In seiner Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Piratenpartei hat der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) zugegeben, dass falsche Brandschutz-Kontrolleure am BER-Flughafen eingesetzt wurden. Kontrollen der Flughafengesellschaft hätten ergeben, dass die notwendigen Nachweise für die Fachkunde fehlen, teilte Müller mit. Er sprach von Einzelfällen im niedrigen einstelligen Bereich seit 2012. Müller ist zugleich Aufsichtsratschef der staatlichen Flughafengesellschaft.
Bauarbeiten ohne Fachkenntnis? Laut Anfrage von @martindelius waren am Flughafen #BER auch #Brandschutz-Laien tätig. https://t.co/gjG2SLcg3H
— Piratenfraktion B (@15Piraten) 2. November 2015
Er berief
sich auf Angaben der Geschäftsführung um Flughafenchef Karsten
Mühlenfeld. Demnach werden die Eignungsnachweise bei der Vergabe von
Aufträgen, bei
Personalwechseln und besonders seit August 2014 auch bei Audits überprüft.
Probleme mit dem Brandschutz hatten das Projekt weit zurückgeworfen. Erst im September wurde festgestellt, dass für Brandschutzwände der falsche Mörtel verwendet wurde. Über 600 Wände müssen nun eingerissen oder verstärkt werden. Die Betreiber wollen den neuen Flughafen nun in zwei Jahren eröffnen – mit sechs Jahren Verspätung.
Endlos-Baustelle voller Pannen
BER ist eines der größten Infrastrukturprojekte in Europa, doch seit Beginn der Bauarbeiten im Jahr 2006 ist es vor allem für seine Pannen bekannt. Beobachter sehen zahlreiche schwerwiegende Fehler bei Planung und Bau. Zuletzt war es zu einem Baustopp gekommen, weil das Gebäudedach wegen zu schwerer Rauchgasventilatoren einsturzgefährdet war. Ursprünglich sollte er im Jahr 2007 in Betrieb gehen, doch wegen Baumängel und Korruptionsvorwürfe musste die Eröffnung immer wieder verschoben werden. Auch der nun anvisierte Termin im zweiten Halbjahr 2017 gilt bereits als gefährdet.
Eine Milliarde Euro sollte der Großflughafen ursprünglich kosten, doch nach der sechsten Eröffnungsverschiebung nähern sich die Prognosen der Marke von sechs Milliarden Euro. Angesichts der Pleite der Baufirma Imtech ist allerdings selbst diese Summe nicht mehr sicher. Drei ehemalige Imtech-Manager und ein Flughafenmanager sind wegen Korruptionsverdacht angeklagt. Laut Experten wird der Flughafen auch nach seiner Eröffnung jährlich 150 Millionen Euro Verlust machen. Die Investitionen waren zu hoch.
Kommentare
Tja, der Preis des höher, schneller besser - und billiger:
"unqualifizierte Mitarbeiter als Brandschutz-Fachleute".
Wenn diese Masche, arbeitskräfte nur noch als vernachlässigebares Humankapital und Kostenfaktorzu begreifen keine Änderung erfährt, wird das noch weiter um sich greifen.
Das wärs dann aber auch gewesen mit des Deutschen liebstes Kind - dem Image des "Made in Germany".
Das ist der Preis des Mottos "Das schaffen wir!" und damit ein Symptom des Zustands dieses, nicht mehr unseren, Merkel-Landes.
Schöne Worte, satt guter Planung, Optimismus statt Realismus, Betrug der Öffentlichkeit als Mittel der Politik (und Geschäftspolitik bei VW).
Rechtsbeugung und -bruch ohne Folgen.
Ehrlichkeit wird aufgegeben, das Bild der Realität von Spin-Doktoren und Nudging-Experten geformt.
Und wo bleibt die 4. Macht, der Journalismus?
Na dann war das doch kriminell und man kann die Firmen auf Schadensersatz verklagen oder macht denen das zu wenig Spaß. Stört das den gemütlichen Tag?
Jedenfalls wird es in diesem Fall mit größter Wahrscheinlichkeit keine Klage geben, die irgend eine Aussicht auf Erfolg hat.
Erstmal braucht es einen Geschädigten der Klagen möchte, dann braucht es einen schuldigen, den man erst einmal finden muss, was schwer wird denn so ziemlich kein Mensch der in die ganze Sache involviert ist, wird dazu eine ansatzweise Ehrliche Aussage machen.
Hinzu kommt das durch die vielen Verantwortlichen, Subunternehmer und Politiker in Aufsichtsfunktion, die Verantwortung munter hin und hergeschoben werden kann, bis sich für den Fall niemand mehr interessiert.
Wir haben ein massives Korruptionsproblem in diesem Land, die Justiz ist gerade bei solch komplexen Fällen völlig Handlungsunfähig und ich denke das dies politisch durchaus so gewollt ist.
Erkennt man sehr gut an der ganzen "VW Affäre".
Es wäre ein leichtes dem einen Riegel vorzuschieben. Etwa durch die Etablierung eines Unternehmensstrafrechts oder eine Haftpflicht für die Auftraggeber von Subunternehmern und ethischer und moralischer Mindeststandards bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen.
MfG
Pfusch, Unfähigkeit, Betrug und Vetternwirtschaft auf einer öffentlichen Baustelle. Nee, oder ?
Bananenrepublik Deutschland ebend - so siehts aus, wenn man großkotzig einen Riesenauftrag vergibt, öffentlichkeitswirksam, und unter der Hand Korruption herrscht.
Und das verwundert jetzt?
Dass ist doch das Alleinstellungsmerkmal des Neoliberalismus... alles muss immer billiger (in der Herstellung) werden, damit die Gewinne oben weiter steigen.
Gut ausgebildete Mitarbeiter, die sorgfältig arbeiten, kosten Geld, sowohl in der Ausbildung, bei den notwendigen Werkzeugen, also auch die Zeit, die diese brauchen um die Arbeit sorgfältig zu erledigen.
Also alles, was Deutschland einst groß gemacht hat und dem MADE IN GERMANY den guten Klang (früher zumindest!) gegeben hat.
Aber es ist ja wichtiger einen guten Aktienkurs und hohe Rendite zu haben, als nachhaltig und sorfältig zu arbeiten.
Deshalb werden solche Aufträge ja immer auch an den billigsten Anbieter gegeben. Und das wundert jetzt wirklich, dass so ein Schmu getrieben wird?
Wie Sie zu Recht anmerken gibt's immer den Zuschlag für den billigsten Anbieter. Die Ursache hierfür liegt jedoch eindeutig am schwachsinnigen Vergaberecht für öffentliche Aufträge.
Wir haben in der Vergangenheit mehrfach an solchen Ausschreibung teilgenommen. "Leider" waren und wollen wir ehrlich sein bei unseren Kalkulationen. Deswegen haben wir beschlossen grundsätzlich an keinen öffentlichen Aufträgen mehr teilzunehmen. Das Geklüngel rund um solche Ausschreibungen ist unerträglich.