Bauchspeicheldrüsen für Mäuse, gezüchtet in Ratten, und Schweineembryos, in denen menschliches Gewebe wächst: Die Forschung kommt tierischen Organspendern immer näher.
Es hört sich nach Science-Fiction an: Im Körper von Tieren lassen Forscher Gewebe eines Menschen heranwachsen. Das ferne Ziel: sie Patienten transplantieren, die eine kaputte Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse oder ein krankes Herz haben.
Sie alle sind bisher auf Spender angewiesen, von denen es viel
zu wenige gibt: In Deutschland warten mehr als 10.000 Menschen
auf ein oder mehrere Organe – jedes Jahr sterben etwa 1.000, weil
keines gefunden wird. Sie zu bauen ist bisher auch keine Universallösung. Mit einer Maschine als Herz lebt es sich nur mit
Einschränkungen (DIE ZEIT, 1/2017),
an der Entwicklung einer künstlichen Leber tüfteln Forscher – spruchreif ist das aber noch nicht.
Deshalb also Tierkörper als Zuchtfabriken. Die Idee ist nicht neu. Das Prinzip: menschliche Stammzellen – Zellen also, die jeder von uns in sich trägt und die sich noch, programmiert man sie entsprechend um, in jegliches Gewebe verwandeln können – in ein Tier einsetzen und sie dann dazu anregen, sich zu Leber-, Nieren-, Herz- oder anderen gewünschten Organzellen zu entwickeln.
Ansätze von Organen statt nur Gewebe
Stammzellforscher um Jun Wu vom Salk Institute in San Diego haben das jetzt mit Embryonen von Schweinen ausprobiert (Cell: Wu et al., 2017). Schweine wären recht geeignete Zuchttiere für Menschenorgane, weil ihre Organe von der Größe her ähnlich sind. Die Wissenschaftler machten es ähnlich wie Pablo Ross von der Universität von Kalifornien
vor einem halben Jahr. Nur: Diesmal fand man nach ein paar Wochen in dem heranwachsenden Schweinenachwuchs nicht nur irgendwelches diffuses Menschengewebe, das aus den Stammzellen hervorgegangen war. Wus Embryonen hatten bei ihrer Abtreibung im Labor sogar Ansätze von Organen.
Sieben
Tage nach der künstlichen Befruchtung einer Schweineeizelle im Labor hatten die Forscher induzierte Pluripotente Stammzellen (iPS) von
Menschen (siehe Kasten) in die Embryonen gespritzt, sie danach in die Gebärmutter jeweils einer Trägersau eingesetzt und dort drei bis vier Wochen heranwachsen lassen. Zum Schluss operierten sie sie wieder heraus, töteten sie ab und
untersuchten, ob sich aus den Menschenzellen in dem Schweineembryo etwas Menschliches entwickelt hatte.
In der Tat fanden sie dabei einen kleinen menschlichen Gewebeteil. Und sogar Teile der rudimentär ausgebildeten Organe des Schweinchens im Frühstadium bestanden aus menschlichen Zellen.
Unter anderem weil während solcher Experimente Chimären entstehen, sind sie ethisch so umstritten. Ehe ein solches Mischwesen aus Schwein und Mensch – wie in diesem Fall – aber das Licht der Welt erblickt, müsste es im Leib einer Sau ausgetragen werden und überhaupt lebensfähig sein.
Organtausch bei Nagetieren
Der aktuelle Versuch zeigt erneut: Bevor Ersatzorgane in Tieren nachwachsen, wird es lange dauern. Vielleicht nie gelingen. Zum einen wuchsen die Schweineembryos vergleichsweise langsam. Zum anderen züchteten die Wissenschaftler die Organe nicht gezielt. "Die menschlichen Zellen haben keinen großen Anteil am Embryo. Im Gehirn konnten wir wenige bis gar keine menschlichen Zellen beobachten", sagte Wu der New York Times.
Klar ist, dass keine Schweine-Menschen-Gehirne geschaffen werden sollen. Für austauschbare, da weitgehend baugleiche Organe wie die Bauchspeicheldrüse, auch Pankreas genannt, wurden jedoch schon Fortschritte erzielt. Nicht in Schweinen, dafür aber in Ratten und Mäusen.
Ich habe bei dieser Entwicklung Bauchschmerzen. Es bedarf hier meiner Meinung nach einem gesamtgesellschaftlichen Konsens, ob ein derartiger Eingriff in die Natur und menschliche Entwicklung - gleich ob man an Gottes Schöpfung oder die Evolution glaub - überhaupt mehrheitsfähig ist.
Für die Betroffenen ist es sicherlich ein Strohhalm, aber für andere ist es ein Alptraum in Frankenstein'scher Manier.
Was genau wäre daran ein "Alptraum", wenn eine Niere oder Leber oder gar ein Herz in einem Schwein heranwächst?
Wir züchten Schweine auch, um sie hinterher zu Schnitzel oder Schinken zu verarbeiten.
Warum soll man ein Schwein nicht als Organlieferanten züchten?
