"Es hat sich angefühlt wie frisch verliebt sein, nur hundertmal stärker", Laura, 16
Mit dreizehn hab ich das erste Mal Drogen genommen, das war Gras. Ach, nein! Mit zwölf! Da hab ich das erste Mal getrunken, am Wochenende nach dem Jugendclub. Ich habe noch mit Kumpels rumgehangen, und die haben sich dann Alkohol geholt. Die waren schon sechzehn, siebzehn oder achtzehn, ich war meistens mit Älteren unterwegs. Wir haben dann Saure Kirsche getrunken. Das war mal was anderes, das erste Mal betrunken sein. Mein erster Rausch, ich habe viel geredet, auch über Dinge, über die ich sonst nicht so rede. Das hat mir gut gefallen. Und dann dieses Gefühl, toll!
Mit meinem besten Freund, mit dem ich aufgewachsen bin, hab ich dann ein Jahr später im Nachbarort gekifft. Ich war sauneugierig, wollte es einfach ausprobieren. Wir haben dann in der Garage seiner Eltern Eimer geraucht. Der Rausch war besser als Alkohol, auf jeden Fall! Irgendwie entspannter. Wenn man zu viel trinkt, dann ist es auch irgendwie eklig, und man stinkt so nach Alkohol. Mit Gras war das nicht so. Irgendwann hab ich dann jeden Tag gekifft. Das Gefühl gefiel mir gut, ich konnte einfach abschalten und über ganz andere Dinge nachdenken.
Mit vierzehn hab ich auch das erste Mal Ecstasy genommen. In der Scheune. Ich bin in einer Kleinstadt in Thüringen aufgewachsen, in der Nähe von Erfurt. Der Papa eines Kumpels ist Bauunternehmer und hat uns eine alte Scheune überlassen, die wir dann renoviert und ausgebaut haben. Da haben wir häufig gechillt. Die Älteren haben sich dann ab und zu Teile geschmissen. Da ich ein neugieriger Mensch bin, wollte ich wissen, wie das wirkt. Also habe ich dann auch meine erste Ecstasy-Pille bekommen. Das war noch mal was ganz anderes! Wie soll man das beschreiben ... Ecstasy halt! Ich war total überschwänglich, alles war einfach total gut und toll und viel schöner als vorher. Und ich hab so viel geredet! Zu der Zeit sind wir auch oft feiern gefahren, auf illegale Technopartys. Auf einer dieser Partys hab ich dann auch Speed gezogen. Um wach zu bleiben, aber auch, weil es alle genommen haben.
Danach sind wir wieder in unsere Scheune gefahren und haben eine After-Hour-Party gemacht. Zwei Tage lang. Speed war geil, weil man sofort wieder wach war und so einen Tatendrang und Laberflash hatte, wir haben alle drauflosgequatscht, auch richtig dumme Sachen, ohne darüber nachzudenken oder uns schämen zu müssen.
Irgendwann hat mir das Speed am Wochenende nicht mehr gereicht. Einige Kumpels von mir nahmen Crystal Meth, das ist ja im Osten sehr weit verbreitet. Ich hatte gehört, die Wirkung sei viel krasser als Speed, und das war sie auch! In der Scheune haben an dem Abend zwei Kumpel von mir aufgelegt, und da hab ich dann das erste Mal Meth gezogen. Da war ich gerade fünfzehn.
Am Anfang war es nicht wirklich anders als Speed, aber dann hat es sich angefühlt wie frisch verliebt sein, nur hundertmal stärker! Ich habe mich so krass wohlgefühlt in meiner Haut. Ich war so selbstbewusst, ganz ohne Angst und auch viel aktiver. Auch aggressiver, ich habe mir nichts gefallen lassen. Das war gut. Und irgendwann hab ich es dann eben jeden Tag gemacht. Crystal ist deutlich billiger als Speed, zuerst ging das, da ich ziemlich viel Taschengeld bekommen habe. Als es dann immer mehr wurde, bin ich mit meinen Kumpels eingebrochen, in Läden oder die Keller unserer Nachbarn, und wir haben Kettensägen und Werkzeug verkauft.
Laura ist Patientin in einer Drogentherapieeinrichtung für Jugendliche bei Hamburg.
Kommentare
schon seltsam alles...
"Drogen sind für mich auf jeden Fall ein Gewinn!"
ich habe zu viele leute an drogen kaputtgehen sehen. ein guter freund ist letztes jahr daran gestorben. wenn mal drauf, kannst du ihnen kaum mehr helfen. nur einer aus meinem freundeskreis hat es geschafft. aber auch er ist labil und voller neurosen.
ich sehe keinen grund, für eine derartige positive darstellung.
aber da mag ich ja so ziemlich alleine dastehen.
Positive Darstellung?
Das ist ja keine positive Darstellung sondern ein Erhahrungsbericht von ganz jungen Leuten. Bewerten Sie die ehrliche Aussage - im richtigen Leben bin ich gehemmt und habe kaum ein Selbstbewusstsein, das nur wächst, wenn ich mir die richtigen Sachen reinpfeife - wirklich positiv? Der letzte Beitrag rundet das Thema ja ab und setzt es in die richtige Perspektive: Zaubertränke wirken selten nachhaltig aber meist baut man irgendwann nachhaltig ab.
Der gefühlt 100 Artikel wie toll Drogen sind
da muss es ja in der Redaktionsstube ordentlich süsseln und der Pizzabote fast schon zum Inventar gehören für die munchies.
Vlt sollte die ZEIT mal einen Bericht über Straight Edge bringen oder über langjährig trockene Drogenabhängige dazu zählen auch Alkoholiker, aber das könnte dann wohl zu einem Erkenntnisprozess führen, dem man sich nicht stellen will.
