Ich arbeite in einem kreativen Beruf, ständig hantiere ich mit Bildern. Außerdem fotografiere ich selbst viel, und ich hoffe: nicht mal schlecht. Aber ich habe noch nie ein Bild ausgedruckt. Die Bilder, die ich mache, lagern auf Festplatten und Speicherkarten. Doch jetzt ist mir dieses Gerät von Polaroid in die Hände gefallen. Es ist ein kleiner Drucker, der Bilder, die man mit dem Smartphone gemacht hat, sofort ausdrucken kann.
Die Polaroidkameras waren damals magisch. Ihnen war es zu verdanken, dass man ein Bild von sich selbst binnen einer Minute in der Hand hatte. Und man sah sich selbst, so wie man gerade war. Als die Bilder noch analog waren und man sie nicht auf einem Display kontrollieren konnte, war ein Foto tatsächlich ein eingefrorener Moment. Und wenn man auf einem Foto mal schief guckte, dann konnte man es nicht korrigieren oder löschen. Man hatte ein Zeitdokument in der Hand. Heute hingegen laufen wir alle mit Selfie-Gesichtern herum, wir wissen in jeder Sekunde, wie wir aussehen. Der Polaroiddrucker bringt das Erlebnis des Papierfotos wieder zurück. Es dauert nur einen Moment, schon spuckt der kleine Drucker ein Bild aus. Ein Film reicht für zehn Bilder, ein Paket für 30. Und wie die Selbstentwicklerbilder damals sind auch die heutigen Polaroidbilder relativ teuer. Aber das ist sogar gut, denn dadurch bekommt ein Bild, das man von sich selbst macht, wieder einen Wert.
Und wenn ich eines fernen Tages keine meiner Festplatten mehr decodieren kann, dann werde ich wenigstens dieses eine gedruckte Bild haben, das dokumentiert, wie ich mal ausgesehen habe. Und ja, ich gucke etwas schief darauf.
Technische Daten
Direktdruck über Bluetooth oder NFC- Technologie, kompatibel mit iOS- und Android-Geräten, ZINK-Papier (tintenfrei), Fotos 5 x 7,5-cm-Fotos in Vollfarbe, Gewicht 187 g, Preis 129,99 Euro
Mirko Borsche, Creative Director des ZEITmagazins, schreibt jede Woche die Kolumne "Unter Strom"