Schon am Mittwoch kündigte die britische Tageszeitung The Times die Exportbeschränkungen an, am Donnerstag bestätigte dann das britische Gesundheitsministerium: Ab sofort sind die sogenannten Parallelexporte "aller Variationen von Hormonersatztherapie-Medikamenten" aus Großbritannien untersagt. Mit Parallelexporten ist der Handel mit Medikamenten gemeint, die zu günstigen Preisen im Inland gekauft und dann teurer im Ausland verkauft werden.
Als Ursache für die Einschränkungen nannte das Ministerium Produktionsengpässe, der Brexit wird in der Mitteilung der Behörde nicht erwähnt. Der BBC zufolge bestritt die Regierung sogar ausdrücklich, dass er der Grund für den "für das Vereinigte Königreich beispiellosen Schritt" sei: Von Zeit zu Zeit seien Knappheiten auf dem Medikamentenmarkt normal. Eine Sprecherin der Ärzteschaft, Farah Jameel, sagte demnach, es gebe viele verschiedene Gründe für Medikamentenknappheit, "aber sie verschlimmern sich nach und nach und können die Geschwindigkeit, mit der Patienten die nötige Behandlung erhalten, ernsthaft beeinflussen".
Britische Medien schätzen die Maßnahme dennoch als Vorsorge gegen etwaige Brexit-Turbulenzen ein. Wie der Fachdienst HSJ berichtet, hat die britische Pharmaindustrie intensiv Lobbying betrieben und vor einer Medikamentenknappheit als Folge des EU-Austritts gewarnt. Dahinter steckt die Sorge, dass das britische Pfund stark an Wert verlieren könnte, sobald Großbritannien die EU verlässt – und ein im Verhältnis zum Pfund stärkerer Euro würde die nun verbotenen Parallelexporte deutlich rentabler machen.
Notvorräte für sechs Wochen
Das Exportverbot trifft vor allem Großhändler. Sie könnten nun ihre Lizenz verlieren, wenn sie die betroffenen Produkte trotz der Einschränkung anderswo verkaufen. Berichten zufolge begrüßten Vertreter der Pharmaindustrie den Schritt.
Vor allem Frauen in der Menopause bekommen oft Medikamente zur Hormonersatztherapie verschrieben. Die Liste der betroffenen Präparate umfasst aber auch Verhütungsmittel, Impfstoffe gegen Hepatitis B und Adrenalininjektionen, die gegen allergische Reaktionen eingesetzt werden. Wie die BBC meldet, sind Hormonersatztherapiepräparate schon jetzt schwer zu bekommen. Demnach gaben 84,3 Prozent der in einer Umfrage befragten britischen Apotheken an, sie hätten in den vergangenen sechs Monaten Schwierigkeiten gehabt, solche Präparate zu beschaffen – das ist eine höhere Quote als bei anderen Medikamenten. 66,7 Prozent der Apotheken berichteten von Lieferproblemen bei Verhütungsmitteln.
Schon bevor sie die aktuellen Exportrestriktionen bestätigte, hat die britische Regierung Maßnahmen ergriffen, um die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten auch nach dem Brexit sicherzustellen. Beispielsweise empfiehlt sie Unternehmen, die Arzneien aus der EU importieren, zusätzliche Vorräte anzulegen, die den Bedarf von sechs Wochen abdecken können. Außerdem sollten sie Transporte um die Städte Dover und Folkestone herum umleiten, "um die Störungen zu vermeiden, die nach einem No-Deal-Brexit erwartet werden". Dem staatlichen Gesundheitsversorger NHS zufolge bestätigten die Firmen bereits, dass sie die allermeisten Medikamente, um die es geht, für sechs Wochen vorrätig haben.
Kommentare
Zur Not könnten wir den Engländern Hilfspakete schicken mit Medikamenten und anderen wichtigen Dingen.
Für mich bleiben die Englänger halt Europäer, auch wenn die davon zur Zeit nichts wissen wollen (zumindest die brüllende Minderheit dort).
Die Hilfspakete müssen aber durch den Zoll.
"auch wenn die davon zur Zeit nichts wissen wollen"
Die Briten durften frei und geheim abstimmen und die Mehrheit hat sich dafür entschieden, aus dieser EU auszutreten.
Volksabstimmungen in weiteren EU-Staaten über einen Austritt sind nicht vorgesehen.
Und Europa und die Europäer wird es noch geben, wenn niemand mehr weiß, wer oder diese "EU" damals war.
Die Mehrheit derjenigen, die abstimmen durften. Waren ja nicht alle. Aber das wissen Sie ja bereits und ignorieren es immer wieder.
Können wir die nicht mit Flugzeugen abwerfen?
"Die Briten durften frei und geheim abstimmen"
Bla bla bla, hätte ein linker Johnson so rumgelogen und betrogen, würden Sie hier auf die Barrikaden gehen. Dann wäre Ihnen das Ergebnis natürlich 100% manipuliert vorgekommen.
Nun, im Vereinigten Königreich haben zwei Nationen (England und Wales) für den Austritt gestimmt, und zwei (Schottland und Nordirland) dagegen. In der EU hätte es nun Verhandlungen gegeben um eine Lösung zu finden, mit der alle leben können. In GB diktiert England einfach allen anderen was zu tun ist.
