ZEIT ONLINE: Die USA haben nach eigenen Angaben Hinweise dafür, dass Syriens Diktator Baschar al-Assad chemische Waffen gegen die Aufständischen eingesetzt hat. Die Rede ist vom Nervengift Sarin. Es soll physiologische Beweise geben, vermutlich Blutproben von Opfern eines Angriffs Ende März nahe Aleppo. Wie valide sind solche Belege?
Ralf Trapp: Blutproben können zumindest Hinweise auf den Einsatz von C-Waffen geben. Kampfstoffe wie Sarin interagieren im Körper mit dem Enzym Acetylcholinesterase. Misst man eine verringerte Aktivität dieses Enzyms, kann das auf Nervengifte hindeuten. Allerdings senken auch einfache Pestizide die Aktivität. Wichtiger sind Nachweise von Abbauprodukten etwa von Sarin. Die lassen sich auch noch Tage später im Blut nachweisen. Wird man hier fündig, ist es eigentlich ausgeschlossen, dass die Moleküle von natürlichen Vergiftungen stammen können. Mitunter lässt sich genau ermitteln, welcher Kampfstoff verwendet worden ist.
ZEIT ONLINE: Reichen Blutproben allein aus, um einen Chemiewaffeneinsatz zu belegen?
Trapp: Nein. Man muss genau wissen, woher die Blutproben kommen, von wem sie stammen, wer sie genommen hat und ob sie nicht verändert worden sind. Letztlich
kann dies nur eine Expertengruppe am Ort eindeutig herausfinden. Blutproben sind nur ein Glied in einer langen Beweiskette.
ZEIT ONLINE: Für wie wahrscheinlich halten Sie denn einen C-Waffeneinsatz in Syrien?
Trapp: Die bisherigen Belege reichen nicht aus, um einen zu beweisen. Die viel größere Frage ist auch, warum ein Sarinangriff nicht aufgefallen ist, wenn es ihn gegeben hat. Grundsätzlich
hinterlässt er viele
Vergiftete und Tote. Die kann man nicht so einfach verstecken. Militärisch ergibt es kaum einen Sinn, warum die syrische Armee solche Kampfstoffe verwenden sollte. Chemiewaffen mischen sich nicht mit einem Bürgerkrieg. In Syrien wird in bewohnten Gebieten gekämpft. Wer hier Sarin einsetzt, trifft mit Sicherheit auch die Zivilbevölkerung. Zudem ist man von Wind und Wetter abhängig, weil sich die Giftwolke bewegt. In Ortschaften kann die Armee nicht ausschließen, auch eigene eroberte Stellungen zu treffen. Chemiewaffen sind Flächenwaffen.
ZEIT ONLINE: Was sagen Sie zu Berichten, Fotos und Videos von Menschen, die angeblich in Syrien Opfer eines Giftanschlags geworden sind? Es gibt Aussagen über Opfer mit verengten Pupillen und Schaum vor dem Mund – Hinweise für eine Vergiftung mit einem Nervengas.
Trapp: Das ist kein Beweismaterial. Was in diesen Fällen gegen einen Angriff mit Sarin spricht ist, dass sich Menschen ungeschützt um die Opfer kümmern. Man muss davon ausgehen, dass sie sich selbst vergiften und die entsprechenden Symptome zeigen. Das scheint nicht der Fall zu sein. Wo Saringas freigesetzt wird, fallen nicht nur ein paar Leute um, sondern auch die, die um sie herum standen. Die Fotos, Videos und Berichte, die ich gesehen habe, zeigen das nicht.
Kommentare
In Otaybah an der jordanischen Grenze
wurde das Giftgas eingesetzt.
Seinen Zweck hat hat der Giftgasangriff erfüllt: Otaybah war seit über 30 Tagen umkämpft, weil die Rebellen den Übergang nach Jordanien zum Waffenschmuggel benutzten. Nach dem Giftgasangriff haben die Rebellen den Ort verlassen.
Ansonsten passt das "Antesten" von kleinen Mengen Kampfgas durch die Assad Armee zur Strategie: Die Syrische Armee verfolgt die zynische aber wirksame Taktik der verbrannten Erde: Längst befreite Gebiete werden unbewohnbar gemacht - und durch Zufallsbombardierungen wird verhindert,
das sich irgend jemand wieder ansiedeln könnte.
