Feuilletonisten der alten Welt nennen Australien gelegentlich "den Wüstenstaat". Es ist das unvollständige Bild der Europäer von einem ausgedörrten Kontinent, in dem das Vieh verdurstet und in dem sich Farmer aus Verzweiflung das Leben nehmen. Dem Fünften Kontinent, der neben mehreren Wüsten auch schneebedeckte Gebirge und tropischen Regenwald zu bieten hat, wird das kaum gerecht. Das Klischee vom ewig heißen Wüstenstaat fördert die dritte andauernde Trockenperiode, die Big Dry , die bis heute im äußersten Südwesten vorherrscht. Dass Australien noch ganz andere Launen der Natur aushalten muss, daran erinnern derzeit Tausende Quadratkilometer überschwemmten Bodens im subtropischen Queensland.
"Es sind die schlimmsten Überflutungen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, die rund 40 Städte und Gemeinden gerade erleben", sagt der Klimatologe Blair Trewin vom National Climate Centre (NCC) in Melbourne . Während in der zuletzt am schwersten betroffenen Küstenstadt Rockhampton das Hochwasser mit 9,20 Metern den Scheitelpunkt erreicht habe, erwartet Trewin andernorts für die nächsten Tage Pegelhöchststände von 16 bis 17 Metern. Doch wie konnte es zu solch massiven Überflutungen kommen? Der australische Klimaforscher erklärt, bereits im Laufe des Dezembers seien "sehr große Wassermengen auf riesige Flächen niedergeprasselt".
Die Böden hätten die Wassermassen aufgesogen, zu einer Jahreszeit, in der die subtropische Regenzeit mit Wirbelstürmen (Zyklonen) und Starkregenfällen üblicherweise nicht einsetzt. In Australien herrscht derzeit Sommer. Zwischen dem 1. und 23. Dezember 2010 fielen jedoch 400 bis 600 Liter Regen auf den Quadratmeter. Über die Weihnachtsfeiertage, zwischen dem 23. und 28. Dezember, zusätzlich noch einmal 200 bis 400 Liter pro Quadratmeter. Weiter westlich, im Innern Queenslands, regnete es ebenfalls heftig, obwohl dort besonders heiße und trockene Sommer die Regel sind.
Das Wasser des Pazifischen Ozeans wird durch die besonders kräftige Sonneneinstrahlung während des australischen Sommers stark aufgeheizt. Je wärmer das Wasser wird, desto häufiger können Zyklone entstehen, die von Osten kommend auf Queenslands Küste treffen und dann zumeist südwärts wandern. Ein solches Sturmtief habe auch die derzeitigen Probleme rund um Rockhampton verstärkt, erklärt Blair Trewin. Obwohl es weiter nördlich, im tropischen Teil Queenslands auf das Festland traf und sich dort auflöste, nährte es die außergewöhnlich intensiven Niederschläge mit weiteren, großen Mengen an Feuchtigkeit.
"Tropische Wirbelstürme können mehrere hundert Kilometer breit sein", sagt der deutsche Klimaforscher Mojib Latif vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften . "Sie bringen besonders starke Niederschläge mit sich." Latif hat sich eingehend mit El-Niño - und La Niña-Effekten beschäftigt. Wetterphänomene, die alle sieben bis zehn Jahre wiederkehren. Derzeit herrscht im Südpazifik La-Niña , der der Westküste Südamerikas extreme Trockenheit und Ostaustralien überdurchschnittliche Regenfälle bringt. "Mit La Niña steigt die Temperatur des Südpazifiks", sagt Latif. Da diese sich auch infolge der globalen Erwärmung erhöhe, müsse man entlang der australischen Ostküste künftig häufiger mit starken Regenfällen rechnen.
Schon in den beiden Vorjahren wurde die Ostküste von ungewöhnlich großen Überschwemmung getroffen, auch wenn diese weniger dramatisch ausfielen, als die augenblicklichen. In diesem Sommer habe "eine Luftmassenströmung kontinuierlich Feuchtigkeit vom Pazifischen Ozean an die Ostküste geführt", erklärt Klimaforscher Blair Trewin. Ein "sehr warmer und beständig aus dem Osten wehender Wind" sei Ursache für die außergewöhnlichen Regenfälle der letzten Wochen.
Zwei hydrologische Einzugsgebiete nehmen die Regenmengen auf: Das des Fitzroy Rivers, der bei Rockhampton in den Pazifik mündet und mit 9,20 Metern am Mittwoch seinen Höchststand erreichte. Trewin erwartet, dass der Pegel etwa eine Woche lang bei 8,50 Meter verharren werde. Erst dann könnten Flutschäden rund um Rockhampton beseitigt werden. Das zweite Einzugsgebiet ist das Fluss-System des Condamine- und des Balonne-Rivers. Die in diesem Gebiet abfließenden Fluten bewegten sich "nur sehr langsam" in Richtung Südwesten und könnten daher im Stadtgebiet von St. George, 500 Kilometer westlich von Brisbane, neue Schäden verursachen, prognostiziert Trewin. Von dort aus werde sich die Flutwelle noch wochenlang ihren Weg über 2.000 Kilometer durch die australischen Ebenen suchen, bis sie nahe Adelaide schließlich das Südmeer erreicht. "Vier bis sechs Monate", sagt Trewin, werde das dauern.
