Mitte 2008 war die Welt für die Verfechter der kapitalgedeckten privaten Altersvorsorge noch in Ordnung. Im Vergleich zur gesetzlichen Rente bringe der private Aufbau von Vorsorgekapital weitaus mehr Rendite, schrieben die Analysten der Allianz damals. Tatsächlich: Von 1970 bis 2007 brachten Dax-Aktien im Schnitt 8,15 Prozent Gewinn im Jahr. Selbst mit sicheren zehnjährigen Bundesanleihen ließen sich 6,64 Prozent Zins erzielen. Dagegen fielen die Erträge der gesetzliche Rentenversicherung eher mickrig aus. Je nach Berechnungsmodell lagen sie zu diesem Zeitpunkt zwischen 4,69 und 5,17 Prozent.
An der gesetzlichen Rentenversicherung mit ihrem Umlageverfahren ließen die Allianz-Analysten deshalb kein gutes Haar. "Der mit der Riester-Reform eingeleitete Rückbau des Umlagesystems und die Stärkung der Kapitaldeckung innerhalb des gesamten Alterssicherungssystems bringt für die Versicherten handfeste Vorteile", lautete das Fazit der Allianz.
Schon damals waren die Probleme der umlagefinanzierten gesetzlichen Rentenversicherung hinlänglich bekannt. Weil die Lebenserwartung steigt und gleichzeitig die Zahl der Geburten rückläufig ist, stehen im Laufe der Zeit den Berufstätigen jungen und mittleren Alters immer mehr Rentner gegenüber. Das führt dazu, dass die durchschnittliche Nettorente von 49,6 Prozent des Arbeitnehmereinkommens im Jahr 2012 auf nur noch 43 Prozent im Jahr 2030 sinken wird.
Risiko Kapitalmarkt
Seit der Veröffentlichung der Allianz-Studie haben sich die Kapitalmärkte jedoch drastisch verändert. Davon betroffen sind alle, die darauf gebaut haben, dass sie die sinkende gesetzliche Rente mit privatem Kapital auffüllen können. Seit Jahren befinden sich die Zinsen auf niedrigstem Niveau. Das macht sich nicht nur bei den Renditen von Tagesgeldkonten und Sparbriefen bemerkbar, sondern auch bei den Gewinnen der Lebensversicherungen.
Mittlerweile ist die durchschnittliche Jahresverzinsung von Versicherungssparverträgen auf 3,6 Prozent gesunken, Tendenz weiter fallend. Das betrifft nicht nur die privaten Lebens- und Rentenversicherungen, sondern auch den größten Teil der staatlich geförderten Riester- und Rürup-Sparverträge und die betriebliche Altersvorsorge bei Pensionskassen.
Es ist sogar zu befürchten, dass die Einbußen bei der privaten und
betrieblichen Altersvorsorge weitaus drastischer ausfallen als die
Einschnitte bei der gesetzlichen Rentenversicherung. Ein Beispiel: Wer
bei einer jährlichen Verzinsung von 6,5 Prozent und einer monatlichen
Sparrate von 200 Euro nach 30 Jahren noch mit einer Auszahlung von
214.000 Euro kalkulieren konnte, bekommt bei einem Zins von drei Prozent
lediglich 116.000 Euro.
Kommentare
Surprise, surprise!
Späte Erkenntnis: Ein System, das an der Wertschöpfung der Volkswirtschaft anknüpft, muss besser sein, als eines, das nur auf den Kapitalmarkt und die Geschicke eines Fondsmanagers achtet. Die gesetzl. RV hat zwei Hauptropbleme:
1. Der Staat kann nach Belieben Lasten aus seinem Haushalt dort hineinschieben (Arbeitslose, teure Wahlversprechen usw.). Beheben ließe sich das, indem der Rentenversicherung im Grundgesetz Autonomie analog der Kirchen gewährt wird. Der Staat hat weder Zugriff auf das Vermögen der Kirchen, noch kann er ihnen Einnahmen oder Ausgaben vorschreiben. Die bestimmen sie komplett selbst und bedienen sich zum Einzug der Finanzämter.
2. Die Rentenversicherung bezieht momentan nur Löhne und einen Bundeszuschuss in die Berechnung ein. Korrekter wäre es, die Lasten wie folgt aufzuteilen:
2.1 Arbeitnehmerbeitrag gemäß Lohn + freiwilliger Zusatzbeiträge (bis max. Riester bzw. betrieblicher Altersvorsorge).
2.2 Arbeitgeberbeitrag zur Hälfte gemäß Lohn und zur Hälfte gemäß Wertschöpfung auf Basis der um Exporte erweiterten Umsatzsteuerzahllast.
