Die Zahl der Ebola-Infizierten dürfte bis Anfang
November auf mehr als 20.000
steigen, sollte nicht sofort verstärkt gegen die Seuche vorgegangen werden. Das geht aus einer Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des Imperial
College in London hervor, die im New England Journal of
Medicine veröffentlicht wurde. Die WHO hat in
Westafrika seit Beginn des Ausbruchs bis zum 22. September 2014 offiziell 5.843 Ebola-Patienten registriert, 2.803 davon waren gestorben.
Die Dunkelziffer Infizierter in Westafrika liegt nach Einschätzung von Forschern deutlich höher – weil in den betroffenen Staaten keine ausreichende medizinische Versorgung und funktionierende Gesundheitssysteme vorhanden sind, werden bei weitem nicht alle Fälle erfasst.
Für die neue Studie haben die Wissenschaftler die Daten seit dem Ausbruch in Guinea im vergangenen Dezember analysiert. Dabei stellte sich auch heraus, dass die Sterberate in Folge der Ebola-Infektion deutlich höher liegt als bisher angenommen - also nicht nur bei knapp über 50 Prozent. "Die Analyse zeigt, dass bis zum 14. September 70,8 Prozent der Patienten mit eindeutigen Befunden gestorben sind", sagte Christopher Dye, WHO-Strategiedirektor und Co-Autor. Diese Quote sei in Guinea, Liberia und Sierra Leone gleich.
Niedriger habe die Rate der Todesfälle gelegen, wenn
man nur die Patienten in Krankenhäusern betrachte. Dies stütze die
Annahme, dass die schnelle Behandlung von Patienten einen Unterschied
mache, heißt es in der Studie. Gegen Ebola gibt es weder eine Impfung noch ein wirksames Medikament. Auch vereinzelt zum Einsatz gekommene experimentelle Arzneimittel – wie etwa ZMapp –, die bisher nur an Tieren getestet wurden, sind nicht nachweislich wirksam gegen den Erreger.
Widerlegen konnten die Forscher
die Vermutung, dass Frauen sich öfter mit der meist tödlich verlaufenden Seuche infizieren, etwa
weil sie mehr mit der Pflege von Kranken und Kindern befasst sind. "Es mag
Unterschiede in einigen Teilen der Gesellschaft geben, aber als wir die
Daten gebündelt betrachtet haben, konnten wir sehen, dass die Verteilung
der Infektionen annähernd bei 50 zu 50 liegt", sagte Dye.
Das Gefährlichste sind die Zustände, nicht das Virus
Die neue Untersuchung des Ausbruchs stützt, was Forscher seit Monaten betonen: Die rasante Ausbreitung von Ebola in Westafrika liegt nicht primär an der biologischen Beschaffenheit des Virus. Der ist nämlich eigentlich gar nicht so ansteckend – eine Grippe ist viel leichter übertragbar. In Ländern, in denen Meldesysteme funktionieren, es ausreichend gut ausgestattete Quarantänestationen gibt und Kranke sofort erkannt und isoliert würden, hätte sich das Virus, das in der Natur in Fledermäusen schlummert, unter Menschen nicht so ausbreiten können.
In den am
härtesten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone sei
der schlechte Zustand der Gesundheitssysteme der Hauptnährboden, auf dem sich das Virus ausbreiten kann. Hinzu komme der sehr enge Kontakt zwischen den Menschen innerhalb von Familien in ländlichen und armen Regionen, wo Kranke traditionell zu Hause gepflegt werden. Dagegen
sei es in Nigeria, wo das Gesundheitssystem robuster sei, bislang
gelungen, die Krankheit weitgehend unter Kontrolle zu halten – und das,
obwohl es Infektionen in den Großstädten Lagos und Port Harcourt
gegeben habe.
Kommentare
Und unsere tolle Verteidigungsministerin
Fragt mal ganz lieb nach ob denn irgendjemand gerne freiwillig helfen möchte. Und 300 Krankenbetten (bei bald 21.000 Infizierten), ja das kriegen wir auch noch hin. In einem Monat aber erst.
Naja, vielleicht. Wenn wir bis dahin unsere Flugzeuge wieder flott kriegen. Sonst werden das vielleicht eher nur drei Betten und ein Arzt. Sorry, Deutschland tut halt was es kann. :P
Zu Recht.
Deutschen zu BEFEHLEN ihr Leben für irgendwelche Afrikaner zu riskieren die sie dann zum Dank totschlagen möchten wäre in der Tat etwas zuviel verlangt.
