"Die Blamage geht weiter" –
so überschrieb
Finanztest
Mitte Juli 2010
seine jüngste Untersuchung zur
Qualität der Bankberatung
in Deutschland. Es hagelte schlechte Noten – ein Großteil der Institute erhielt nur ein "ausreichend", viele sogar ein "mangelhaft". Ein erschreckendes Ergebnis angesichts des Finanz-Tsunamis, der gerade über die Welt hinweggefegt ist.
Der Staat fordert von den Bürgern private Vorsorge und hat trotz der Krise nicht begriffen, wie wichtig ein wirksamer Verbraucherschutz in der Finanzberatung ist. Noch immer werden Schrottimmobilien an ahnungslose Anleger verkauft, noch immer werden Kunden risikoreiche und unverständliche Produkte aufgeschwatzt, noch immer wird reihenweise gegen bestehende Gesetze verstoßen.
Die seit Januar vorgeschriebenen Beratungsprotokolle haben keine Besserung gebracht, verbindliche Standards gibt es bis heute nicht. Oft werden die Protokolle von den Banken schon so vorformuliert, dass Rückschlüsse über den tatsächlichen Verlauf der Beratung unmöglich sind . Vor Gericht muss aber der Kunde beweisen, dass er falsch informiert wurde.
Hinzu kommt, dass sich die Finanzberatung immer noch in weiten Teilen über Provisionen finanziert und die Höhe der Vergütung gegenüber dem Kunden obendrein noch verschwiegen werden darf. Zuletzt hat sogar der Bundesgerichtshof dieses Recht auf Intransparenz in einem Grundsatzurteil (Az: III ZR 196/09) bestätigt. Damit steht von vornherein fest: Nicht der Nutzen für den Kunden steht im Vordergrund, sondern allein der mögliche Verdienst für den Berater.
Richtiger und sinnvoller wäre es, die Honorarberatung auszubauen und branchenweit einheitliche und maßvolle Honorare einzuführen, wie dies auch von Verbraucherschützern gefordert wird. Dann stünde der Kunde wieder im Mittelpunkt. Denn: Gute Beratung spricht sich schnell herum, schlechte aber auch.
Wichtig für einen effektiven Verbraucherschutz ist zudem die Möglichkeit, Sammelklagen einzureichen. Es gibt haufenweise Anleger, denen Schrottimmobilien über den gleichen Vertrieb vermittelt und von der gleichen Bank finanziert worden sind. Klagen aber muss jeder für sich allein. Das ist ineffektiv und teuer und schützt die Abzocker, nicht die Abgezockten.
Von Verbrauchern wird verlangt, sich in Fragen zur Finanz- und Geldanlage besser zu informieren. Das kann er aber nur tun, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen stimmen und es ein Mindestmaß an Transparenz gibt.
Kommentare
Beratungsmotiv des Beraters
Leider werden die Stichworte Honorarberater bzw. Honorarberatung zunehmend als reine Marketingidee verwendet. Dahinter verbergen sich aber auch viele Mischformen, die dann sowohl am Honorar als auch an der Provision verdienen. Diese Beratungsform ist noch wesentlich mehr zu kritisieren, als die reine provisionsgetriebene, klassische Anlageberatung. Überzeugt letztere doch zumindest durch eine klare Motivlage des Beraters. Der Verbraucher kann immerhin wählen. Honorarberatung muss klar und verlässlich definiert sein, beispielsweise in Anlehnung an den Verbund Deutscher Honorarberater (VDH). Jedem Verbraucher kann man nur raten, sich die Abrechnungswege und das Beratungsmotiv eindeutig bestätigen zu lassen.
Wo ist die Politik, wo die freie Presse?
Wer schützt uns einzelne kleine Verbraucher? Sind wir hilflos und rechtlos?