Die EU ist im Kern demokratischer als GB.
An die EU werden sich die Leute noch erinnern, wenn man von irgendwelchen hinterwäldlerichen Volksabstimmungen schon nichts mehr weiß.
Entfernt. Bitte formulieren Sie Kritik sachlich und differenziert. Danke, die Redaktion/vh
Sie können ja eine Partei wählen oder gründen, die den EU-Austritt im Programm haben. Aber nicht mal die AFD ist so dumm, und das spricht Bände..
Mangels Abkommen bezüglich Überflugrechten ... Nein ;)
und unabgestimmte Militärmaschinen aus Deutschland über London könnten Vergangenheitsbezogen die Stimmung unbeabsichtigt verschlechtern.
"Können wir die nicht mit Flugzeugen abwerfen?"
Auch Luftracht ist nicht zollfrei. Sie propagieren Schmuggel! ;o)
"Und Europa und die Europäer wird es noch geben, wenn niemand mehr weiß, wer oder diese EU damals war."
weshalb habe ich den eindruck, dass sie nicht das geringste interesse haben, über den artikel zu diskutieren, sondern hier lediglich ihre propagandaphrasen verbreiten wollen?
"An die EU werden sich die Leute noch erinnern, wenn man von irgendwelchen hinterwäldlerichen Volksabstimmungen schon nichts mehr weiß."
Dazu mein klares Jein: Die EU schreibt bereits seit längerem Geschichte, und selbstverfreilich wird auch der Brexit in die Geschichte eingehen - als mahnendes erstes (und evtl. auch letztes) Renationalisierungsbeispiel mit sehenswert desaströsen und wohl auch exzentrifugalen Folgen.
"Sie können ja eine Partei wählen oder gründen, die den EU-Austritt im Programm haben. Aber nicht mal die AFD ist so dumm, und das spricht Bände.."
A propos: Ohne den Brexit wäre das wohl anders. Aber die Brexiteers benehmend sich halt sooabschreckend realitätsverweigernd, dass die Message offenbar nicht mal mehr der AfD-Wählerschaft unterjubelbar ist.
"Die Briten durften frei und geheim abstimmen..."
1,2 Millionen Menschen mit britischem Pass, die im Ausland lebten, durfeten nicht wählen.
Ihr mantramäßiges Herunterbeten einer Position, die viele intensive Diskussionen hier stringend verleugnet, macht das Referndum nicht demokratischer.
Hilfspakete sind eine gute Idee. Aber bitte zwei Dinge berücksichtigen:
Erstens mit irgendwelchen Gütern, die über den Grundbedarf hinausgehen, sollten bevorzugt diejenigen Regionen beliefert werden, die (mehrheitlich) nichts für den Brexit können (Schottland z.B.). Und zweitens muss auf jedem Päckchen, Beutel oder Sack ganz klar "Donated by EU" stehen, so wie man es nach einem Wirbelsturm in der Karibik auch machen würde.
Nur der guten Ordnung halber: Ueberflugsrechte werden international geregelt, nicht zwischen EU und - scheidenden - Mitgliedern.
Die entsprechende Organisation ist die ICAO
https://en.wikipedia.org/wik…
Ihr humoristischer Hinweis auf den 'Blitz' ist aber natuerlich spot on.
Außerdem gäbe es dabei Schwierigkeiten mit der Verletzung des Luftraumes. :-)
Denn mit einem Hardbrexit enden ja auch alle Luftverkehrsabkommen der EU mit dem dann Nichtmitglied Vereinigtes Königreich.
Nein, nein, ich spiele nur auf den Rosinenbomber an. Vielleicht können wir unseren "Viagrabomber" nennen.
Und ich dachte, das wäre eine Meinungsumfrage gewesen....
Heissluftballons?
"Und Europa und die Europäer wird es noch geben, wenn niemand mehr weiß, wer oder diese "EU" damals war."
Das dürfte auch auf jedes einzelne Land in Europa zutreffen. Wieviele Leute kennen heute noch die Herzogtümer Schleswig oder Braunschweig?
Muahaha, you made my day!
Fantasie kennt keine Grenzen.
Klingt gut :D
Da sage noch einer wir würden keine konstruktiven Vorschläge an das UK herantragen ...
was spricht eigentlich gegen die traditionelle Variante "Flaschenpost"?
Praktischer weise könnte UK die dann im Gegenzug mit Wiskey befüllt zurückschicken ... wäre auch Umweltfreundlich ;)
"Fantasie kennt keine Grenzen."
Ich habe mich genauso über die Erkenntnisse Ihres Vorredners gefreut, wie Sie. Das Parlament temporär abschalten zu wollen und damit einen Staat temporär wie eine Autokratie führen zu wollen, käme auch einem Präsidenten des Europäischen Rates nicht in den Sinn. Da ist das Prädikat "demokratischer" zumindest in dieser Zeit doch eher der EU zu verleihen. Daher auch meine Zustimmung an @Reffes:
"you made my day!"
Cherrybomber?