Ich sehe da nur medizinische Fragen, die es zu klären gäbe. Ob das für einen Patienten gezüchtete Organ, möglicherweise aus Patienten-eigenen Körperzellen, "frei genug" von Schweinezellen ist.
Damit der Organempfänger hinterher mit dem neuen Organ keine "Abstoßungsreaktionen" durchmachen muss, die neue Operationen nach sich ziehen würden.
Moralische oder ethische Fragen sehe ich da keine.
"Da sich Stammzellen prinzipiell in jede andere Zelle verwandeln können..."
Das ist nicht richtig.
Nur embryonale Stammzellen haben die volle Potenz, sich noch in jede andere Zelle umwandeln zu können.
Aber die oben angesprochenen " iPS" = "induzierte, pluripotente Stammzellen" haben (wie schon das im Namen enthaltene Wort "pluripotent" = "zu vielem fähig" besagt) diese Potenz nicht mehr.
Auch wird zwar richtig berichtet, dass es um die Herstellung "menschlicher Ersatzorgane" geht. Aber es wird nicht wirklich deutlich, dass ein Schwein mit "menschlicher Niere" dadurch nicht zum Menschen wird.
Und die eine oder andere "menschliche Gehirnzelle" im tierischen Wirt würde aus einem Affen oder Schwein immer noch keinen Menschen machen. Oder ein menschlich denkendes und fühlendes Tier. Auch wenn der Autor das gar nicht so gemeint hat, hier wird in meinen Augen wieder einmal das Bild der "verrückten Wissenschaftler" bedient, die - ohne die Konsequenzen im Blick zu haben - fanatisch an irgend etwas forschen. Hier: an der Organ-Ersatzherstellung.
Dabei ist das alles scharf reguliert. Nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland. Ohne Ethikantrag und Tierversuchsantrag - zusätzlich zum Forschungsantrag! - läuft da gar nichts.
"Deutschland hat keine solche Barriere. Das dafür zuständige Embryonenschutzgesetz (ESchG) ist noch nicht an die neue Forschung angepasst. "
Die Barriere ist in Deutschland am allerhöchsten! Das "Embryonenschutzgesetz" haben Sie selbst zitiert. Dazu kommt noch das deutsche Tierschutzgesetz und der von Ihnen selbst zitierte "deutsche Ethikrat", der überproportional mit Theologen besetzt ist (gemessen an der Gesamtbevölkerung): http://www.ethikrat.org/u...
"Mitglieder des Deutschen Ethikrates"
Jüdische Rabbiner oder islamische Rechtsgelehrte oder buddhistische Lamas sucht man im deutschen Ethikrat vergebens.
Dabei hätten z.B. jüdische Rabbiner gegen die Stammzellforschung überhaupt nichts einzuwenden: http://www.spiegel.de/spi...
"Das kleine Israel ist ein Gigant in der Biotechnik. Vor allem in der Stammzellforschung sind die Israelis Weltspitze..."
Kurz gesagt: was in den USA, Großbritannien, Israel oder sonstwo in Sachen Stammzellforschung gesetzlich erlaubt ist, das ist in Deutschland dank der deutschen Gesetzeslage verboten.
Viele Experten setzen große Erwartungen in Stammzellenforschung und - als nächsten Schritt - das therapeutische Klonen.
Als Louis Pasteur 1864 die Keimtheorie formulierte und so den Grundstein zur modernen Impfung legte, urteilten Öffentlichkeit und Fachwelt einhellig: Verrückt!
Heute - und hunderte Millionen geretteter Menschenleben später - ist das Impfen nicht mehr aus der modernen Welt wegzudenken.
Dass jetzt solche Aufmacher kommen, verwundert kaum:
Natürlich muss der Gesetzgeber der technischen Innovation gewissen Rahmen setzen. Aber alles gleich abzulehnen, weil es auf den ersten Blick revolutionär erscheint, halte ich für kontraproduktiv.
Es gibt auch Menschen - darunter ernstzunehmende Wissenschaftler - die das Impfen nicht so euphorisch sehen wie die Mehrheit. Und dafür auch gute Gründe nennen.
Das sollten wir nicht verschweigen und nicht vergessen.
1.die biologische Evolution des Menschen, siehe Stammesgeschichte des Menschen
2.die Ausbildung der körperlichen und geistigen Merkmale des Menschen, siehe Hominisation
Was haben menschliche Gewebe in Tieren gewachsen mit der Evolution des Menschen oder der Ausbildung seiner körperlichen und geistigen Merkmale zu tun? Begriffe in Überschriften mußten einmal zutreffend sein, gegenwärtig genügt es Aufmerksamkeit erreichen wegen der click Zahlen.
Kommentare
Ich habe bei dieser Entwicklung Bauchschmerzen. Es bedarf hier meiner Meinung nach einem gesamtgesellschaftlichen Konsens, ob ein derartiger Eingriff in die Natur und menschliche Entwicklung - gleich ob man an Gottes Schöpfung oder die Evolution glaub - überhaupt mehrheitsfähig ist.
Für die Betroffenen ist es sicherlich ein Strohhalm, aber für andere ist es ein Alptraum in Frankenstein'scher Manier.
