Einen solchen Winter wie im vergangenen Jahr in Peking will die chinesische Führung nicht noch einmal erleben. Seit Jahren bemüht sie sich um eine bessere Luftqualität in der smoggeplagten Metropole. Sie ließ Garküchen im Stadtgebiet verbieten, schloss Hunderte von Fabriken und veranlasste, dass marode Kohlekraftwerke durch Anlagen mit moderner Technik ausgetauscht wurden. Die Luft in der chinesischen Hauptstadt wurde dadurch auch ein wenig besser – bis der Dezember 2016 kam, und mit ihm die Kälte.
Die Menschen drehten ihre Heizungen auf, die Kraftwerke liefen auf Hochtouren. Peking versank den ganzen Monat lang unter einer dichten Smogdecke. Erinnerungen an Anfang 2013 wurden wach. Damals wurden Rekordwerte von über 800 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft gemessen; das ist mehr als der 30-fache Wert dessen, was die Weltgesundheitsorganisation noch für unbedenklich hält.
Wenig später erklärte die chinesische Führung, sie werde die Emissionen aus der Kohleverbrennung für 28
Städte allein im Jahr 2017 um rund sieben Prozent senken. Doch Ende September lag ihr Ziel noch in weiter Ferne. Deshalb greift sie nun zu drastischen Maßnahmen.
Zigtausende Fabriken schlossen
In ganz China mussten seit dem 1. Oktober mehr als 176.000 Fabriken und 44.000 Kohlekraftwerke den Betrieb einstellen, weil sie die vorgegebenen Emissionsziele nicht erreichten. Die Stahlproduktion in Peking, der Nachbarstadt Tianjin und der umliegenden Provinz Hebei wurde um etwa die Hälfte gesenkt – wodurch die jährliche Rohstahlproduktion um rund sechs Prozent fallen dürfte, schätzen westliche Analysten. Zum Vergleich: Allein Hebei hatte vor einem Jahr noch mehr Stahl produziert als ganz Europa und Nordamerika zusammen.
Um Verstöße gegen die neuen Vorschriften aufzudecken, hat die Regierung mehr als 7.000 Inspektoren eingesetzt. Sie sind offenbar fündig geworden. Allein in Hebei, der am meisten verschmutzten Provinz Chinas, wurden seit Monatsbeginn 69 Regierungsbeamte von ihren Ämtern entfernt, weil sie Daten gefälscht oder die Maßnahmen zur Bekämpfung der Luftverschmutzung auf andere Weise unterlaufen haben sollen. Die Polizei ermittelt gegen sie.
Nun könnte es sein, dass die Fabriken in Peking und den umliegenden Provinzen auch deshalb geschlossen wurden, weil am 18. Oktober in der Hauptstadt der Kongress der Kommunistischen Partei beginnt: eine nur alle fünf Jahre tagende Großveranstaltung, auf der knapp 2.300 Abgesandte aus allen Landesteilen die Führung sowie die wichtigsten programmatischen Schwerpunkte der nächsten fünf Jahre bestimmen. Der Parteitag gilt als das wichtigste innenpolitische Ereignis Chinas, und für solche Anlässe ist die Führung stets bemüht, die Hauptstadt von ihrer schönsten sonnigen Seite zu zeigen.
Doch die umweltpolitischen Anweisungen sollen mindestens fünf Monate gelten, also weit über den zweiwöchigen Parteikongress hinaus. Der Kampf gegen die Luftverschmutzung sei "eine Frage der sozialen Stabilität", begründete Umweltminister Li Ganjie das rigorose Vorgehen.
Kommentare
Das Photo ist von Shenzen, nahe Hong Kong. Das ist ueber 2000km von Peking entfernt. Das ist ungefaehr so, als ob bei einem Artikel zum Thema 'ueberraschender Schneefall in Rom' ein Bild von Stockholm abgebildet ist. Ausserdem ist es 1 Jahr alt und zeigt also den Smog vom letzten Jahr, nicht die aktuelle Situation. Bilder mit Skyline von Peking zu bekommen, kann doch nicht so schwer sein.
Das entsprechende Foto von Beijing war vermutlich so grau, dass man gar keine Skyline mehr ausmachen konnte...
Ich bin regelmäßig in China unterwegs, aber in den Wintermonaten meide ich nach Kräften den Norden. Zusätzlich zur dezentralen Kohlefeuerung kommt noch der bei uns seit Ewigkeiten verbotene Feldabbrand dazu.
In kleineren Orten - allesamt Millionenstädte - "schmeckt" die Luft im Winter nach SO2 wie seinerzeit in der 80ern noch in der DDR (im "Westen" seit den späten 60ern/frühen 70ern nicht mehr). Gerade abseits der gängigen Metropolen wie Shanghai, Shenzhen oder Guangzhou besteht riesiger Nachholbedarf, der sich sicher nicht in 5 Jahren aufholen lässt...
Eine der großen Herrausforderungen von Xi Jingping, diesen Umbau sozialverträglich umzusetzen...
Das Pariser ABKOMMEN ist kein Vertrag, objektive, verbindliche und einklagbare Verpflichtungen der Länder finden sich nicht in dem Abkommen. Die Staaten sollen nur alle fünf Jahre Bericht darüber erstatten, was sie getan oder nicht getan haben.
Sanktionen sind keine vorgesehen. Einen juristisch bindenden Vertrag hätte Obama durch den Kongress bringen müssen, was unmöglich war. Auch China und Indien hätten niemals mehr als eine unverbindliche Erklärung unterschrieben.
https://www.tagesschau.de/au…
Und dann halten die Chinesen sich an einen Vertrag, den es nicht gibt?
Mit den 44.000 stillgelegten Kohlekraftwerken sind sicher auch die vielen Miniaturmeiler, Einmann betriebene Meiler aus der Zeit des Großen Sprungs nach vorn hineingerechnet worden, bei 1,4 Milliarden Menschen sind große Zahlen enorm wichtig. Auf jeden Fall dürfen die Bewohner der Mega-Städte in China für den kommenden Winter sich der Hoffnung hingeben, dass sie die Luft mit entsprechender Atemschutzvorrichtung weiterhin atmen können und möglichst ihre Wohnungen nicht verlassen, Fenster nicht öffnen und Anstrengungen aller Art vermeiden sollen. Wer bei soviel angekündigten Schutzmaßnahmen in der kommenden Zeit sich noch getraut von einem Smogproblem zu sprechen, geht das Risiko ein, sich tatsächlich gesiebter Luft konfrontiert zu sehen.
Paris hin oder her. Die Chinesen schalten doch wohl in erster Linie smogerzeugende, in aller Regel total unwirtschaftliche, Kohlekraftwerke ab.
(Bauen aber neue und finanzieren angeblich KohleKW im großen Stil in aller Welt)
Wo sollen wir uns da ein Beispiel nehmen?
China wird die in Paris zugesicherten Klimaziele erreichen Deutschland nicht.