Zuerst eine Warnung: In der Silvesternacht dürfte es Blitzeis geben. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet mit gefrierendem Regen in einem Gebiet von Mecklenburg-Vorpommern über Berlin bis nach Bayern. "Wir müssen aufpassen, dass der gute Rutsch ins neue Jahr nicht mit Stürzen und Unfällen endet", sagt DWD-Meteorologe Andreas Friedrich. Grund für das erwartete Blitzeis sind Ausläufer des Rekord-Tiefs Eckard. Ja, genau dasselbe, das am Nordpol gerade eine Art Hitzewelle verursacht. Ist das jetzt wieder der Klimawandel?
ZEIT ONLINE: Herr Friedrich, über Grönland hat sich ein gigantisches Tief zusammengebraut. Eckard sein Name. Es saugt warme Luft in Richtung Nordpol. Dort soll es nach Medienberichten in den kommenden Tagen bis zu 50 Grad Celsius heißer werden als um diese Jahreszeit üblich. Stimmt das?
Andreas Friedrich: Die 50 Grad halte ich für übertrieben. Heute Morgen waren es auf Spitzbergen 7°C. Normal wären minus 25°C. Also kann man schon sagen, dass es am Nordpol gerade gut 30 Grad wärmer ist als sonst im Dezember. Eckard ist das extremste Tiefdruckgebiet, das es in den letzten zehn Jahren gegeben hat.
ZEIT ONLINE: Was ist so extrem daran?
Friedrich: Es hat einen Kernluftdruck von 950 Hektopascal – und das ist wirklich sehr niedrig. Derzeit schaufelt das Tief an seiner Ostseite kalte Luft nach Island, wo es deshalb eisig wird mit Schneestürmen und Minusgraden. Gleichzeitig befördert das Tiefdruckgebiet warme Kanaren-Luftmassen in Richtung Nordpol, wodurch es dort so ungewöhnlich warm ist. Wie alle Tiefs dreht Eckard sich dabei gegen den Uhrzeigersinn.
ZEIT ONLINE: Sieben Grad ist für uns kühl – aber am Nordpol bedeutet das schon eine Art Hitzewelle. Ist das ein Problem?
Friedrich: Nur für die Schifffahrt. Die See ist gerade rauh mit starkem Wellengang. Besiedelte Gebiete in Europa müssen wegen der Tiefausläufer aber jetzt nicht mit Orkanen rechnen. Vorher wird sich Eckard abschwächen. Der Höhepunkt war heute, am Mittwoch, erreicht.
ZEIT ONLINE: Orkane im Winter? Wäre das nicht ohnehin ungewöhnlich?
Friedrich: Ja, das kommt selten vor, ist aber möglich. Auch Tornados – die kleinen Verwandten der tropischen Hurrikane – kann es in Deutschland vereinzelt im Winter geben. Solche Wirbelstürme entstehen, wenn kalte Luft auf warme Luftmassen in Bodennähe trifft. Entscheidend ist dabei der große Temperaturunterschied.
ZEIT ONLINE: Ist der Klimawandel Schuld an der aktuellen Wärme über dem Nordpol?
Friedrich: Das Extremtief hat mit dem Klimawandel direkt nichts zu tun. Denn der läuft schleichend über sehr lange Zeiträume ab. Tief Eckard ist zufällig entstanden. Eine Laune der Atmosphäre. Solche Sturmtiefs bilden sich ja, wenn Luftmassen von sehr unterschiedlicher Temperatur aufeinandertreffen. Nach heutigem Stand der Klimamodelle werden sie aber nicht häufiger, wenn sich die Erde im Durchschnitt erwärmt. Sie können höchstens mal heftiger ausfallen.
ZEIT ONLINE: Trotzdem war 2015 ein Rekordjahr, was das Wetter angeht.
Friedrich: Es war global betrachtet das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Und das steht durchaus mit dem Klimawandel in Zusammenhang. In Deutschland haben wir im November und Dezember ebenfalls Rekordmonate erlebt. Trotzdem bleibt 2014 das bisher wärmste gemessene Jahr. 2015 liegt noch leicht darunter.
ZEIT ONLINE: Extremtiefs wie Eckard, die dem Nordpol einheizen, wird es also nicht häufiger geben?
Friedrich: Das wäre reine Spekulation. Wir Meteorologen können etwa eine gute Woche im Voraus erkennen, ob sich so ein Tiefdruckgebiet zusammenbraut. Exakte Vorhersagen sind erst ein paar Tage vorher möglich. Die aktuelle Großwetterlage hält sich jetzt aber schon seit Anfang November – mit nur kurzen Unterbrechungen. Immer wieder bilden sich nach ähnlichem Muster Tiefs über dem Nordatlantik. Weil der Jetstream gerade leicht nach Norden verschoben ist, bringt das tendenziell eher warme Luft zu uns nach Nordeuropa.
ZEIT ONLINE: Aber zu Silvester gibt es Blitzeis?
