Das fünfte Jahr in Folge kann der deutsche Staat einen Haushaltsüberschuss vermelden: Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherungen nahmen im ersten Halbjahr 48,1 Milliarden Euro mehr ein, als sie ausgaben, teilte das Statistische Bundesamt mit. Der Haushaltsüberschuss entspricht 2,9 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Es ist der höchste Wert in einem Halbjahr seit der Wiedervereinigung.
Deutschland bleibt damit weit entfernt von der Schuldenobergrenze, die sich die Europäer in ihren gemeinsamen Verträgen zugestehen. Erlaubt ist laut den Maastricht-Kriterien höchstens ein Haushaltsdefizit von 3,0 Prozent der nominalen Wirtschaftsleistung. Zuletzt verfehlte Europas größte Volkswirtschaft diese Marke im Gesamtjahr 2010 mit einem Minus von 4,2 Prozent.
Angesichts der Überschüsse forderte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, die Steuerzahler zu entlasten. "Die Mittelschicht muss wieder mehr im Portemonnaie haben. Wir sollten den Soli früher abbauen", sagte der CSU-Politiker dem RedaktionsNetzwerkDeutschland. Auch in der Opposition gibt es Stimmen für eine Entlastung, etwa von FDP-Chef Christian Lindner. Seine Partei will den Solidaritätszuschlag abschaffen und die heimliche Steuererhöhungen durch die sogenannte kalte Progression abbauen.
Wieder ein #Milliardenüberschuss für den Staat. Und wieder wird reflexhaft überlegt, wie man noch mehr Geld ausgeben könnte. Wann endlich kommt mal eine echte #Entlastung der Bürgerinnen und Bürger? CL #soli #kalteprogression
— Christian Lindner (@c_lindner) August 24, 2018
Das Bruttoinlandsprodukt stieg im zweiten Quartal im Vergleich zu den ersten drei Monaten des laufenden Jahres um 0,5 Prozent – angetrieben vor allem von dem gestiegenen Konsum der Verbraucher und dem Bauboom. Zum Jahresanfang war die Wirtschaft um 0,4 Prozent gewachsen.
Wegen der guten Konjunktur schreibt der Staat bereits seit 2014 schwarze Zahlen. Im Aufschwung steigen die Steuer- und Beitragseinnahmen, während niedrige Zinsen auf der Ausgabenseite entlasten. Auch die Investitionen der Unternehmen in Ausrüstungen – wie beispielsweise Maschinen – trugen zum Wachstum bei. Vom Außenhandel kamen keine Impulse, weil die Importe stärker stiegen als die Exporte.
Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass sich der Aufschwung weiter fortsetzen wird, allerdings nicht mehr so deutlich. Für Unruhe sorgen vor allem Handelskonflikte wie der Streit zwischen den USA und China, der Auswirkungen auf die globale Wirtschaft haben könnte. Das würde auch die deutsche Wirtschaft treffen, deren Exportindustrie sowohl mit den USA als auch mit China eng verwoben ist.
Kommentare
Schön und nun das ganze Geld unter Ausreizung der Schuldengrenzen in die zahlreichen Baustellen investieren. Reformbedarf gibt es mehr als genug.
Also Baustellen haben wir ja wohl genug!!!
Dann sollte unser Staat einen guten Teil des Überschusses dazu verwenden, die total marode Infrastruktur zu modernisieren, dazu gehört auch Internet schneller zu machen und das Gesundheits- und Pflegesystem gerechter zu besolden. Es wäre dann immer noch Geld übrig, um alte Schulden zu tilgen.
Bildung Bildung Bildung
Wie wär's mit ein wenig Steuererleichterung - Deutschland ist ein Hochsteuerland und die Politiker könnten sich selbst daran erinnern das die Steuergelder Geld anderer Leute sind.
@Last but not least: " Wie wär's mit ein wenig Steuererleichterung - Deutschland ist ein Hochsteuerland und die Politiker könnten sich selbst daran erinnern das die Steuergelder Geld anderer Leute sind."
Angedacht sind unter anderem Steuererhöhungen- (http://www.haz.de/Nachric...). Jedes System hat eine Eigendynamik.
Eine einmal eingeführte Steuer hat fast ein "ewiges Leben" (https://de.wikipedia.org/...) und das nach meiner Meinung gilt nicht nur für eine neue "Steuerart", sondern auch für die Steuersätze.
@redaktion
Laut Teaser: "Der deutsche Staat hat im ersten Halbjahr 2018 rund 48 Millionen Euro mehr eingenommen als ausgegeben. "
Da wäre es noch ein weiter Weg zum Milliardenüberschuß.
Bitte korrigieren.
Milliardenüberschuss für die "schwarze Null", während die Kommunen notorisch Pleite sind.
https://www.zeit.de/wirts...