Kommentare
Wer noch immer solche Leute wie Latif als Experten ankündigt
disqualifiziert sich selber! Eine Prognose von ihm gefällig:
"Winter mit starkem Frost und viel Schnee wie noch vor zwanzig Jahren wird es in unseren Breiten nicht mehr geben", sagt der Wissenschaftler Mojib Latif vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie" im Jahr 2000!
Rechnung ohne den Wirt
Das kommt halt davon, wenn man meint, man hätte alles berücksichtigt. Was prinzipiell unmöglich ist.
Eine Änderung in der Aktivität der Sonne plus eine Meeresströmung, die doch etwas anders verläuft als erwartet, und schon kommt alles anders.
Hybris nennt man sowas, glaub ich.
zur Zeit wird ja mal wieder der Eindruck erweckt,
Australien sei gerade das erste Opfer eines möglichen menschenverursachten Weltuntergangs ... welcher aber laut Geschichtsbücher schon sehr lange andauert
Beispiele: 4 February 2009
http://news.bbc.co.uk/2/h...
http://en.wikipedia.org/w...
1806 Maitland
1820 Maitland
1852 Gundagai 89 deaths
1893 Brisbane
1893 Maitland 9 deaths
1913 Maitland
1916 Clermont 65 deaths
1927 Wollombi
1929 Derby 22 deaths
1930 Maitland
1931 Maitland
1934 Yarra River 35 deaths
1949 Maitland
1950 Maitland
1951 Maitland
1952 Maitland
1952 Belmont, Geelong
1955 Maitland Flood 14 deaths
1955 1956 Murray River flood
1955 1955 Hunter Valley floods 25 deaths
1971 1971 Canberra flood 7 deaths
1971 Maitland
1974 1974 Brisbane flood 16 deaths
1986 Sydney 6 deaths
1990 East Coast 7 deaths
1996 Queensland/New South Wales floods 4 deaths
1998 Katherine flood 3 deaths
2007 2007 Hunter Valley floods 9 deaths
2007 2007 Maitland Flood 2 deaths
2010 September 2010 Victorian floods
2010 March 2010 Queensland floods
2010 December 2010 Carnarvon/Gascoyne flood
2010 December 2010 Queensland floods 8 deaths
http://www.bom.gov.au/cli...
Flood at Clermont, December 1916
Northern Tasmania Flood, April 1929
The 1934 Floods in Melbourne
Hunter Valley, February 1955
Katherine Floods 1998
The Big Wet, January 1974
Nyngan and Charelville, April 1990
Southeast Australia, June 1952
Floods in Soutwest WA, July 1926
The Great Roper River Flood of 1940
"Millimeter pro Quadratmeter"
Niederschlag wird in Millimetern gemessen.
"Millimeter pro Quadratmeter" ist falsch.
Wenn man auf eine Fläche bezugnehmen will, muß man ein Hohlmaß angeben -- z.B. Liter pro Quadratmeter.
Millimeter pro Quadratmeter
Liebe(r) Azenion,
vielen Dank für den Hinweis. Die Angabe Millimeter pro Quadratmeter ist aber nicht grundsätzlich falsch.
Um Regen bzw. Niederschlag zu messen, wird dieser in Messgeräten durchaus mit einer Höhe von XY Millimetern angegeben.
Ein Millimeter pro Quadratmeter heißt, dass Wasser innerhalb eines Quadratmeters, den man sich als geschlossenes Gefäß vorstellen kann, eine Höhe von 1 mm erreicht.
Ein Millimeter pro Quadratmeter ist gleich der Menge 1 Liter pro Quadratmeter.
400 Millimeter pro Quadratmeter Regen bedeuten also: 400 Liter pro Quadratmeter
Ich stimme Ihnen aber zu, dass die Angabe XY Liter pro Quadratmeter anschaulicher ist. Deswegen haben wir die Angabe im Text entsprechend verändert.
Grüße aus der Redaktion
Die Arche Noah für Australien -Queensland in den Fluten
Die Lage in down under spitzt sich zu und hier hilft wohl noch noch die Arche Noah, da diese Wassermassen biblische Ausmaße annimmt, vor allen Dingen Queensland mit den Kohleminen ist das sehr betroffen, wirklich gut ist hier nur der Zusammenhalt der Aussis in dieser prekären Lage und ihr unerschüttlicher Optimismus.