen, weil Griechenland seine Problem im Euro nur schlecht/gar nicht in den Griff bekommt.
Man sollte das nicht schlechtreden.
Widerlich!
Schäuble lässt die Maske fallen.
Verzichten Sie bitte auf Schmähnamen und Beleidigungen. Die Redaktion/fk.