Deutsche Klimaforscher fordern nach Pannen im Weltklimarat (IPCC) den Rücktritt des Chefs Rajendra Pachauri. Der Direktor des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie, Hartmut Graßl, sagte im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau, Pachauri solle "reinen Tisch machen" und die Leitung des wichtigen Gremiums in andere Hände geben.
Der Leiter des Instituts für Küstenforschung am GKSS- Forschungszentrum in Geesthacht, Hans von Storch, nannte den IPCC-Chef eine Belastung für den Klimarat, da er offenbar "Schlampereien" bei den Kontrollen des UN-Klimaberichts von 2007 zugelassen habe.
Graßl und Storch stehen in einer Reihe mit internationalen Klimaforschern, die dem IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) Fehler und Interessenverquickungen vorwerfen.
Augenfälligster Fehler im vierten Weltklimabericht war die Prognose, dass die Himalaja-Gletscher bis 2035 verschwunden sein könnten. Wissenschaftler sehen eher das Jahr 2350 als realistisch an. "Dieser Fehler hätte nicht passieren dürfen", hatte dazu Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) bereits im Januar gesagt.
Für Irritationen hatte auch die nicht rechtmäßige Veröffentlichung interner E-Mails gesorgt, deren Inhalt Anlass zu der Vermutung gab, einige Wissenschaftler hätten womöglich Teile von Forschungsergebnissen wissentlich zurückgehalten. Außerdem werfen Kritiker Pachauri Interessenverquickungen vor, weil er weiterhin als Leiter eines Forschungsinstituts tätig ist.
Kommentare
Verantwortlich ist nicht nur Pajauri
Pajauri scheint jetzt das Opfer zu sein, das gebracht werden soll, damit die ganze Konstruktion des IPCC überlebt.
Aber die Affäre um Pajauri ist nur die Spitze des Eisberges. Seit mindestens 1995 wurde im IPCC getrickst, um den angeblichen Beweis zu liefern, CO2 sei der Übeltäter für alle globalen Temperaturveränderungen.
Es war Graßl, der mit mit am lautesten die Trommel rührte. Von Storch war da schon seriöser, aber er konnte oder wollte einen Aufstand im IPCC nicht verantworten.
Man sollte einmal den Artikel von Prof. Ball vom 8. 2. 2010 über den Zusammenhang vom IPCC und CRU, Climate Research Unit, lesen, und dann wird man vieles verstehen, was nur Leute wussten, die sich bereits früher mit den Aktionen des IPCC beschäftigt haben.
Prof. Ball kennt die Entstehungsgeschichte des IPCC von Anfang an. Die erste große Fälschung geschah 1995, als Ben Santer einen Beschluss einer zuständigen Kommission ohne deren Wissen eigenhändig in dessen genaues Gegenteil verkehrte. Es ging um den Nachweis, inwieweit CO2 verantwortlich ist für globalen Temperaturänderungen.
Prof. Ball :
IPCC And CRU Are The Same Corrupt Organization by Dr Tim Ball February 8, 2010
http://anhonestclimatedebate…
Liegt es an Pachauri?
Zitat:"Der Max-Planck-Forscher Graßl äußerte die Sorge, dass Politiker wegen des beschädigten Ansehens des IPCC die berechtigten Warnungen vor den Folgen des Klimawandels nicht mehr ernst genug nehmen."
Ein anthropogener Anteil des Klimawandels wird bisweilen immer noch in Frage gestellt, bagatellisiert, geleugnet. Wurden die Warnungen bisher ohne Skandale um Pauchuri ernster genommen? Ich denke nicht. Aber selbst ohne die Warnungen des IPCC gibt es doch genug Anreize, Wirtschaft und Industrie neu auszurichten. So sinnvoll die Qualitätssicherung und der Schutz der Glaubwürdigkeit des IPCC ist, so wenig kann man Pachauri für Misserfolge in der Klimafolgenprävention und den mangelnden guten globalen Willen verantwortlich machen: der muss von den Verantwortlichen (auch mir selbst) kommen.
Wissenschaft und Gesellschaft
Aus Sicht eines unbeteiligten Wissenschaftlers ist es schwer, die Aufregung um den Bericht des IPCC zu verstehen.
Forschung ist immer vorläufig und fehlerhaft (die aktuelle beste Erkenntnis verdrängt die veraltete beste Erkenntnis). Jeder wissenschaftliche Bericht dient auch dazu, die Methoden und Erkenntnisse der Forschung transparent zu machen und es dem Leser zu ermöglichen, Fehler und Schwächen in der Argumentation aufzudecken.
Nach diesen Kriterien hat der IPCC-Bericht sein Ziel erreicht. Der 2035-Fehler, der seit Jahren durch die Diskussionen geisterte, konnte als falsch identifiziert werden. Zugegeben wäre der Fehler besser schon der Redaktion aufgefallen. Aber dennoch: Es handelt sich um einen in der Wissenschaft alltäglichen und wünschenswerten Vorgang.
Dass unerwartete Ergebnisse (siehe E-Mails) zunächst im kleinen Kreis geprüft werden, bevor man sie eventuell publiziert, erscheint mir ebenfalls völlig normal. Die leidvolle Erfahrung sagt, dass Unerwartetes meist von einem Dreher in der selbst gemachten Datenanalysesoftware verursacht wird.
So gesehen zeigt der Vorgang vor allem die Spannung zwischen einer Gesellschaft, die auf eine umfassende, einfache und wahre Antwort hofft, und der Wissenschaft, die bei allem Bemühen nur vorläufiges Wissen liefern kann. Der Erforschung des Klimawandels wäre jedenfalls durch eine differenzierte Diskussion in Gesellschaft und Medien besser gedient als durch den (sachlich völlig belanglosen) Rücktritt von Herrn Pachauri.
Pajauri ist ein kleiner Fisch
@Beranor
Man muss schon etwas mehr wissen über die Tätigkeit des IPCC und der zugehörigen
Forschergemeinde, um sich hier ein einigermaßen sachgerechtes Urteil zu bilden.
Es geht eben nicht nur um reine Wissenschaft, sondern das Thema „Klima“ ist hoch politisiert.
Deshalb auch die Reaktion der Mitglieder des IPCC, die offensichtlich Pajauri jetzt opfern wollen, damit der Betrieb weiter gehen kann wie bisher. Es geht eben auch um sehr viel Forschungsgelder, mit denen eine große Anzahl von Forschern finanziert werden. Und diese Gelder sollen möglichst nicht angetastet werden.
Einen Einblick über die internen Auseinandersetzung im „Klimabetrieb“ können Sie einem Artikel von Prof. Lindzen vom MIT entnehmen. Lindzen ist einer der wenigen Wissenschaftler, die genug finanzielle Unabhängigkeit besitzen, um offen die Probleme im Klimabetrieb zu kommentieren. Dagegen ist Pajauri und sein Verhalten ein kleiner Fisch, auch wenn er unverzeihliche Fehler gemacht hat.
Climate of fear, von Lindzen aus 2006
http://www.heartland.org/cus…
Ganz soo unabhängig ist Lindzen nicht,
Unterstützung für seine Forschung kommt auch von der Ölindustrie:
http://www.sourcewatch.org/i…
Dies soll nun nicht seine ganze Forschungsarbeit diskreditieren, aber finanzielle Unabhängigkeit sieht anders aus.