Unnuetze Forschung und Artikel
"Niedriger habe die Rate der Todesfälle gelegen, wenn man nur die Patienten in Krankenhäusern betrachte. Dies stütze die Annahme, dass die schnelle Behandlung von Patienten einen Unterschied mache, heißt es in der Studie."
Bei welcher Krankheit empfiehlt sich eine spaete Behandlung? Wieviel Zeit und Geld wird nun fuer solch einen schwachen Sinn vertan?
Der wahre Skandal ist doch, dass der Ausbruch bereits im Dezember 2013 war. Und es war nicht der erste.
Nichts gelernt in der Zwischenzeit, aber geforscht und diskutiert.
Die Behandelbarkeit ist fraglich
Lieber Leser,
der Absatz bezieht sich darauf, dass Forscher eigentlich annehmen, dass es wenig Einfluss auf die Sterberate durch Ebola hat, ob ein Mensch "behandelt" wird oder nicht - denn es gibt ja keine wirksame Therapie, kein Medikament. Sprich: Auch in einer deutschen Isolierstation unter Hightech-Bedingungen würden etwa die Hälfte der Infizierten sterben.
Was sich hier aber zeigt; Immerhin die Versorgung von Patienten in Kliniken, scheint deutlich etwas auszumachen. Die Behandlung besteht ja, dort wo man die Mittel dazu hat, aus der Unterstützung der körpereigenen Abwehr, der Unterstützung des Kreislaufs und der Organe durch Arzneimittel, der Zuführung von Wasser und Nahrung. Böse gesagt: Die Chance, dass jemand überlebt, ist auch einfach größer, wenn er in einem Bett in einer Klinik liegt und ab und zu jemand vorbeikommt und Wasser bringt als läge er auf der Straße - was im Seuchengebiet durchaus passiert.
Eine Behandlung wie auf einer europäischen Intensivstation mit künstlicher Beatmung, Dialyse und Blutersatz gibt es in Westafrika für die Menschen nicht. Solche Maßnahmen könnten die Sterblichkeit etwas senken.
Es erstaunt nicht, dass die Sterblichkeit in den betroffenen Gebieten noch höher ist als bisher gedacht – denn durch die schlechte oder überhaupt nicht vorhandene Versorgung haben die Menschen besonders schlechte Chancen, so eine Infektion zu überleben. Viele dürften durch andere Vorerkrankungen und Mangelernährung geschwächt sein.
(WHO-) Statistik gegen Realität und Logik..
In einer normalen Langzeitbetrachtung von Krankheiten kann man leicht die Ergenisse der Fallzahlen mit den letalen Ausgängen vergleichen und daraus die Letalitätsrate bestimmen.
Bei einem Ausbruch mit exponentiell steigenden Fallzahlen ist dieser Ansatz aber falsch, solange man einfach die Zahlen zu einem bestimmten Datum vergleicht und nicht die zeitliche Verzögerung zwischen Erkrankung und evtl. Ableben berücksichtigt.
Verdoppeln sich die registrierten Fall- und Todeszahlen z.B. alle drei Wochen und lassen jeweils ein 2 zu 1 Verhältnis erkennen, kann daraus nicht auf eine Letalität von 50% schliessen, solange der evtl. Tod nicht unmittelbar eintritt.
Liegen zwischen (erkannter) Erkrankung und Tod z.B. durchschnittlich eine Woche, würde sich hier eine Letalitätsrate von 63% ergeben, bei einer Differenz von zwei Wochen, wären es 79%!
Hier mal wieder die statistische Entwicklung der letzten ~drei Monate mit Steigerungsrate und Letalität auf die aktuellen Endzahlen:
http://flari2013.bplaced....
Auffällig ist, dass die "rechnerische" Letalitätsrate auf Endwert für die gesamte Region von ~50% ausschliesslich durch den extrem niedrigen Wert für Sierra Leone von 33% zustande kommt.
Für Sierra Leone ist ebenso auffällig der geringe Abstand zwischen den "Allen Fällen" einschliesslich Verdachtsfällen, etc. und laborbestätigten Fällen, sowie der sehr gleichmässige Verlauf.
Als Analyst läuten da bei mir alle alle Alarmglocken.
Dunkelziffer
Gibt es eine Möglichkeit die Dunkelziffer plausibel abzuschätzen, sprich gibt es Erfahrungswerte aus anderen Epidemien, die man in die Berechnung einfliessen lassen kann?
Wenn ich sie richtig verstehen, gehen sie im Falle von Sierra Leone von "geschönten" Daten aus. Gibt es erprobte Korrekturfaktoren, mit denen man solche Zahlen der Realität annähern kann?