2.3 Steuerzuschuss für alle nicht versicherungsmathematisch zu rechtfertigenden Leistungen - entweder über einen "Renten-Solizuschlag" oder aber über einen festen Anteil von mindestens 1/3 des gemeinschaftlichen gesamtstaatlichen Steueraufkommens (faktisch Einbezug in den Bundes- und Länderfinanzausgleich)
2.4. Zusätzlicher Steuerzuschuss zur Deckung der Defizite in den neuen Ländern (zwischen 13 - 16 Mrd. €/Jahr)
Danke für den Artikel
Es hat lange gedauert, aber die Wahrheit setzt sich immer durch.
Daß der Versciherungsfritze gerne hätte, daß die Zuschüsse zu Riesterrenten verdoppelt wird ist mir klar. Schliesslich fressen die Kosten (Kosten?), die die Versicherungen kalkulieren die Zuschüsse auf.
Die DRV Berlin bringt es auf ca. 2-3 Prozent Verwaltungskosten. Die Versicherungen dagegen auf 8 biss 11 Prozent.
Und außerdem:
Zur zeit arbeiten ca. 41 Millionen sozialversicherungspflichtige AN und zahlen in die Rentenkasse ein. Diese 41 Millionen stellen Waren und Dienstleistungen bereit für sich, ihre Kinder und für die Rentner.
Es wird immer so sein, daß man 20 Jahre auf Kosten der Eltern und des Staates ausgebildet wird, daß man dann 40 Jahre arbeitet und für die Kinder und Rentner mitabeitet und dann wieder selbst 20 Jahre von anderen mitversorgt wird. Das ist der Generationenvertrag.
Und an diesem Kreislauf wollen die Versicherungen unbedingt etwas verdienen.
Was sich geäandert hat ist, daß bereits 1 Million Leiharbeiter nicht nur für sich, seine Kinder und die steigende Zahl von Rentnern arbitn muß, sondern auch noch für einen Schmarotzer der sich dazwisechenschaltet, so wie es die Versicherugnen auch machen.
So, wie ich aber unsere Politike einschätze, werden si die Zuschüsse für Riesterverträge erhöhen, und die Versicherungen werden weiter orentliche Dvidenden an ihre Aktionäre ausschütten.
Entfernt. Die Redaktion/kvk
Kapitalgedecktes System
Wie "gut" ein kapitalgedecktes System ist, konnte und kann man in regelmäßigen Abständen immer dann sehen, wenn die Kapitalmärkte Kapriolen schlagen. Und das tun sie eigentlich in schöner Regelmäßigkeit. Wohl dem, der in Zeiten von Bullenmärkten seine Rente aus kapitalgedeckten Märkten bezieht. Blöd, wenn gerade ein Bärenmarkt herrscht. Eine kapitalgedeckte Rente kann immer nur eine Ergänzung sein. Britische Rentenempfänger können ein Lied davon singen. Viele Rentner mussten in Zeiten der Krise arbeiten gehen, um halbwegs über die Runden zu kommen. Gleiches gilt für die USA. Bekannte von mir aus den USA erkennen immer daran, wann Krise herrscht, wenn Rentner vermehrt in Einkaufszentren Einkaufswagen einsammeln (Serviceleistung, für die es ein paar lumpige Dollars gibt).
Die gesetzliche Rentenversicherung wurde mutwillig von all denen schlecht geredet, die mit Finanzprodukten ihr Geld verdienen. Der Gesetzgeber hat dieses perfide Spiel leider mitgemacht.
Wenn jetzt auch noch Lebensversicherungen ohne Garantiezins angeboten werden, kann man erkennen, wie nachhaltig ein kapitalgedecktes System ist. Nämlich kaum. Es ist eine Wette auf die Zukunft, die immer seltener aufgeht, da die Kapitalmärkte auf Kleinanleger, und das sind wir bei Riester und Co., einen großen, braunen Haufen setzen.
Ein dreifaches Hoch auf die gesetzliche Rente. Wir werden sie bald zu schätzen wissen, wenn die ersten Renten aus Riesterverträgen und Co ausbezahlt werden.