Lange wollte es niemand klar aussprechen, doch etwas war anders am vergangenen Dienstag im Moscow Center, dem großen Versammlungssaal im Apple-Hauptquartier. Nur ein paar Hundert Gäste waren in das "Wohnzimmer" des Konzerns im kalifornischen Cupertino geladen, man traf sich nicht wie üblich zu Tausenden in einer Halle nahe San Francisco. Der Hype, der die streng durchdeklinierten Präsentationen sonst begleitete, blieb aus – die Anwesenden applaudierten höflich, nicht aus Begeisterung.
Der Technologie-Blog Engadget , der die Veranstaltung im Internet live kommentierte , sprach schließlich aus, was viele dachten: "Nur falls ihr euch das gefragt haben solltet: Tims Stil ist subtiler als der von Steve, ein bisschen bescheidener." Andere nannten die Performance des neuen Chefs Tim Cook später "matt", es habe am perfekten Timing und am "Broadway-Faktor" gefehlt.
Viele sehen darin einen Vorgeschmack auf das, was Apple erwartet. Schon als Konzern-Chef Steve Jobs im August zurücktrat und die Leitung an Cook übergab, stellten viele die Frage nach der Zukunft des Konzerns ohne ihren Gründer. Damals konnte das Unternehmen Fans und Investoren noch beruhigen: Steve Jobs, versicherte Apple, werde auch in Zukunft noch intensiv in alle strategischen Entscheidungen eingebunden sein. "Nach dem Tod von Jobs tritt nun das Szenario ein, vor dem sich auch Apple gefürchtet hat", sagt der Technologie-Analyst Kevin Dede.
Tim Cook gilt als unterkühlter Zahlenmensch
Der Verlust könnte Apple auf lange Sicht schwer zu schaffen machen, glauben viele. Jobs war die Stimme und das Gesicht des Konzerns. Bis zuletzt beantwortete er Kunden-E-Mails hin und wieder persönlich, in keinem anderen Konzern waren Marke und Mythos so sehr an eine Person geknüpft. Dabei trieb der nun verstorbene Apple-Gründer sich und sein Team immer einen Schritt weiter, dachte immer eine Ecke weiter als andere. "Es war, als hätten Sie fünf Supermänner in einer Person gehabt", kommentierte der frühere Apple-Chef John Sculley im US-Fernsehen. "Wie wollen Sie das ersetzen?"
Tatsächlich ist Tim Cook auch zwei Monate nach der Übernahme des Chefsessels im wertvollsten Technologiekonzern der Welt bislang kaum in Erscheinung getreten. "Das ist meine erste Präsentation, seit ich Apple-Chef bin. Ich bin sicher, das wussten Sie nicht", scherzte der neue CEO bei der Präsentation des neuen iPhones selbst. Dabei ist Cook seit zwölf Jahren im Konzern. Nur wenige waren Steve Jobs in den vergangenen Jahren näher. Er habe die visionäre Kraft und Leidenschaft des Gründers aufgesogen, glaubt Kevin Dede.
Trotzdem gilt der 50-Jährige als unterkühlter Stratege, als Zahlenmensch und geradliniger Denker. Viele trauen ihm zwar die Führung des Konzerns zu – doch der Buzz , das mediale Summen um die Person und den Konzern, drohe möglicherweise zu verstummen, heißt es. Dabei hatte Steve Jobs schon vor Jahren vorgesorgt für die Zeit danach. "Das Team, das er in den vergangenen Jahren aufgebaut hat, ist einzigartig", sagt Dede.
Kommentare
Zweifel
Im Windows Lager zweifeln sie oft ob ihre Daten morgen noch da sein werden oder ob sie ein wurm vertilgt hat...
Dschurnalisten und Leichenflederer
Das eigentliche Problem ist, dass wir offensichtlich nichts hinzulernen.
Ein BMW ist besser als ein Mercedes, und die Nachbarin ist schöner als meine Frau.
Wir lassen uns, nach altbekanntem Beuteschema, aus dem wir auch noch nichts gelernt haben, von der Industrie und der Politik in einen Rausch nach mehr und immer mehr Neuem treiben und vergessen dabei unsere eigentlichen Ziele, zerstören dabei uns selbst, unsere Beziehungen und möglichen Perspektiven unserer Kinder.
Ich kenne Werbeagenturen, die noch immer mit OS 9.2.2 arbeiten und trotzdem glänzende Gewinne einfahren.
Warum?
Ganz einfach, das Werkzeug, es ist sein Wesen nach Heidegger, nämlich das dienliche, in der Hand eines Meisters schafft es Meisterwerke
Man hat gesehen...
was passiert ist als Jobs ein paar Jahre nicht im Konzern war, Apple ist immermehr in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht. Jobs kam wieder und kurz darauf released mit riesen Werbekampagne das IPhone und schwupps Apple ist wieder im big business. Jetzt mit dem IPhone 4S ist der Untergang am Horizont. Immerwieder ein neues Gerät das kaum Neuerungen bietet zu Höchstpreisen zu verkaufen weil ein Apfel drauf ist wird nicht ewig gut gehen.Der Visionär und Marktstratege ist weg und was bleibt sind 10.000 ausgebäutete Amerikaner und Chinesen. RIP Steve und RIP Apple
Dieser bescheidene Wurf war doch - in Hinblick auf Steve Jobs
absehbares Dahinscheiden - geplant. Jubel über das neue iPhone 5 hätte das absehbar nahende tragische Ende dieses charismatischen Visionärs nur überschattet. Der grosse Auftritt wurde vorsätzlich aufgeschoben (zugegeben: zu Lasten des Nachfolgers), aber sicher nicht aufgehoben.
[...]
sie wollen etwas hineininterpretieren, wo es nichts zu interpretieren gibt.
Natürlich gibt es weder eine "Magie" Apple noch einen über allem herrschenden Steve Jobs. Die Firma hat sich längst verselbstständigt - und man darf sich sicher sein, dass Jobs seinen Abgang als CEO nicht spontan geplant, sondern die Weichen schon lange vorher gestellt hat.
Natürlich geht es ungebremst weiter mit Apple, auch ohne Jobs. Die Gefahr liegt ganz woanders, mit oder ohne Jobs: dass Apple den "normalen User" vergessen hat - den, der ohne iPad und "store", mit einem ganz normalen Mac, auch weiterhin sein Auslangen finden will. Den User, der sich durch Apples Verhalten (zu Jobs's CEO-Zeit!), einfach mobileme vom Server auf eine Cloud zu packen, auf die z.B. eigene Webseiten nicht mehr geladen werden können (womit iWeb auch gleich nicht mehr entwickelt wird), und für diesen "Dienst" Lion zu fordern, nicht abfinden will. Denn damit werden User brüskiert - und nicht alle werden das auf sich beruhen lassen.
Da liegt das Problem - die Entfernung Apples vom normalen Mac-User - und nicht beim Tod von Steve Jobs, so tragisch er auch ist.
Gekürzt. Bitte bleiben Sie bei einem höflichen Umgangston. Danke, die Redaktion/jz
Seinen Magier hat Apple leider verloren. Was den Verlust der
Magie angeht: erst wenn sich die Gemeinde mit Steve's Tod abgefunden hat wird sich weisen, ob sie Knox als Nachfolger akzeptiert oder nicht. Damit steht und fällt die Magie.