Am Hauptbahnhof in Mainz
halten keine Regional- und Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn mehr. Der Grund: Zu viele
Mitarbeiter des dortigen Stellwerks sind entweder krank oder im Urlaub.
Auch an
anderen Schaltstellen im Konzern ist die Personaldecke zu
dünn: "Wir haben bundesweit eine angespannte Situation", sagte DB-Netz-Vorstandschef Frank Sennhenn in der ARD. Um die Situation in Mainz unter Kontrolle zu bringen, will das Unternehmen nun Mitarbeiter bitten, ihren Urlaub vorzeitig zu beenden.
Die Gewerkschaft warnt ebenfalls vor einem Personalmangel im gesamten Konzern: Es gebe nicht nur Probleme in den Stellwerken, sagte der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Alexander Kirchner. "Wir haben zu wenig
Lokführer, zu wenig Zugbegleiter. Wir haben in allen Bereichen
Personal-Unterbestand."
In anderen großen Städten droht nach Ansicht der EVG eine Situation ähnlich der in Mainz: "Schon die kleinste Grippewelle reicht, dann stehen die Räder still", sagt Uwe Henschel, Berlin-Chef der EVG. In den Stellwerken gebe es viel zu wenig Personal, schon jetzt schöben die Beschäftigten Tausende Überstunden vor sich her. Und das, obwohl die Bahn seit vergangenem Jahr 16.000 neue Mitarbeiter eingestellt hat.
Wie also erleben Mitarbeiter den Alltag im Unternehmen? Dieser Frage wollen wir nachgehen.
Arbeiten Sie bei der Deutschen Bahn? Wie ist Ihre Arbeitssituation? Wie dünn ist Ihre Abteilung besetzt? Wie viele Mitarbeiter wurden in den vergangenen Jahren eingespart?
Oder
ist bei Ihnen alles in Ordnung? Der Krankenstand niedrig und Motivation und
Personalausstattung hoch?
Berichten Sie uns aus Ihrem Arbeitsalltag und schreiben Sie uns: online-wirtschaft@zeit.de. Oder gerne auch anonym, über unseren Briefkasten.
Kommentare
gescheitert
Es muß endlich darüber gesprochen werden, dass die Bahn-Privatisierung gescheitert ist.
Substanzverlust durch Börsgangsphantasie
Das Grundübel ist nicht die formelle Privatisierung, Umwandlung in eine AG, sondern die Ausrichtung auf einen späteren Börsengang, indem man mit Form der DB Mobility Logistics AG einen Kandidaten aus der Konzernsubstanz der Deutschen Bahn AG künstlich zurechtzimmert.
Bei einem Börsengang würde es sich gut machen, wenn der Börsenkandidat seit seiner Gründung nur schwarze Zahlen präsentieren kann. Da diese aber nicht durch die allgemeine Geschäftstätigkeit erzielt werden, sonder durch Einsparung, Personalabbau und Sanierungsaufschub, verliert die DBAG mit jedem weiteren Jahr, wo die Politik den Börsengang weiterträumt, an Substanz.
Die Mogelpackung für die Anleger hätte viel früher platziert werden müssen, doch das Klima an der Börse ist seit der Neuen Markt Blase dazu ungünstig. Dabei hat der Eigentümer der Bahn, der Staat, eigentlich nur wenig davon, außer in der Legislaturperiode, wo der Börsengang in Zukunft durchgeführt werden soll, kurzzeitig einen etwas größeren Betrag in der Hand zu bekommen, der aber nicht mal ausreichen würde den jetzigen Schuldenstand merklich zu verändern.
Sicherheit?
Anfang August gab es diesen Beinahe-Crash von zwei S-Bahnen im Mainzer Hbf. Über die Ursache hat man nicht mehr viel gehört, aber ich nehme mal an, dass es mit der derzeitigen personellen Besetzung zusammenhängt.
Ich fahre täglich in der Gegend. Und mache mir auch durchaus Gedanken, ob es nicht mal im Tunnel knallt.
Was ich mich auch frage: was sind das für Krankheiten, wenn jetzt schon absehbar ist, dass die Personaldecke bis Ende des Monats so dünn bleibt? Für welche Krankheit wird man so lange krankgeschrieben - das sind ja dann wirklich schwerwiegendere Anlässe - was durchaus mit der Arbeitsüberlastung zusammenhängen kann. Vielleicht sind es aber auch wirklich vorgeschobene AUen, weil die Mitarbeiter endlich Aufmerksamkeit für ihre Lage bekommen?
Ich möchte niemandem etwas unterstellen - und selbst wenn es so wäre, kann ich ihnen das nicht verdenken.
Die Leute aus dem Urlaub holen? Denen graut es wahrscheinlich schon vor dem ersten regulären Arbeitstag. Wenn sie klug sind, weiß keiner, wo sie stecken und haben ihre Handykarte entfernt.
Ich glaube nicht, dass es hier um Krankheiten geht
Ich denke, das ist bei denen schon der Normalzustand dass man hoffnungslos unterbesetzt ist und die Mitarbeiter sehr, sehr viele Überstunden schieben damit das System nicht zusammenbricht.
Nur, dass sie jetzt gesagt haben, es reicht. Keine Überstunden mehr machen und nach der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit nach Hause gehen.
Weil nur wenn es kracht wird etwas gemacht.
Die Bahn...
... benötigt also zwei Wochen (ungefähr so lange besteht dieser Zustand wohl schon) um zu entscheiden Mitarbeiter aus dem Urlaub zu bitten. Was macht der Vorstand den ganzen Tag?
Natürlich halten Regional- und Fernzüge
Also, liebe Zeit: Selbstverständlich halten in Mainz noch Regional- und sogar Fernzüge. Ich bin da heute ohne jedes Problem mit dem IC sowohl hin- als auch wieder weg gekommen. Es sind halt nur deutlich weniger Züge, als es sein sollten und müssten. Aber dass gar keine halten? Nein, das stimmt nun wirklich nicht. Sprach diejenige, die heute den ganzen Tag am dortigen Hauptbahnhof verbracht hat.
Huch...
.... Ihr letzter Satz verunsichert mich. Relativiert er doch alles andere was Sie schreiben: Sie haben den ganzen Tag am Bahnhof verbracht?!? Himmel, das hört sich aber schlimm an! Oder arbeiten Sie am Infoschalter (falls es sowas überhaupt noch gibt)?