Eine Enttäuschung für Umweltschützer: Die
Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze in der
Antarktis (CCAMLR)
hat ihre Sondersitzung zur Einrichtung zweier Meeresschutzgebiete ohne Ergebnis abgebrochen. Grund seien von
Russland
überraschend aufgeworfene juristische Fragen, sagte der deutsche Delegationsleiter Walter Dübner bei dem Treffen in
Bremerhaven
.
Die Sondersitzung mit 24 Ländern und der EU hatte zum Ziel, im Südpolarmeer Schutzgebiete auszuweisen, die mit insgesamt rund 3,8 Millionen Quadratkilometern fast so groß sind wie die Europäische Union . Neuseeland und die USA schlugen vor, etwa 2,2 Millionen Quadratkilometer im Rossmeer unter Schutz zu stellen. Australien , Frankreich und die EU , die als ein Teilnehmer auftritt, wollten 1,6 Millionen Quadratkilometer im Osten der Antarktis schützen. In CCAMLR-Schutzgebieten ist etwa der Fischfang eingeschränkt.
Es sei völlig unverständlich, dass Russland jetzt die Frage aufwerfe, ob die Kommission berechtigt sei, Schutzgebiete auszuweisen, sagte Greenpeace-Meeresexpertin Iris Menn, die als Beobachterin an den zweitägigen Beratungen teilnahm. Bereits zuvor hatten auch China und die Ukraine Vorbehalte geäußert. Bereits im vergangenen Jahr war das Vorhaben an einigen Bedenkenträgern gescheitert.
Nächster Anlauf im Oktober möglich
Der deutsche Delegationsleiter Dübner sieht trotz des aktuellen Misserfolgs noch Chancen, zu einem positiven Beschuss zu kommen. Er habe die russische Delegation aufgefordert, Vorschläge zu machen. "Wir sollten anfangen, Kompromisslösungen zu suchen, für die beiden Vorschläge, die auf dem Tisch liegen." Die nächste reguläre CCALMR-Sitzung ist für Oktober geplant.
Die Kommission kann allerdings nur einstimmig entscheiden. Die internationale Staatengemeinschaft hat sich verpflichtet, bis 2020 zehn Prozent der Küsten- und Meeresgewässer als Schutzgebiete auszuweisen. Bisher sind es zwei Prozent.
Russland überrascht Experten
Der Experte für Meeresökosysteme der Umweltstiftung WWF, Tim Packeiser, sprach von einem Schlag vor den Kopf und einem Affront. Die Delegierten seien von der russischen Position überrascht worden. Er appellierte an die Konferenz, die offenen Fragen zu klären. "Wir sehen keine unüberwindbaren Punkte", sagte Packeiser.
Auch der Leiter der Stabsstelle Umweltpolitik am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, Stefan Hain, äußerte sich überrascht zu den Einwendungen Russlands. "Dieses Übereinkommen hat ja 2009 schon ein marines Naturschutzgebiet angenommen." Die Organismen seien einzigartig und der Lebensraum enorm vielfältig, sagte Hain im Deutschlandfunk. Der Meeresboden sehe fast wie ein tropisches Korallenriff aus. Allerdings sei das System auch sehr empfindlich: Eine Schnecke könne in der Nordsee in wenigen Wochen Nachwuchs produzieren. "Das dauert in der Antarktis 18 bis 20 Monate."
Kommentare
Russland...
Tatsächlich?
Wetten dass z.B. die USA, Cinesen und anderer insgeheim aufatmen, dass die Russen als erste vorgeprescht sind?
Erbärmlich. Einmal mehr wenn es darum geht unseren Lebensraum nicht nur zu schützen, sondern mittlerweile zu retten.
Andere Wette
Eine andere Wette:
Wäre der Titel "USA stoppen Meeresschutzabkommen für Südpolarmeer" hätten wir jetzt schon 100 empörte Kommentare.
".. ob die Kommission berechtigt sei, Schutzgebiete auszuweisen"
Ich hätte geschworen die Berechtigung ist keine Frage von Komissionen sondern, Vernunft.
Große überraschung...
..das ist ähnlich Erwartungskonform, wie wenn die Japaner sich mal wieder gegen den Schutz bedrohter Walarten stellen.
Was zu erwarten war
Derartige Konferenzen sind - leider - oft Spiegelfechtereien. Dass die einflussreichsten Wirtschaftsmächte am Ende den Ausschlag geben, dürfte niemanden überraschen.
Umweltschutz hat bislang keine dieser Großnationen davon abhalten können, Lebensräume als Profitquellen zu nutzen - warum sollte dies in Bremerhaven anders sein? Verfügbarkeit von Energieträgern und Reingewinn ist noch immer der treibende Faktor.