Wer sich fuer die Luftrechte nach dem brexit und aehnliches interessiert, dem sei der North Blog empfohlen, der Blogger hat zu diesem Thema diverse Artikel verfasst. (Einfach das Archiv dort durchsuchen). Ich verlinke mal einen aus 2017, wo er das Thema schon behandelt hatte, als in Westminster noch kein Schwein drueber nachdachte.
(Fair warning: Richard North ist zwar ein leaver, und hat seinen Spitznamen 'bitching Ritchie' aus gutem Grund, aber er ist im grossen und ganzen, bis auf wenige Ausnahmen, ein exzellenter Rechercheur nicht nur in Sachen Luftfahrt, sondern z.B. auch zum Thema Lebensmittel, SPS Kontrollen nach dem brexit etc. Er kennt sich aus mit den EU Regeln wie nur wenige Blogger oder Journalisten. Es gibt natuerlich Ausnahmen, wo er in schoenster englischer Supremacist-Manier ueber die EU herzieht und seine Foristen mehr als garstig behandelt.
Dann wissen wir: er hat abgrundtief miese Laune, weil die Katzen in seiner Nachbarschaft mal wieder auf seinen Rasen gekackt haben, weil sie klueger sind als sein elektronisches 'cat deterrent'. An solchen Tagen ist er schlicht unleidlich. Wahrscheinlich laesst ihn seine Frau die 'turds' einsammeln :-D). Ueber seinen Kampf gegen die Miezen hatte er uebrigens mal eine eigene Blogentry.)
http://www.eureferendum.com/…
Verhütungsmittel sind knapp und jetzt willst du auch noch Viagra schicken?
Das ist aber nicht besonders "grün"
Wenn schon Schmuggel - dann doch besser über den Seeweg ;)
Wir könnten eine Luftbrücke nutzen!
"Und Europa und die Europäer wird es noch geben, wenn niemand mehr weiß, wer oder diese "EU" damals war."
wenn niemand mehr weiß, wer oder diese "EU" damals war... das hört sich so an als wüssten Sie das HEUTE noch nicht
Wieso fällt mir bei Luftbrücke Garden Bridge ein?
"Und Europa und die Europäer wird es noch geben, wenn niemand mehr weiß, wer oder diese "EU" damals war."
Eine politisch geeinte EU wird es noch geben, wenn die Briten es längst bereuen, sich als Bundesstaat den USA angeschlossen zu haben.
Wollen sie wirklich illegal eingereiste Medikamente konsumieren? Nichts gegen Medikamente, aber diese sollten auf legalen Weg kommen. Denn wenn andere Länder Medikamente schicken, dann schicken sie nicht die besten. Es ist Zeit eine Mauer zu bauen!
Wegen der grandiosen Luftnummer?
Fliegende Einhoerner?
" Wieviele Leute kennen heute noch die Herzogtümer Schleswig oder Braunschweig?"
Wer in Schleswig- Holstein lebt, gar, wer hier aufgewachsen ist, weiß, dass es mal die Herzogtümer Schleswig und Holstein gab. in Dänemark weiß man übrigens auch.
Viele Braunschweiger dürften ebenfalls wissen, was es mit dem Löwen auf sich hat...
"Wieviele Leute kennen heute noch die Herzogtümer Schleswig oder Braunschweig?"
*schüchtern aufzeig*
Entfernt. Bitte formulieren Sie Kritik sachlich und differenziert. Danke, die Redaktion/nn
“Die Briten durften frei und geheim abstimmen und die Mehrheit hat sich dafür entschieden, aus dieser EU auszutreten.“
Gähn, zum tausendsten Mal, es war keine Abstimmung, sondern eine unverbindliche Befragung. Viele Leute haben es daher nicht so ernst genommen und nicht teilgenommen.
Und von denen, die teilgenommen haben, wollten viele nicht tatsächlich den Brexit, sondern ähnlich wie hier viele die AfD nur aus Protest wählen, haben in England viele nur deshalb für den Brexit gestimmt, weil sie ihrer Regierung einen Denkzettel verpassen wollten.
Das Ergebnis sollte deshalb nochmal überprüft werden in einer richtigen Abstimmung.
woher nehmen?
In meiner Verwandtschaft haben schon einige ihre Medikamente auf Vorrat verschreiben lassen (mehrfach N3), um einen möglichen Engpass überbrücken zu können.
a) Eine Schande, dass sowas überhaupt notwendig ist.
b) Die erhöhte Nachfrage nach Medikamenten wird bestimmt von Brexiteers als Wirtschaftswachstum gewertet.
Hier ein gestriger Bericht des Guardian über ein Lagerhaus des NHS in Wales:
https://www.theguardian.com/…
Oh the irony ... Wales hat ueberwiegend 'leave' gestimmt und sich soooo auf das EU-freie Paradies gefreut.
Johnson bereitet die Britten anders als seine Vorgängerinvernünftig auf den Hard-Brexit vor. Aber die EU ist ebenfalls vernünftig geworden und will mit Johnson verhandeln. Also hoffen wir mal das die neuen Verhandlungen ein Erfolg werden.
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen. Danke, die Redaktion/vh