Eigentlich müssten wir in den Medien unsere Lobby haben. Aber leider sind wir keine Auftraggeber für Werbung, deren Auftraggeber haben es gut bei den Medien. So bleibt uns nur die Straße zum Demonstrieren. Wenn man das ein Paar mal gemacht hat ist man Querulant und Berufsdemonstrant. Die freie Presse nennt das so. Es lebe der Freie journalissmus!
Ach, das ist doch alles Quatsch.
Nur die Ahnungslosen lassen sich über den Tisch ziehen. Und aus welcher Motivation kommt der unbedarfter Kleinanleger dazu, dem dubiosen Berater sein mühsam erspartes für etwas anzuvertrauen, dass er nicht im geringsten verstanden hat? Nix anderes, als die Gier nach Geld! So ist es immer schon gewesen. Hände weg, von Geschäften, von denen man keine Ahnung hat. Ansonsten schaut man sich doch vorher wenigstens mal an, was man da für ne Immobilie an Land zu ziehen gedenkt.
Aber was solls, der Steuerzahler gleicht die Verluste ohnehin wieder aus, wenn die so geprellten nur laut genug barmen.
Irgend ein Börsenguru hat schon vor langer langer Zeit geschrieben, - und ich glaube es war im Zusammenhang mit der ersten Weltwirtschaftskrise verlautbart worden...
"wenn nun schon die Dienstmädchen anfangen an der Börse zu spekulieren, dann ist es endgültig an der Zeit auszusteigen!"
Unsinn!
"wenn nun schon die Dienstmädchen anfangen an der Börse zu spekulieren, dann ist es endgültig an der Zeit auszusteigen!"
Es hat auch absolut nichts mit "Gier nach Geld" zu tun. In der heutigen Zeit wird der Jugend immer wieder eingeredet, dass sie doch privat für die Zukunft vorsorgen soll. In den letzten Semestern an Uni/FH sowie nach Abschluss rennen einen Finanzberatungen alá MLP, welche wohl, verglichen mit z.B. OVP, noch als halbwegs seriös angesehen werden kann, die Bude ein.
Jeder halbwegs versierte Student der Wirtschaftwissenschaften durchschaut die psychologisch standardisierten Praktiken in den Veranstaltungen, da er zumindest eine kleine Überblick über den schier unübersichtlichen Markt hat. Was soll allerdings der zukünftige Ingenieur, der Informatiker, der Sport-Englisch Lehrer oder der Sozialpadägoge dem entgegensetzen?
Und dies ist nur ein Beispiel anhand der Studenten. Wir leben in einer Gesellschaft von "Fachidioten", in der der Großteil nunmal keinerlei Ahnung vom Finanz/Versicherungsmarkt hat...leichte Beute, um nicht zu sagen Opfer, für jeden "Finanzberater" und leider auch zunehmend Anlageberater der Banken.
Verbraucher schütz dich selbst
In einer Marktwirtschaft schützt Wettbewerb den Verbraucher. Verbraucherschutz sollte das Ziel haben diesen Wettbewerb zum "Wettbewerb unter Gleichen" zu verstärken, indem Verbraucher mit Information ausgestattet werden.
Viel mehr kann Verbraucherschutz aber nicht leisten. Gesetzliche Rahmenbedingungen sind natürlich notwendig, aber sie sorgen oft nur dafür, dass Verträge mit der Bank nochmal 3 Seiten länger sind und verschlechtern damit die Informationssituation von Kunden.
Dieser Artikel hat leider eine deutlich etatistische Note.
"Der Staat fordert von den Bürgern private Vorsorge und hat (...) nicht begriffen, wie wichtig ein wirksamer Verbraucherschutz in der Finanzberatung ist."
Richtig ist, dass die Bürger in einer demokratischen Entscheidung beschlossen haben, dass sie ihre Altersvorsorge zum Teil selbst organisieren (weil der Staat dabei versagt hat). Der Staat schützt den Bürger indem Riester-Förderung an Auflagen gebunden ist. Das ist unbürokratisch und wirksam, hier kann man der Politik keinen Vorwurf machen.