Anfang 2015 wurde er eingeführt, um steigende Armut und Lohnungleichheit in Deutschland zu verringern. Doch der Mindestlohn ist laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes bislang wirkungslos geblieben, wie DIE ZEIT berichtet. Im Gegenteil nimmt die Armut weiter zu: Galten vor der Einführung des Mindestlohns 15,4 Prozent der Bevölkerung als armutsgefährdet, sind es jetzt 15,7 Prozent. Lässt man die Flüchtlinge beiseite und betrachtet nur die Einwohner ohne Migrationshintergrund, sind nach dem Inkrafttreten des Mindestlohns genauso viele Bürger arm wie vorher, zeigen die Zahlen.
Die statistisch gemessene Ungleichheit der Einkommensverteilung ist ebenfalls unverändert geblieben. Sogar die Zahl der Arbeitnehmer, die ergänzend zu ihrem Lohn noch Arbeitslosengeld II beziehen, hat sich nach Angaben der ZEIT nur geringfügig verändert. Im Jahr 2014 gab es 1,18 Millionen dieser sogenannten Aufstocker, im vergangenen Jahr waren es 1,13 Millionen.
Obwohl der Mindestlohn offenbar nicht ausreicht, um die Armut oder die Ungleichheit der Einkommen spürbar zu verringern, rät Joachim Möller, der Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, davon ab, ihn kräftig anzuheben. "Wenn man den Mindestlohn deutlich erhöht, ist zu befürchten, dass dann doch Arbeitsplätze verloren gehen. Es gibt irgendwo eine rote Linie, die man nicht überschreiten darf."
Dass der Mindestlohn nur deshalb wenig Effekt zeigt, weil er zu wenig
kontrolliert wird, bezweifelt Möller. Die Löhne im unteren Bereich
seien nachweisbar gestiegen. Außerdem: "Aufgrund der
Erfahrungen in anderen Ländern ist anzunehmen, dass der Mindestlohn
nicht in großem Maßstab umgangen wird."
Kritiker bemängeln dennoch zahlreiche Tricks, mit deren Hilfe der Mindestlohn umgangen werden kann. Nach wie vor gibt es Ausnahmen bei bestimmten Personen- und Berufsgruppen. So dürfen bei Saisonarbeitern Kost und Logis mit dem Mindestlohn verrechnet werden. Auch Zeitungszusteller müssen zumindest bis 2017 nicht mit dem Mindestlohn bezahlt werden. In der Fleischbranche gilt erst seit Oktober vergangenen Jahres ein Mindestlohn in Höhe von 8,60 Euro, bei Friseuren sind 8,50 Euro seit August 2015 verbindlich und in der Textilbranche lag der Mindestlohn zumindest im Osten im vergangenen Jahr noch bei 7,50 Euro. Auch im Gartenbau und der Land- und Forstwirtschaft gilt bis zum 31. Dezember 2017 eine dreijährige Übergangsregelung. Erst ab dem 1. Januar 2018 soll der Mindestlohn auch hier ausnahmslos gelten. Auch freiwillige Praktika, die weniger als drei Monate dauern, werden nicht mit dem Mindestlohn vergütet.
In einer früheren Version des Artikels waren bezüglich der Leiharbeit, der Fleisch-, Friseur- und Textilbranche Informationen genannt, die nicht mehr der Aktualität entsprechen. Wir haben diese Informationen aktualisiert.
Kommentare
Entfernt. Bitte äußern Sie sich zum Titelthema. Danke. Die Redaktion/nw
Entfernt. Bitte äußern Sie sich zum konkreten Titelthema und sehen zudem von Spekulationen ab. Vielen Dank. Die Redaktion/nw
Im Jahr 2014 gab es 1,18 Millionen dieser so genannten Aufstocker, im vergangenen Jahr waren es 1,13 Millionen.
Dabei gilt:
Zeitung: 52 Prozent der Hartz-IV-Aufstocker sind Fachkräfte
http://www.zeit.de/news/2...
Kritiker bemängeln dennoch zahlreiche Tricks, mit deren Hilfe der Mindestlohn umgangen werden kann.
Beliebt bei Arbeitsagenturen, Jobcentern, privaten Arbeitsvermittlern und Billigarbeitnehmer suchenden Unternehmen:
Wer ein Jahr lang arbeitslos war, hat -- unabhängig von seinem Qualifikationsniveau -- keinen Anspruch mehr auf den Mindestlohn. Der Anspruch gilt erst wieder nach 6 Monaten Beschäftigung, sodass Arbeitnehmer dann gerne gegen "neue" Billiglöhner ausgetauscht werden. Hinzu kommt, dass private Arbeitsvermittler für die Vermittlung in einen 6-Monats-Job 2000 Euro Vermittlungsprämie vom Jobcenter/von der Arbeitsagentur kassieren können.
Diese Regierung tut aber auch alles und lässt auch nichts aus
um abgewählt zu werden.
Wer weiter nur auf die Lobby hört und nicht bereit ist wieder
den Flächentarifvertrag mit Branchenwirkung zu forcieren
UND
UNABHÄNGIGEN STAATLICHEN KONTROLLEN (nicht privatisierte)
durchführen will, will nicht mehr gewählt werden. Den zum mich selbst verarschen brauche ich keinen Politiker und Beamten; Dass schaffe ich auch alleine und ohne Demütigung von Politiker und Beamten; Art. 1 GG
Der Mindestlohn wirkt.
Als das, was er sein sollte.
Als Propagandainstrument der Sozialdemokraten.
In allen Parteien.
Der Staat schütz uns alle.
Haha...
Wenn der Staat allen einen guten Lohn garantieren könnte, würde er ihn auf 50 Euro pro Stunde festsetzen.
Er tut dies nicht.
Warum?
Weil er jenes nicht kann.
Der Vordenkers der Sozialen Marktwirtschaft Alfred Müller-Armack schrieb einst:
“Es ist marktwirtschaftlich durchaus unproblematisch, als sogenannte Ordnungstaxe eine staatliche Mindesthöhe zu normieren, die sich im wesentlichen in der Höhe des Gleichgewichtslohns hält, um willkürliche Einzellohnsenkungen zu vermeiden.”
Ein Mindestlohn in Höhe des sonst auch gezahlten Lohnes schadet nicht, nutzt wenig und dies nur der Politik....
Absolut korrekt!
Ein Mindestlohn als Mindestlohn hätte in der Tat etwas verbessern können!
Und das unsere Politiker, allen voran die SPD, natürlich wussten das die ganzen Ausnahmen bis ans äusserste ausgereizt würden, kann man als klar denkender Mensch schlicht nicht glauben!
Der Mindestlohn den wir in der BRD haben wird durch die ganzen Ausnahmen zu dem was er immer sein sollte: Ein Propagandainstrument!
Die Löhne im unteren Bereich seien nachweisbar gestiegen.
Guter Witz, da die Niedriglöhne sehr lange gesunken sind:
In Westdeutschland sind demnach von 1995 bis 2012 die Reallöhne in allen Einkommensgruppen gesunken. Einen dramatischen Rückgang erlebten Geringverdiener: Ihre realen Stundenlöhne stürzten um 20 Prozent ab.
http://www.berliner-zeitu...
"In Westdeutschland sind demnach von 1995 bis 2012 die Reallöhne in allen Einkommensgruppen gesunken."
Das der Mindestlohn erst 2015 eingeführt wurde haben sie mitbekommen? Also kein Witz.