Die genossenschaftliche
DZ Bank
steigt aus Spekulationsgeschäften mit Getreide und anderen Agrarrohstoffen aus. Die Zentralbank von mehr als 900 Volks- und Raiffeisenbanken bestätigte entsprechende Informationen von
Foodwatch
. In einem Schreiben an die Organisation sprach sich die
DZ-Bank
zudem für eine strengere
Regulierung der Agrarrohstoffmärkte aus.
Bundeslandwirtschaftsministerin
Ilse Aigner
lobte die Entscheidung. "Es ist wichtig, dass ein klarer Trennstrich gezogen wird zwischen verantwortungsvollen Investitionen, die hilfreich sind im Kampf gegen den Hunger, und Transaktionen, die Preisschwankungen verstärken können", sagte ihr Sprecher.
Mit Lebensmittelspekulationen sind Finanzprodukte von Banken gemeint, mit denen Anleger Wetten auf die Preisentwicklung bei Getreide wie Mais oder Weizen abschließen können. Ursprünglich dienten solche Warentermingeschäfte der Absicherung von Bauern gegen wetterbedingt schlechte Ernten.
Kritiker halten den Banken aber vor, dass es sich inzwischen
vor allem um spekulative Geschäfte handelt, die den Preis für
Nahrungsmittel auf Kosten von armen und hungernden Menschen in Entwicklungsländern mit in die Höhe treiben. Ob solche Spekulationen tatsächlich die Preise steigen lassen, ist unter Experten
allerdings umstritten.
Kritik an der Deutschen Bank
Die DZ Bank folgt mit ihrem Schritt dem Beispiel anderer Banken wie der Commerzbank , mehreren Landesbanken sowie der Dekabank der Sparkassen. In dem Geschäft sei man ohnehin "kein großer Player" gewesen, sagte ein Sprecher der DZ-Bank.
Nicht auf das Geschäft verzichten will allerdings die Deutsche Bank . Foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode sagte, die größte Bank des Landes versuche, die notwendige politische Regulierung der Finanzmärkte mit allen Mitteln zu hintertreiben.
Die Deutsche Bank hatte im Januar mitgeteilt, am Geschäft mit Nahrungsmittelspekulationen festhalten zu wollen. Zur Begründung hieß es, Untersuchungen hätten kaum stichhaltige Belege für einen Zusammenhang dieser Geschäfte mit dem Hunger in der Welt erbracht. Im Gegenteil: Agrar-Derivate erfüllten für Nahrungsmittelproduzenten eine wichtige Funktion im weltweiten Handel. Mit dem Kauf dieser an Börsen gehandelten Papiere könnten sich Landwirte gegen fallende Preise absichern und ihr Angebot besser planen.
Für die Deutsche Bank ist der Rohstoffhandel wirtschaftlich viel wichtiger als für andere Banken: Er zählt zu den Bereichen mit guten Wachstumszahlen im lukrativen Kapitalmarktgeschäft. Auch
Europas größter Versicherer Allianz
hält mit ähnlichen Argumenten am Geschäft mit Nahrungsmittelspekulationen fest. Der Konzern gehört zu den größten Investoren überhaupt und ist auch an den Derivatemärkten für Rohstoffe aktiv.
Kommentare
Lassen Lebensmittelspekulationen die Lebensmittelpreise steigen?
Soweit ich diese Thematik richtig verstanden habe, ist es wirklich unerheblich, ob diese Art von Spekulationsgeschäft die Preise steigen lässt oder nicht. Die bloße Tatsache an einer solchen Spekulation teilzunehmen, ist nicht vereinbar mit einem humanen Verhältnis zu seinen Mitmenschen.
Links-populistische Propaganda
Finanzspekulationen können kurzfristig zu grösseren Ausschlägen führen, sie können aber reale Preise aus Angebot und Nachfrage von realen Produkten nicht dauerhaft verändern.
Börsennotierungen und Terminkontrakte auf Agrarprodukte wurden übrigens im Interesse der Agrarwirtschaft erfunden. Die Bauern waren sehr interessiert, bereits im Frühjahr, auf Termin zur Erntezeit, zu festen Preisen verkaufen zu können, da sie Vorkosten, und teilweise auch ihre Arbeitsleistung, auf Kredit vorfinanzierten.
Ein Gutmensch ist ein Mensch der sich für gut hält, und immer weiss, was andere tun oder lassen sollten, um auch annähernd so gut zu sein.
Gutmenschen müssen keine Ahnung haben wovon sie eigentlich reden.
Halbe Wahrheit
Die andere Hälfte der Wahrheit betrifft nicht die Produzenten, die durchaus Vorteile daraus ziehen mögen, sondern die Verbraucher, die für die Gier der mitverdienenden Banken aufkommen dürfen...
Aber den idiotischen "Biosprit"
gibt es weiterhin, oder ? Nicht die Spekulanten, sondern die "Klima-Apokalyptiker" sind das größte Problem. Weltweit werden riesige Mengen an Bioethanol oder Rapsöl durch den Auspuff geblasen. Anbauflächen werden zweckentfremdet, Biogasanlagen werden mit Mais gefüttert. Grüne Technologie ? Völlig irre ist das.
Selektive Ethik
Erst gestern wieder fuhr ich an einem riesigen Tanklager der örtlichen Raiffeisen-Genossenschaft vorbei, auf dem mit großer Aufschrift für "Biokraftstoff" geworben wird. Da in der Gegend auch noch zwei Biogasanlagen betrieben werden, wachsen im weiten Umkreis wechselweise Raps oder Mais auf den landwirtschaftlichen Flächen. Welchen Einfluss hat das wohl auf die Lebensmittelpreise? Ganz offensichtlich ist man mit den ethischen Maßstäben sehr flexibel... Gut, dass uns die Grünen und ihre angeschlossenen Umweltverbände dabei helfen, die Welt in "gut" und "böse" einzuteilen - allein wäre ich sonst aufgeschmissen.
Abgesehen davon schwächt man fortwährend die Möglichkeit der Landwirte, die eigene (zukünftige) Ernte zum selbst gewählten Zeitpunkt an einen selbst gewählten Abnehmer zu veräußern. Ich dachte, uns wäre es auch ein Anliegen, dass Landwirte mit ihrem Tun gutes Geld verdienen? Irgendwann muss man sich da wohl mal entscheiden.