Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag des Ökonomen Justus Haucap und der Bundestagsabgeordneten sowie stellvertretenden Bundesvorsitzenden der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
Seit einem Jahr darf jeder Arzt in Deutschland legal Cannabis verschreiben. In Kalifornien sind seit Beginn dieses Jahres Cannabisprodukte auch legal erhältlich, und ab Juli wird Cannabis in ganz Kanada legal erhältlich sein. Damit wird erstmals in einem OECD- und G7-Staat nicht nur der Konsum, sondern auch der Anbau von Cannabis legalisiert. Weltweit zeichnet sich ab, dass immer mehr Staaten auf der Welt diesem Trend folgen.
Der Grund für diese Entwicklung ist nicht etwa, dass Cannabis nun als weniger gesundheitsschädlich eingeschätzt würde als in der Vergangenheit. Im Gegenteil, gerade weil vom Cannabiskonsum eine Suchtgefahr ausgeht und Kiffen gesundheitsgefährdend ist, sollte der Konsum – in einem regulierten Rahmen – legalisiert werden, so paradox sich dies anhören mag.
Die Verbotspolitik ist gescheitert
Man benötigt keine wissenschaftliche Expertise, um zu wissen, dass der tägliche Konsum von Cannabis in rauen Mengen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gesund ist, so wenig gesundheitsfördernd wie der grenzenlose Konsum von Alkohol oder der hemmungslose Genuss von Süßigkeiten und fettigen Chips. Gerade bei Alkohol beruft sich selbst die Bundesregierung auf die kulturelle Identität, was jegliche sachliche Diskussion ad absurdum führt, da "Komasaufen" und Alkoholvergiftung kaum als Kulturgut bezeichnet werden können. Gibt es zum Alkoholismus klare Todesstatistiken, ist dies bei Cannabis gar nicht der Fall. Kurz und gut, auch die Schädlichkeit des Konsums von Cannabis ist, wie so oft im Leben, eine Frage der Häufigkeit und der Menge.
Die Folge des heutigen Cannabisverbots ist nämlich nicht, dass der Cannabiskonsum faktisch eingedämmt würde. Die Verbotspolitik ist in dieser Hinsicht komplett gescheitert. Jedoch hat der Staat die Kontrolle über den illegalen Markt vollkommen verloren. Die heutigen Dealer haben kein Interesse an Jugend- und Verbraucherschutz. Cannabisprodukte von dubioser Qualität sind heute selbst für Minderjährige völlig problemlos erhältlich. Teenager haben es faktisch oftmals einfacher, an einen Joint zu kommen als an Alkohol.
Zugleich sind illegale Drogen eine erhebliche Einnahmequelle für die organisierte Kriminalität, während bei Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichten Ressourcen gebunden werden, die für andere Zwecke dann fehlen. Dies hat kürzlich auch der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) bestätigt, der traditionell kein Freund von Drogen ist. In einem Statement hat sich der BDK vehement dafür ausgesprochen, das Cannabis-Verbot aufzuheben. Was erst einmal seltsam klingt, wird vom BDK logisch begründet: Es hat sich gezeigt, dass die bisherige Verbotspolitik auf ganzer Linie gescheitert ist. Die bisherigen Repressionen haben nicht dazu geführt, dass die Anzahl an Cannabiskonsumenten gesunken ist. Stattdessen wird unsere Polizei durch die Verfolgung von Bagatelldelikten im Zusammenhang mit Cannabis davon abgehalten, wirklich schwere Straftaten zu verfolgen.
Kommentare
Zeit wäre es. Mal schauen wie lange die Politik noch braucht.
Wohl sehr lange, da Marlene Mörtler auch in der neuen Bundesregierung weiter ihren inkompetenten Quatsch zur Drogenpolitik beitragen darf.
'Nun braucht Deutschland einen legalen Cannabismarkt. Das entlastet Polizei, generiert Steuereinnahmen und schützt Verbraucher.'
Es wird Zeit!
Rein rechnerisch gäbe es dafür eine Mehrheit im Bundestag.
Aber ist mit der konservativen SPD wohl nicht zu machen.
"Rein rechnerisch gäbe es dafür eine Mehrheit im Bundestag."
Die Rechnung müssen sie bitte vorlegen.
Ich komme auf was anderes:
94 - AfD: grundsätzlich gegen eine Liberalisierung
80 - FDP: für eine Liberalisierung
246 - Union: große Mehrheit dagegen
153 - SPD: gespalten
67 - Gründe: für eine Liberalisierung
69 - Linke: für eine Liberalisierung
Dafür (FDP, Gründe, Linke: 216; 216+ 1/2 SPD = 292 + x
Dagegen (AfD): 94 + 1/2 SPD = 170; 170 + 246 - x= 416 - x
Bis der erste Kiffer mit dem Auto ein Kind umfährt und hinterher sagt
"ich dachte ich konnte schon wieder fahren"
Ich bin ja eigentlich gegen Verbote , aber die Geschichte hat doch oft genug gezeigt, dass der großteil der Menschen zu dumm ist um mit Drogen umgehen zu können.
Da zähle ich mich selber auch mit hinzu.
Ich könnte nicht abschätzen wie lange ich nach 3 Joints nicht mehr Autofahren dürfte.
Nach 3 Bieren könnte ich es in etwa abschätzen.
Die Tatsache das es keine 0,0 Promillegrenze gibt ist in meinen Augen der eigentliche Hohn!
Während der Autor grundsätzlich recht hat, so bin ich doch nicht ganz mit seinen Prämissen einverstanden:
"gerade weil vom Cannabiskonsum eine Suchtgefahr ausgeht"
Die "Suchtgefahr" ist wohl eher wie bei Kaffee und überhaupt nicht vergleichbar zur Alkoholsucht.
Ich bin kaffeeabhängig (sehr regelmäßig und meist reproduzierbar Kopfweh wenn ich Kaffeepause mache und auch psychisch fühle ich mich dann sehr zum Kaffee hingezogen). Wenn man Kaffee trinkt ist man aber zum Glück noch zurechnungsfähig. Bekifft aber nicht. Daher ist eine Kaffeesucht deutlich weniger übel als Cannabisabhängigkeit.
Natürlich ist das kein guter Grund, Kaffee oder Alkohol oder Hanf zu verbieten. Für mich ist es aber einer, sowohl Alkohol als ggf. zukünftig auch das Kiffen maximal zu reduzieren. Illegale Drogen konsumiert habe ich noch nie, und getrunken wird vielleicht ein oder zwei mal im Jahr ein oder zwei Gläser.