Durch diese Taktik sind die Flüchtlingszahlen in die Höhe geschnellt und Assad verhindert wirksam das sich neue politische Strukturen in den befreiten Gebieten bilden können.
Assads Vorräte an Giftgas sind die größten in der Region. -
Zweifel an Assads Massenvernichtungswaffen kann es diesmal nicht geben,
da die Anlagen aus Deutschland geliefert wurden.
http://www.tagesspiegel.de/m…
Assads
Nachtrag
Der zweite Ort in dem Giftgas eingesetzt wurde befindet sich in der Nähe von Aleppo.
Das Photo zeigt die verendeten Tiere des Bauernhofes. Für deren Tod gibt es keine äußeren Anzeichen. Diese Bilder - als auch die Symtome an den Verletzten und getöteten Menschen - bilden die Grundlage für den Verdacht des Einsatzes von Giftgas durch die Assadarmee.
http://www.srf.ch/news/inter…
Sie verstehen nicht, backstage.
Ich versuche das nochmal ganz langsam anhand Punkt 1 zu erklären:
Was hat die Tatsache, dass Syrien aufgrund deutscher Hilfe in der Lage war, Giftgas herzustellen, mit der derzeitigen Diskussion zu tun?
Hier geht es lediglich um die Frage, ob Assad blöd genug war, trotz der expliziten Warnung seitens der amerikanischen Regierung Giftgas freizusetzen.
Ihrer Meinung nach war er so dumm.
Das ist Ihre Meinung, die dürfen Sie hier gerne kundtun.
Aber mehr ist das nicht.
Assad weiß ganz genau was er tut
1. Assads Armee ist nunmehr seit 20 jahren die Einzige in der Region, die professionell mit Giftgas umgehen kann.
2. Assad setzt seine Karten sehr gezielt - und genau berechnet. Er weiß sehr genau, das eine größere Giftgasgranate einen internationalen Einsatz provoziert hätte.
Auf der anderen Seite setzt Assad alles auf eine Karte - er setzt trotzdem auf Sieg, trotzdem er nur noch ca. 30% des syrischen Staatsgebietes kontrolliert.
Seine militärische Strategie setzt auf die Bombardierung von Zivilisten und auf eine Taktik der verbrannten Erde: Er zwingt die zivile Bevölkerung, von der er annimmt, das sie gegen ihn ist, mit aller Grausamkeit zur Flucht.
Deswegen die hohen Flüchtingszahlen.
Giftgas komplementiert seine Strategie - weil er nicht mehr genügend Soldaten hat, seine Pläne landesweit durchzuführen.
Deswegen testet er Giftgas in kleinen Mengen erst mal nur an - weil er genau weiß, das die internationale Community nur eingreift, wenn Giftgas offiziel bewiesen ist - und sich höhere Opferzahlen einstellen.
Wegen 26 Giftgastoten wird keine Intervention erfolgen - aber Assad erreicht damit ein Klima der Abstumpfung - und zwingt Obama, seine rote Linie zu verändern. - Alles Klar?
Ansonsten :
Warum verhindert denn Assad gerade, das eine bereitstehende UN Truppe die übrigens sofort anreisen könnte, die Giftgasfälle genauer untersucht?
Irgendwelche Antworten?
Ist mal wieder Zeit zur Erinnerung
Prinzipien der Kriegspropaganda
(nach Lord Ponsonby) sind zum ersten Mal von dem 1871 geborenen britischen Diplomaten Lord Ponsonby systematisch dargestellt worden.
Danach gelten folgende Regeln:
1. Wir wollen keinen Krieg
2. Das feindliche Lager trägt die alleinige Schuld am Krieg
3. Der Feind hat dämonische Züge (oder: »Der Teufel vom Dienst«)
4. Wir kämpfen für eine gute Sache und nicht für eigennützige Ziele.
„Man muss die Tatsache verschweigen, dass es wirtschaftliche Ziele des Krieges gibt.
Man stellt nur humanitäre Motive in den Vordergrund…“
5. Berichte über die Grausamkeit des Gegners.
"Der Feind begeht mit Absicht Grausamkeiten. Wenn uns Fehler unterlaufen, dann nur versehentlich"
6. Der Feind verwendet unerlaubte Waffen
7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners aber enorm
8. Unsere Sache wird von Künstlern und Intellektuellen unterstützt
9. Unsere Mission ist heilig
10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter
Anbei eine Erinnerung
worum es geht - Giftgas einsatz in Syrien.
http://www.enduringamerica.c…