Es sollte imho jedem Kind/Jugendlichen klargemacht werden, dass Drogensucht nicht heilbar ist, denn man hat keine Probleme mit den Drogen der Wahl, sondern ohne.
@ganef:
Ihr Eindruck ist wirklich nur gefühlt, denn nirgendwo steht im Text, "wie toll Drogen sind". Es sind einfach vier ungeschönte Berichte von Drogenkonsumenten, die die Situation kontextualisieren. Dass diese Texte veröffentlicht werden, ist gut, weil diese Welt für viele "Normalbürger" immer noch eine Black Box ist, aus dessen Nichtwissen Vorurteile entstehen.
Auch ist "Es sollte imho jedem Kind/Jugendlichen klargemacht werden, dass Drogensucht nicht heilbar ist, denn man hat keine Probleme mit den Drogen der Wahl, sondern ohne" eine ziemlich weltfremde Strategie, wenn man eigene Kinder zu erziehen hat. Denn wenn man Kindern gegenüber Drogen pauschal einseitig dämonisiert und dann doch nicht jeder Gelegenheitskiffer in der Klasse sofort in der Gosse endet, hat man bei seinen eigenen Kindern ganz schnell ein Glaubwürdigkeitsproblem. Deshalb sollte man mit Kindern auch nicht über "die Drogen", sondern über jedes einzelne Rauschmittel einzeln sprechen, ohne jegliche Verharmlosung natürlich. Der obige Artikel kann bei solch einer Differenzierung helfen.
Reif sein
"Sobald ich merke, dass eine Droge mich beherrscht und nicht umgekehrt, wenn ich mich ausgeliefert fühle oder die Kontrolle verliere, dann macht es mir keinen Spaß mehr und ich höre auf."
"Meine Rauscherfahrungen hatten mich gelehrt, dass unser Gehirn zu erstaunlichen Wahrnehmungen und Zustandsveränderungen in der Lage ist, das passte zu meinem kritischen Blick auf die Welt... Ich habe mich bezüglich möglicher Wirkungen ..., Dosis, Wechselwirkungen ... erkundigt, Erfahrungsberichte gelesen und mich ins Abenteuer gestürzt, recherchiert, wie welche Substanz wirkt und ... wie ich sie bekomme."
Menschen, die reif genug sind, profitieren von einem Drogenrausch. Die 19jährige Lucy hatte großes Glück, dass sie im zarten Alter von 14 eine schlechte Erfahrung mit zuviel Alkohol gemacht und dabei gemerkt hat, dass es es nicht ihr Ding ist, die Kontrolle über sich zu verlieren. Viele Jugendliche sind nicht so selbstkritisch, manche sehnen sich den Kontrollverlust sogar herbei, weil sie dann weniger leiden. Diesen jungen Menschen ginge es besser, dürften sie erst in reiferem Alter Rauscherfahrungen machen.
Um Missbrauch von Drogen zu verhindern, legalisiere man sie und gebe sie kontrolliert (Eigenbedarf) in kontrollierter Qualität nur an Erwachsene. Abgabe an Jugendliche muss mit drakonischen Strafen geahndet werden. So würde der Schwarzmarkt einbrechen, der Staat könnte beträchtlich mitverdienen und hätte viel bessere Kontrollmöglichkeiten. Das wäre praktizierter Jugendschutz.
leider kenne ich
extrem lockere eltern, die quasi dealer ihres nachwuchses sind.
das zum thema "nur an erwachsene"
Die Gefahr von dauerhaften Schäden wird untschätzt
Der dritte Beitrag von "Mark" steht stellvertretend für den schon länger bestehenden Trend eines geradezu professionalisierten Drogenkonsums. Hier wähnen sich die Konsumenten gut über Risiken und Wirkungen informiert - sie nehmen gezielt bestimmte Mittel oder auch Kombinationen ein, um einen gewünschten Zustand zu erreichen.
Das kann gut gehen und ist sicher besser, als das nächstbeste Zeug einfach so auszuprobieren.
Wer sich damit aber gesundheitlich auf der sicheren Seite glaubt ist nicht richtig informiert. Die Psychatrien sind gut gefüllt mit Patienten, bei denen der Drogenkonsum eine dauerhafte Erkrankung auslöste.
Menschen, deren Veranlagung zu irgendeiner Psychose ohne Drogenkonsum womöglich ein Leben lang nicht ausgebrochen wäre, bringen sich so oft dauerhaft um ihre Gesundheit.
Dieser Aspekt wird völlig unterschätzt und die individuellen Risiken für verschiedene psychische Leiden lassen sich heute noch nicht zuverlässig einschätzen.
Psychosen
Es sind ca. 1% der Menschheit, die eine Veranlagung zu Psychosen mitbringen. Wenn also im Zusammenhang mit Drogen, selbst bei Psychedelika wie LSD und heiligen Pilzen, immer wieder die Gefahr des Ausbruchs einer Psychose erwähnt wird, um das Verbot zu begründen, dann ist das einfach nur übertrieben.
Klar muss man die potenziellen Konsumenten über dieses Risiko informieren, bevor sie sich "auf die Reise" begeben, aber das als Argument heranzuziehen, um ein Verbot zu begründen, ist bei 1% Risiko nicht angebracht. Denn bei 99% der Menschheit besteht dieses Risiko nicht. Gewisse Religionen sind deutlich gefährlicher, als Psychedelika, und dabei deutlich weniger spirituell.
Übrigens kann chronischer Alkoholkonsum Psychosen nicht nur bei entsprechend veranlagten Menschen auslösen, sondern sie bei praktisch jedem Menschen direkt durch organische Veränderungen im Gehirn verursachen (Alkoholhalluzinose).