Das wird Espressotrinkern schmecken. Die Internationale Krebsforschungsagentur IARC, sonst eher für beunruhigende Nachrichten bekannt, entwarnt bei Kaffee weitgehend. Vor 25 Jahren waren Gutachter der IARC, die Teil der Weltgesundheitsorganisation WHO ist, noch zu dem Schluss gekommen, dass Kaffee "möglicherweise krebserregend" ist (Kategorie 2B). Nach der Auswertung von mehr als 1.000 Studien durch 23 Experten zieht die IARC nun das Fazit, dass es keine ausreichenden Hinweise für eine Krebsgefahr gibt (Kategorie 3).
Ebenfalls durch die in Lyon ansässige Agentur herabgestuft wurde Matetee – von "wahrscheinlich krebserregend" (Kategorie 2A) in Kategorie 3. Dagegen wurden "sehr heiße Getränke" als "wahrscheinlich krebserregend" bewertet. Von einer Temperatur von 65 Grad an (in Europa nicht üblich) sollen sie Speiseröhrenkrebs hervorrufen können. Dass dieser Tumor in Südamerika gehäuft auftritt, sei vermutlich nicht dem Matetee selbst, sondern dessen zu heißem Konsum geschuldet.
Bei Brust-, Magen- und Leberkrebs haben wir ein abgesenktes Risiko mit steigendem Kaffeekonsum gesehen
Die 1991 erfolgte Einstufung als "möglicherweise krebserregend" ging auf Untersuchungen zurück, die ein erhöhtes Risiko von Blasentumoren durch Kaffee nahelegten. Das erwies sich als Scheinzusammenhang, weil Kaffeetrinker häufiger Raucher sind und Tabakkonsum das Blasenkrebsrisiko erheblich steigert. Etliche Studien weisen inzwischen darauf hin, dass Kaffee die Tumorgefahr sogar verringern kann. "Bei Brust-, Magen- und Leberkrebs haben wir ein abgesenktes Risiko mit steigendem Kaffeekonsum gesehen", berichtet Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam über die Ergebnisse der großen Langzeiternährungsstudie Epic. Andere Untersuchungen deuten auf ein verringertes Risiko für Darm-, Prostata- und Gebärmutterkrebs hin. Nach gegenwärtiger Datenlage spreche "ganz klar nichts gegen einen hohen Kaffeekonsum", lautet Boeings Einschätzung. "Wir gehen derzeit eher von positiven Effekten aus."
Bluthochdruck als Nebenwirkung des Konsums?
Zu den "positiven Effekten" gehört ein verringertes Risiko für die Zuckerkrankheit Diabetes bei Kaffeetrinkern, und zwar unabhängig vom Koffeingehalt des Kaffees. Andere Studien fanden Hinweise auf einen Schutz vor chronischen Leberleiden, Herzkrankheiten und Alzheimer sowie für ein verringertes Suizidrisiko. Und nach einer amerikanischen Untersuchung haben Personen, die mindestens zwei Tassen Kaffee am Tag trinken, in den nächsten 14 Jahren ein um 12,5 Prozent geringeres Risiko zu sterben als Nichttrinker. Und Bluthochdruck als Nebenwirkung des Konsums? Stichhaltige Belege, die diese Befürchtung bestätigen, gibt es nicht, obwohl Kaffee den Blutdruck kurzzeitig erhöht.
Gute Nachrichten – doch etwas Vorsicht ist angebracht. Viele dieser Studien deuten zwar auf einen positiven Effekt für den Organismus hin. Ein eindeutiger Zusammenhang von Ursache (Kaffee) und Wirkung (bessere Gesundheit) ist aber nicht bewiesen, da die Untersuchungen methodische Grenzen haben. Und trotz aller Vorzüge, eine Medizin ist Kaffee auch wieder nicht.