Was genau wäre daran ein "Alptraum", wenn eine Niere oder Leber oder gar ein Herz in einem Schwein heranwächst?
Wir züchten Schweine auch, um sie hinterher zu Schnitzel oder Schinken zu verarbeiten.
Warum soll man ein Schwein nicht als Organlieferanten züchten?
Ich sehe da nur medizinische Fragen, die es zu klären gäbe. Ob das für einen Patienten gezüchtete Organ, möglicherweise aus Patienten-eigenen Körperzellen, "frei genug" von Schweinezellen ist.
Damit der Organempfänger hinterher mit dem neuen Organ keine "Abstoßungsreaktionen" durchmachen muss, die neue Operationen nach sich ziehen würden.
Moralische oder ethische Fragen sehe ich da keine.
"Da sich Stammzellen prinzipiell in jede andere Zelle verwandeln können..."
Das ist nicht richtig.
Nur embryonale Stammzellen haben die volle Potenz, sich noch in jede andere Zelle umwandeln zu können.
Aber die oben angesprochenen " iPS" = "induzierte, pluripotente Stammzellen" haben (wie schon das im Namen enthaltene Wort "pluripotent" = "zu vielem fähig" besagt) diese Potenz nicht mehr.
Auch wird zwar richtig berichtet, dass es um die Herstellung "menschlicher Ersatzorgane" geht. Aber es wird nicht wirklich deutlich, dass ein Schwein mit "menschlicher Niere" dadurch nicht zum Menschen wird.
Und die eine oder andere "menschliche Gehirnzelle" im tierischen Wirt würde aus einem Affen oder Schwein immer noch keinen Menschen machen. Oder ein menschlich denkendes und fühlendes Tier. Auch wenn der Autor das gar nicht so gemeint hat, hier wird in meinen Augen wieder einmal das Bild der "verrückten Wissenschaftler" bedient, die - ohne die Konsequenzen im Blick zu haben - fanatisch an irgend etwas forschen. Hier: an der Organ-Ersatzherstellung.
Dabei ist das alles scharf reguliert. Nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland. Ohne Ethikantrag und Tierversuchsantrag - zusätzlich zum Forschungsantrag! - läuft da gar nichts.
"Deutschland hat keine solche Barriere. Das dafür zuständige Embryonenschutzgesetz (ESchG) ist noch nicht an die neue Forschung angepasst. "
Die Barriere ist in Deutschland am allerhöchsten! Das "Embryonenschutzgesetz" haben Sie selbst zitiert. Dazu kommt noch das deutsche Tierschutzgesetz und der von Ihnen selbst zitierte "deutsche Ethikrat", der überproportional mit Theologen besetzt ist (gemessen an der Gesamtbevölkerung):
http://www.ethikrat.org/u...
"Mitglieder des Deutschen Ethikrates"
Jüdische Rabbiner oder islamische Rechtsgelehrte oder buddhistische Lamas sucht man im deutschen Ethikrat vergebens.
Dabei hätten z.B. jüdische Rabbiner gegen die Stammzellforschung überhaupt nichts einzuwenden:
http://www.spiegel.de/spi...
"Das kleine Israel ist ein Gigant in der Biotechnik. Vor allem in der Stammzellforschung sind die Israelis Weltspitze..."
Kurz gesagt: was in den USA, Großbritannien, Israel oder sonstwo in Sachen Stammzellforschung gesetzlich erlaubt ist, das ist in Deutschland dank der deutschen Gesetzeslage verboten.
Viele Experten setzen große Erwartungen in Stammzellenforschung und - als nächsten Schritt - das therapeutische Klonen.
Als Louis Pasteur 1864 die Keimtheorie formulierte und so den Grundstein zur modernen Impfung legte, urteilten Öffentlichkeit und Fachwelt einhellig: Verrückt!
Heute - und hunderte Millionen geretteter Menschenleben später - ist das Impfen nicht mehr aus der modernen Welt wegzudenken.
Dass jetzt solche Aufmacher kommen, verwundert kaum:
https://www.thesun.co.uk/...
Natürlich muss der Gesetzgeber der technischen Innovation gewissen Rahmen setzen. Aber alles gleich abzulehnen, weil es auf den ersten Blick revolutionär erscheint, halte ich für kontraproduktiv.
Es gibt auch Menschen - darunter ernstzunehmende Wissenschaftler - die das Impfen nicht so euphorisch sehen wie die Mehrheit. Und dafür auch gute Gründe nennen.
Das sollten wir nicht verschweigen und nicht vergessen.
Was versteht die Redaktion unter "Menschwerdung"?
1.die biologische Evolution des Menschen, siehe Stammesgeschichte des Menschen
2.die Ausbildung der körperlichen und geistigen Merkmale des Menschen, siehe Hominisation
Was haben menschliche Gewebe in Tieren gewachsen mit der Evolution des Menschen oder der Ausbildung seiner körperlichen und geistigen Merkmale zu tun? Begriffe in Überschriften mußten einmal zutreffend sein, gegenwärtig genügt es Aufmerksamkeit erreichen wegen der click Zahlen.