Hoch qualifizierte Arbeitnehmer aus dem Ausland werden in Deutschland zwar gesucht, aber sie halten die Bundesrepublik nicht für sonderlich attraktiv. Letzteres zeigt eine neue Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Sie wird an diesem Mittwoch in Berlin vorgestellt. Erstellt wurde die Studie mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung. Deutschland belegt demnach in der Rangfolge der attraktivsten Standorte für Fachkräfte mit Masterabschluss oder Doktortitel nur den zwölften Platz.
Untersucht wurden die beruflichen Chancen, Einkommen, Steuern, Möglichkeiten für Familienangehörige, Zukunftsaussichten, das sogenannte Kompetenzumfeld sowie gesellschaftliche Diversität und Lebensqualität. Auch die Einreise- und Aufenthaltsbedingungen wurden berücksichtigt. "Für Fachkräfte ist die Geschwindigkeit der Visaerteilung ein wichtiger Faktor, aber für viele Hochqualifizierte sind auch die Rahmenbedingungen für Partner und Kinder wichtig", sagte der OECD-Direktor für Arbeit und Soziales, Stefano Scarpetta.
Ausländische Abschlüsse werden stark abgewertet
Auf dem ersten Platz sehen die Forscher Australien, gefolgt von Schweden und der Schweiz. Diese Länder böten vor allem günstige Arbeitsmarktbedingungen. Einer der Gründe für das schlechte Abschneiden Deutschlands sei, dass ausländische Abschlüsse auf dem deutschen Arbeitsmarkt häufig stark abgewertet würden.
Die USA, die früher als besonders attraktiv für Hochqualifizierte galten, landeten nur noch auf Platz sieben. Schlusslicht unter den 35 Staaten, die verglichen wurden, ist die Türkei.
Die Studie zeigt jedoch, dass Deutschland als Zielland für andere Gruppen von gebildeten Migranten durchaus anziehend ist – nämlich für Studierende und Unternehmer. Beim Studium rangiert Deutschland unter den besten drei Ländern – im OECD-weiten Vergleich sind der Studie zufolge nur die Schweiz und Norwegen attraktiver.
Auch für Unternehmer ist die Bundesrepublik im Vergleich der 36 OECD-Länder ein attraktives Ziel. Sie landet hier auf Platz sechs. Bessere Bedingungen gibt es demnach in Kanada und Neuseeland sowie auch in der Schweiz und den skandinavischen Ländern Schweden und Norwegen.
Kommentare
Das ist kein Wunder. Die Löhne sind auch für viele Akademiker ziemlich gering (Berufseinsteiger im BWL- und MINT-Bereich verdienen heute nominal schon weniger als 2004, real dann noch weniger), und dann kommen noch die hohen Sozialabgaben hinzu (die aber nur reduzierbar sind, wenn man die Leute mehr verdienen und es weniger Arbeitslose gibt).
Stimmt, die Einstiegsgehälter für Berufseinsteiger, die frisch aus dem Studium kommen, sind zum Teil empörend niedrig.
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf überzogene Polemik. Danke, die Redaktion/rc
Der Kommentar, auf den Sie Bezug nehmen, wurde bereits entfernt.
"....Deutschland belegt demnach..... nur den zwölften Platz. ..."
Naja, das ist doch nicht schlecht.
Ich befürchte allerdings, das wir den Platz mittelfristig nicht werden halten können, schlichtweg weil Demografie und die steigenden Soziallasten eine für die Hochqualifizierten unattraktive Entwicklung nehmen werden.
"Naja, das ist doch nicht schlecht."
Platz 12 von 35 ist "nicht schlecht"?
Das ist bestenfalls "Oberes Mittelfeld" und für eine hochentwickelte Volkswirtschaft "ungenügend".
Ein Grund sei, "- dass ausländische Abschlüsse auf dem deutschen Arbeitsmarkt häufig stark abgewertet würden."
Stimmt. Aber es lohnt sich an dieser Stelle mal zu hinterfragen, warum das so ist. In vielen Bereichen entsprechen ausländische Abschlüsse einfach nicht den deutschen Standards.
Man könnte sich natürlich auch mal fragen, ob die Standards in einem Land, wo man erst mal einen Hygienekurs belegen muss um 'ne Bratwurst zu verkaufen, nicht vielleicht mittlerweile etwas zu abgedreht sind. Ferner glaube ich auch nicht, dass die Häuser in sich zusammen fallen würden, wenn statt deutschen Architekten nur noch Polen oder Portugiesen die Häuser planen würden.