Wie eine Gefahr von der IARC kategorisiert wird, ist nicht frei von Willkür. Und so haben die Einstufungen in den letzten Jahren immer wieder Kritik hervorgerufen. Etwa beim Thema Handystrahlung ("möglicherweise krebserregend") oder beim Herbizid Glyphosat ("wahrscheinlich krebserregend") – in beiden Fällen wichen die IARC-Gutachter von der Einschätzung der überwiegenden Mehrheit der Wissenschaftler ab. Verwirrend für viele Verbraucher war das Urteil zu Wurst ("krebserregend"), womit das Lebensmittel in der höchsten Gefahrenkategorie 1 landete, neben Plutonium, Tabak, Asbest und Krebsviren. Die IARC musste sich zu "Bacongate" erklären und versuchte, im Nachhinein Klarheit zu schaffen. Immerhin, beim Kaffee wird es keinen Streit geben. Die IARC folgte dem wissenschaftlichen Mainstream und ist im Gleichklang mit neuen Forschungsergebnissen. Und wir können weiter mit gutem Gewissen genießen.
Kommentare
Ernährungsforschung im Dienste des Lobbyismus
Lebens- und Genussmittel: gestern schädlich, heut gesund, übermorgen todbringend und danach die Garantie für die Unsterblichkeit.
Sie interpretieren da schonwieder zuviel herein.
Man hat festgestellt dass es nicht der Kaffee selbst sondern der zu heiße Konsum ist.
Wenn sie also zu heißen Kaffee trinken haben sie weiterhin ein erhöhtes Krebsrisiko.
Das man Dinge nachprüft und ggf. seinen bisherigen Glauben entsprechend umstellt ist eine Stärke der Wissenschaft, sonst wären wir heute noch der Meinung die Sonne kreise um die Erde.
Ach, heißt das jetzt, dass die Hersteller nicht mehr auf Acrylamid in ihrem Kaffee achten müssen?
Hat die Studie überhaupt konkret etwas mit Kaffee zu tun? Sie kritisiert doch eher die Temperatur der Getränke. Allerdings: Wieso sollte die Einnahme heißer Getränke gesundheitlich bedenklicher sein als die Einnahme anderer heißer Nahrungsmittel?
Dass starke Kaffeetrinker länger leben muss auch nicht mit dem Kaffee zusammenhängen, sondern kann doch einfach der Fakt sein, dass Kaffeetrinker durchschnittlich ein anderes Leben führen als beispielsweise passionierte Cola- oder Schnapstrinker. In meinen Augen ist das eine mehr als fragwürdige Studie.
Sie möchten den Text bitte nochmal lesen.
Es ist nicht die Entwarnung auf Basis einer Studie sondern 1000 Studien über Jahrzehnte wurden betrachtet und man kommt zum Schluss das mehrheitlich positive Effekte entstehen (könnten) und es für negative Effekte keinen Anlass gibt. Es werden quasi viele Studien ins Verhältnis zueinander gesetzt.
Die Temperaturgeschichte kommt vom Verweis auf das gleichzeitige runterstufen von Mate-Tee da auch hier wohl keine Gefährdung vorliegt, sondern eine erhöhte Krebsrate in Ländern beobachtet wird, in denen dieser Tee brühheiß genossen wird - brühheiß ist seit jeher ein Faktor für erhöhten Speiseröhrenkrebs. Ob das unbedingt in den Text gehört, ist eine andere Frage, allerdings haben Kaffee und Mate das Koffein gemein und was dem Europäer der Kaffee ist dem Chilene sein Mate-Tee. Ergo gleicher Typ Getränk für viele Millionen Menschen.
Andere Korrelationen werden auf Kaffeetrinker häufiger Raucher zurückgeführt.
Steht alles so im Text.
Nach Marc Uwe Kling und dem Känguru kann man mit geschickt eingestreuten Adjektiven die Glaubwürdigkeit einer Aussage noch mal stark anheben und selbst die notorischsten Zweifler überzeugen. Wobei man sich mit einem falschen Adjektiv auch schnell unglaubwürdig macht.
Wenn man also von amerikanischen Studien/Untersuchungen spricht, macht man sich automatisch unglaubwürdig. Glaubwürdig wäre es, wenn man von schwedischen Studien/Untersuchungen sprechen würde.
Also so viel zum Thema ob Kaffee gesund ist.