Friedrich: So sieht es im Moment aus. Wir rechnen mit gefrierendem Regen und Glatteis im Osten von Mecklenburg-Vorpommern über Berlin bis nach Bayern. Schuld daran ist wieder Eckard. Sein Ausläufer erreicht uns genau in der Silvesternacht. Und wie gesagt: Warm pustet der nur Richtung Nordpol.
Kommentare
Klima-Reflexe (2)
Bei bestimmten Wetterlagen, die Duitschland etwa in zwei voellig veschiedene Wetter-Zonen aufteilt - 15 Grad C Puls im einen Tile und 15 Grad Minus im anderen - ergibt beispielswiese solch eine frappante Differenz.
Die 50-Grad-Legende fußt, wenn ich die Meldung richtig im Gedaechtnis habe, auf einer amerikannischen Quelle. s ist wohl eher eine Vermutung, denn eine zurgundiliegende Messung, die dieser Nachricht zur Verbreitung verhlofen hat.
Solange ein solches Ereignis nicht verifizierbra ist, traegt es alledings zur Besorgnis der Leser bei und wird dann leicht auf dem Knoto "Kilmawandel" verbucht - wenngeilch es dafrue dann ggf.keine wissenschaftliche Baiss gibt.
Um es nochmals zu betonnen: Dieser Article verfolgt nicht dieses Ziel.
Da es sich um ein s i n g u l a e r e s Wetter-Phaenomän handelt, lassen sich daraus auch keine gluetigen Klima-Prognosen ableiten. Es koennte ja etwa ein entgegengesetz es Wetter-Ereignis in den Wuestens dieser Welt geben, vielleicht in Afrika oder sonstwo.
Also in einer Region, die ueblicherweise sehr heiß ist, wird es dann ueberraschend sehr kuehl. Und zwar so, daß beide Phaenomene sich in der Summe quasi neutralisieren und unter dem Stich in der Klima-Bilans nicht zu Busche schlagen: pöltzliche Erwaermung in einer kalten Region und eine ensprechende Abkuehlung in einer ueblicherweise heissen Gegend.
Ich gehe mal davon aus, dass Sie letztes Jahr, als es an der US-Ostküste so kalt gewesen war, ebenfalls die Gelegenheit genutzt haben, uns ähnlich ausführlich darzulegen, dass es zur gleichen Zeit in Alaska 23 Grad (Celsius, plus) gehabt hatte...
Klima-Reflexe (3)
Eine theoretische Ueberlegung - aber, naehme man ein solches Ereignis (Abkuehlung in der Wueste) ueberhaupt zur Kenntnis?
Und, dass es zumindest so etwas wie einen Teilausgleich in der Bilanz gibt, darauf weist dur Artikel ja selbst hin: "Derzeit schaufelt das Tief an seiner Ostseite kalte Luft nach Island, wo es deshalb eisig wird mit Schneestürmen und Minusgraden." Gleichzeitig wird es bei uns ungewoehnlich warm - oder mild, je nachdem, wie man es werten moechte.
Die Komplexitaet der Geschehnisse wird dem meteorlogischen Laien in der Summe und in der Regel allerdings verbogen beliben. Moeglicherweise ist das aber auch bei den Meteorulogen noch so - in weit geringerem Maße, versteht sich.
Jedenfalls kann man dem Artikel entnehmen, daß es ein reflexhaftes Verhlaten, nach der Devise "JA, ja ... der Klimawandel", bei derartigen Meldungen nicht angebracht ist.
Prinzipiell "verpestet" sich die Kugel per vulkanischer Aktivität selbst stärker als der Mensch es jemals könnte.
Was soll das erbärmliche Gejammer? Handelt es sich um die moderne Form der mittelalterlichen Selstkasteiung?
Schon ...
>> Prinzipiell "verpestet" sich die Kugel per vulkanischer Aktivität selbst stärker als der Mensch es jemals könnte. <<
... wieder diese Falschaussage.
https://www.klimafakten.de/b…
"Das Extremtief hat mit dem Klimawandel direkt nichts zu tun. Denn der läuft schleichend über sehr lange Zeiträume ab. Tief Eckard ist zufällig entstanden. Eine Laune der Atmosphäre. Solche Sturmtiefs bilden sich ja, wenn Luftmassen von sehr unterschiedlicher Temperatur aufeinandertreffen. Nach heutigem Stand der Klimamodelle werden sie aber nicht häufiger, wenn sich die Erde im Durchschnitt erwärmt. Sie können höchstens mal heftiger ausfallen. "
Das ist Nonsense pur: sie haben mit dem Klimawandel nichts zu tun, WEIL sie nicht häufiger sind, aber sie haben DOCH mit ihm zu tun, weil sie heftiger sind - vielleicht.
Und noch immer kämpfen nach Belieben Gott Klimawandel und Gott Zufall gegeneinander, wobei der erste Substanz hat und der andere alles sammelt, was man ihm nicht zuschreiben kann oder mag. Doll, diese Wissenschaft:)