Die Fluggesellschaft Ryanair hat eine Liste aller gestrichenen Flüge der kommenden sechs Wochen veröffentlicht. Nach Angaben von Ryanair werden die betroffenen Fahrgäste zudem über E-Mail benachrichtigt. Ryanair-Chef Michael O'Leary bat die Kunden, deren Reisepläne gestört würden, "aufrichtig" um Entschuldigung.
Das Unternehmen hatte vergangene Woche bekannt gegeben, dass in den kommenden Wochen bis zu 2.100 Flüge gestrichen werden. Allein am Dienstag waren 60 Flüge ausgefallen. Betroffene Kunden können sich nach Unternehmensangaben entweder das Geld zurückerstatten lassen oder kostenlos auf einen anderen Flug umbuchen. Besonders betroffen sind in den kommenden Tagen Flughäfen in London, Barcelona und Brüssel.
Das Unternehmen hatte danach aber nur Informationen über die Flüge der kommenden Tage herausgegeben. Daraufhin hatten sich zahlreiche Kunden beschwert. Die EU und die britische Regierung rügten Ryanair und forderten mehr Transparenz.
"Dieses Chaos ist auf unser eigenes Handeln zurückzuführen"
"Dieses Chaos ist auf unser eigenes Handeln zurückzuführen", sagte O'Leary. Ryanair habe "Schwierigkeiten mit der Planung des Jahresurlaubs" der Piloten für September und Oktober. Daher habe sich die Airline zu den Annullierungen entschlossen, um "zusätzliche Bereitschaften" und die "Pünktlichkeitsrate" der anderen Flüge zu gewährleisten. Mit dem Winterflugplan werde sich die Lage im November wieder normalisieren. Einen Mangel an Piloten gebe es nicht.
Die Fluggesellschaft Norwegian Air hatte berichtet, dass in diesem Jahr bereits 140 Ryanair-Piloten zu ihnen gewechselt seien. Laut der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hat Ryanair eine hohe personelle Fluktuation, weil die Airline niedrigere Gehälter zahlt als die Konkurrenz.
Branchenkenner vermuten noch einen anderen Hintergrund hinter den Flugausfällen. Der Luftfahrtexperte Gerald Wissel geht davon aus, dass sich Ryanair auf den Fall vorbereite, dass die insolvente Air Berlin ihren Flugbetrieb aus Geldmangel vorzeitig einstellen müsse.
"Im Fall eines vorzeitigen 'Groundings' der Air Berlin müssten die begehrten Start- und Landerechte vom zuständigen Koordinator der Bundesrepublik sofort neu vergeben werden", sagte Wissel der Deutschen Presse-Agentur. Den Zuschlag könnten demnach aber nur Gesellschaften erhalten, die die Strecken dann auch mit entsprechenden Flugzeugen tatsächlich fliegen könnten. Dafür wolle Ryanair einige Maschinen in der Hinterhand haben.
Kommentare
Die offizielle Begründung ist völlig unglaubwürdig.
Daß Mitarbeiter Urlaub haben, weiß jeder Personalplaner. Und auch Saisonale Belastungen sind im Groben planbar, außerdem muß man halt auch mal ein paar Reserven vorhalten.
Wenn Ryanair nun Flüge cancelt, dann zeugt das entweder von einer unfähigen Personalabteilung oder von einer unfähigen Angebotsplanung. Denn wenn man weiß, daß die Hälfte der Mitarbeiter ihren Urlaub zwangsweise im Herbst reingedrückt kriegt, dann bietet man im Herbst gar nicht erst so viele Flüge an.
Solche Ärgernisse ließen sich übrigens sehr einfach beheben, wenn die Entschädigung für den einzelnen Fluggast bei einem kurzfristig ausgefallenen Flug so hoch wäre, daß er dafür problemlos kurzfristig einen Linienflug einer anderen Gesellschaft buchen kann. Das wäre dann weniger Ärger für die Kunden und genug Anreiz für die Fluggesellschaft, derlei Aktionen einfach zu lassen.
Was anderes ist natürlich, wenn Flüge wegen höherer Gewalt (z.B. Wetterkapriolen) ausfallen müssen. Da kann man Verständnis haben. Aber doch nicht bei mangelhafter Personalbemessung.
Ein ziemlich kruder Kommentar.
Entweder Sie halten die offizielle Begründung für völlig unglaubwürdig oder die Personaler/Planer für unfähig. Beides gleichzeitig schließt sich aus, oder?
Zu Ihrer Flugausfallentschädigungstheorie sei noch gesagt, dass es die Entschädigung natürlich auf den erstatteten Ticketpreis on Topp gibt. Damit sollte sich dann jeder bei einer anderen Airline ein Ersatzticket kaufen können, und für's Kummerbierchen wirds auch noch reichen.
Es ist wahrscheinlich nicht das erste Mal dass Piloten Urlaub nehmen. Die offizielle Begruendung ist also eine Luege.
Fuer die betroffenen Fluggaeste ist es sehr problematisch. Aber dass eine Fluglinie geschaedigt wird, weil sie ihr Personal schlecht behandelt, muss als Bonus gewertet werden.
Ich denke mal nur grosse Abenteurer wagen sich derzeit auf die Ryanair webpage.
"Die offizielle Begruendung ist also eine Luege."
Ich bewundere Menschen, die solch eine grundsätzlich Aussage so aus dem Hemdsärmel schütteln können.
Boa ey, man bekommt sogar noch eine email, dass der Flug gestrichen wurde! Mei lieber Scholli, das nenne ich Service! ;-)
Die Revolution frisst ihre Kinder. Wer im Billigmarkt mitmischen will darf nicht zimperlich sein. Trotzdem steht es ihm gut an, wenn er Geschäftsmann seriös bleibt.
Wenn der absolute Boss aus Prinzip das Flugpersonal - das Gesicht der Firma für die Fluggäste - auf Schmalkost setzt, so ist das zunächst einträglich. Auf Dauer wird sich das Personal wieder Butter zum Brot wünschen.
Egal wie der Herr der Billigangebote seinen Pilotenmangel begründet, einem seriösen Unternehmer passieren solche Fehler nicht. Sein Versuch sich in einer windigen Erklärung trotzdem als "aufrichtig" darzustellen ist eben nicht glaubhaft.